vom 27. Mai bis 3. Juni 2021
Innsbruck-Lebring-Fürstenfeld-Sinabelkirchen-Altenmarkt-Innsbruck - 1.036 km
Donnerstag, 27. Mai 2021
Wir sind erst vorgestern von unserer 102. WoMo Fahrt heimgekommen, schon
geht es wieder weiter - on the road again. Diese Fahrt wird bedeutend länger,
wir fahren in die schöne Steiermark. Schon gestern haben wir alles Notwendige
ins WoMo eingeladen, es fehlt nur noch der Pasch, die Notebooks und der Rest
der Milch. Die Sachen sind schnell verstaut, die Nummernschilder noch schneller
getauscht und los geht’s. Also zumindest theoretisch. Denn praktisch ist unser
braver Nasenbär auf seinem Abstellplatz eingekreist von einem guten Dutzend
Lieferfahrzeugen, die alle gleichzeitig die Garage heimsuchen. Sogar ein großer
LKW will entladen werden. Und wir mittendrin. Ilse übernimmt dann die Aufgabe,
den einen oder anderen Fahrer zum vorübergehenden „Umparken“ zu bewegen, sie
sind alle wirklich sehr bemüht und hilfsbereit - also können wir mit einer
knappen halben Stunde Verspätung unsere 103. WoMo Reise antreten. Wir sind (zum
Glück!) noch nicht einmal auf der Autobahn, da durchzuckt Gernot plötzlich die
Erkenntnis: „Jössas - der Fabia!!“ Wir haben ja unseren PKW auf irgendeinem freien
Parkplatz in der Garage zwischengeparkt, wie wir das immer beim Beladen des
WoMo machen. Erst wenn Gernot mit dem WoMo wegfährt, kann Ilse mit dem Fabia
auf unseren Parkplatz nachrücken. Und tja - in der ganzen Euphorie, aus der
blockierten Garage endlich rauszukommen, haben wir den PKW vergessen. Mit
angestecktem Zündschlüssel, auf irgendeinem fremden Parkplatz. Nicht
auszudenken, wenn uns das nicht noch rechtzeitig eingefallen wäre. Also schnell
zurück zur Garage, Ilse hat unseren PKW auf seinen Platz gestellt und
anschließend konnte es dann endgültig losgehen.
Unser erstes Ziel ist Lebring bei Leibnitz in der Steiermark, dort wohnt
Gernots Jugendfreund Ralfi. Wir fahren bis Wörgl auf der Autobahn, dann die
Bundesstraße bis Lofer und danach nach Zell am See. Das Wetter ist perfekt zum
Reisen, wir kommen sehr gut voran, erst vor Bischofshofen bremsen uns zwei
Baustellen ein wenig ein und wir stehen zweimal eine gute Viertelstunde lang im
Stau - Blockabfertigung vor einem Tunnel. Dann geht es ohne Probleme weiter auf
die Tauernautobahn, die wir nach ein paar Kilometern wieder verlassen, denn bei
Altenmarkt fahren wir ab und nehmen die Bundesstraße durchs Ennstal. Vom
Verkehrsaufkommen sind wir wirklich überrascht, denn durch das gesamte Ennstal
sind wir phasenweise alleine (!) unterwegs, oft befindet sich 500 Meter vor und
hinter uns kein einziges Fahrzeug. Das wird wohl nicht Alltag sein, aber
Donnerstag vormittags scheint eine gute Reisezeit zu sein. Es bremsen uns die
ganze Fahrt über nur die Geschwindigkeitsbegrenzungen und Ortsdurchfahrten
ein, sonst sind wir immer mit Tempo 80 unterwegs. Sehr lässig. Und so kommen
wir völlig relaxed nach Liezen und ab das geht’s wieder auf die Autobahn. Die
wir dann erst bei der Ausfahrt „Lebring“ verlassen werden. Ganz so ist es dann
aber nicht gekommen. Kurz vor dem Gleinalmtunnel hat sich ein Unfall ereignet
und wir sind eine ganze Zeitlang im Stau gestanden. Wird uns eine knappe
dreiviertel Stunde gekostet haben, völlig wurscht natürlich. Nach dem langen
Tunnel (9,50 Euro) sind wir dann zum Autobahnkreuz „Graz“ gekommen, jetzt ist
es nur noch ein Katzensprung und wir haben uns schon mal bei Ralfi angekündigt.
Doch es hat tatsächlich noch einmal einen Unfall gegeben, schon von Weitem
haben wir einen kilometerlangen Stau gesehen. Zu unserem großen Glück sind wir
gerade noch bis zur Ausfahrt Wildon vorgekommen, fünf Minuten später wären wir
nicht mehr von der Autobahn runtergekommen und hätten den Stau „absitzen“
müssen. So haben wir uns halt vom Navi nach Lebring leiten lassen, unser Reiseziel
werden wir jetzt von der anderen Seite her anfahren. Kein Problem natürlich und
endlich parkten wir unser treues Häuschen direkt vor dem Gartentor von Ralfis Haus
ein.
Nach der herzlichen Begrüßung haben wir schnell den Strom angesteckt, mehr
müssen wir nicht machen, um das WoMo in den Camping-modus zu bringen. Ralfi hat
uns ein wunderbares Essen vorbereitet, Spaghetti Bolognese vom Feinsten. Selten
so eine gute Pasta am Teller gehabt, Ilse meinte sogar, dass das Sugo durchaus
mit dem von Gernot mithalten kann. Für wen der beiden das jetzt das größere Lob
ist …? 😊 Wie selbstverständlich
haben wir von Ralfi gleich die ersten Drinks verpasst gekriegt, das werden
sicherlich nicht die letzten für heute gewesen sein …
Natürlich ist es dann genau
so gekommen - um ca. 17 Uhr sind wir zu einer „Buschenschank“ aufge-brochen,
wie die manchen Bauernhöfen angeschlossenen Gastbetriebe in der Steiermark
genannt werden. Dort werden Speisen und Getränke angeboten, vor allem natürlich
Letzteres. Schon vor der Abfahrt hat Ralfi deshalb Ilse gefragt, ob sie sich
die Rückfahrt mit seinem „Amarok“ zutrauen würde. Wegen der Größe, wegen der
Automatik und überhaupt. Da haben wir lachen müssen - Ilse ist schon Autorennen
gefahren, da hat Ralfi noch nicht einmal sein Bonanza-Fahrrad gehabt. Und unser
WoMo hat Ilse auch perfekt im Griff und das ist doch noch ein wenig größer als
ein Amarok. Beim Bauern sind wir zuerst noch alle im Freien zusammengesessen,
Corona ist übrigens hierzulande überhaupt kein Thema, höchstens eine Randnotiz.
Metzgermeister Walter ist auch da, Gernot kennt ihn gut, beim letzten Besuch
wurden wir reich mit Wurst, Speck, Würsteln und Wein beschenkt. Walter hat sich
heute testen lassen, alle belächeln ihn deshalb, der Wirt schaut sich den Zettel
nicht einmal an. Auch wir werden nicht nach unseren Impfpässen gefragt, hier in
der Steiermark hat Corona seinen Schrecken verloren. Ganz davon abgesehen,
haben sich die Leute hier nie besonders um die Pandemie gekümmert, daher
verwundert auch Walters Aussage „wir haben es eh alle gehabt, aber die
wenigsten sind krank geworden“ nicht. Herdenimmunität auf die harte Tour - uns
Impflingen kanns zum Glück wurscht sein. Dann ist urplötzlich ein heftiges
Gewitter aufgekommen und wir sind in die gute Stube des Bauern übersiedelt.
Dort sind wir dann ca. zu zehnt gesessen, der Bauer hat Hauswürsteln und später
noch zwei riesige, kalte Schweins-braten gebracht, dazu wurde das Ruetz-Brot
gegessen, das wir als Gastgeschenk aus Tirol mitgebracht haben. Wir zwei haben uns
beim Essen zurückgehalten, die Bolognese hat uns vollkommen gereicht. Auch beim
Alkohol haben wir zu fast jedem Angebot nein gesagt - danke, keinen Schnaps,
danke, keinen Enzian- Likör, danke, keinen Most. Ilse hat Apfelsaft getrunken,
Gernot war mit zwei, drei Bier mehr als zufrieden. Dafür haben die anderen
Gäste ordentlich zugelangt, Ilse hat eh ein symbolträchtiges Foto gemacht. Dass
danach jeder (!!) mit seinem Auto heimgefahren ist verwunderte uns dann schon
nicht mehr, hier herunten laufen die Uhren offenbar echt anders. Uns kanns
wurscht sein, jeder muss selber wissen, was er tut. Wir sind dann auch
irgendwann einmal aufgebrochen, Ilse hat uns erwartungsgemäß perfekt zurück in
Ralfis Haus chauffiert. Dort haben wir noch ein wenig gequatscht und Ilse hat
sich von Ralfi einen Cocktail mixen lassen, auf Gin-Basis mit Ananassaft und
vielem mehr. Eh nur ein dreiviertel Liter. Gernot ist beim Bier geblieben. Der
zunehmenden Alkoholisierung entsprechend sind dann die Gespräche immer flacher
und auch blöder geworden, also sind wir allesamt schlafen gegangen. Das wird so
um Mitternacht herum gewesen sein. Ralfi hat uns zwar sein Gästezimmer
hergerichtet, aber als echte Camper bevorzugen wir natürlich unser Wohnmobil.
Noch vor dem Einschlafen war uns klar - wir werden morgen schon abfahren, noch
zwei oder drei Tage halten wir diese Saufereien nicht aus - denn leider ist der
tägliche Rausch das bestimmende Thema in dieser Gegend. Und auch wenn wir beide
gerne mal dem Alkohol zusprechen - einen richtigen Rausch haben wir nie und
hier hätten wir ihn zwangsweise täglich. Das ist nichts mehr für uns …
Nach einer ziemlich kurzen und eher frischen Nacht haben wir noch vor 7 Uhr
unser WoMo für die Weiterfahrt hergerichtet und sind von Lebring abgefahren.
Vorerst ohne Ziel, aber das wird sich finden. Wir fahren auf die Autobahn und
nach wenigen Kilometern parken wir uns bei einem Rasthof ein. Ilse kocht uns
einen wunderbaren Kaffee zum richtig munter werden, Gernot geht derweil in der
Tankstelle das Frühstücksgebäck besorgen. Es ist neblig, aber langsam drängt
sich die Sonne durch die dichte Wolkendecke. Wir warten gemütlich den ärgsten
Frühverkehr ab und Ilse durchforstet derweil das Netz nach einem Campingplatz
in der Nähe von hier (wo immer wir auch gerade sind 😊) und in der Nähe von
Sinabelkirchen, wo Gernots Onkel Wolfgang wohnt. Bei dem sind wir in drei Tagen
angesagt und bis dahin brauchen wir Erholung vom gestrigen Abend. Wenig
verwunderlich ist Ilse dann bald einmal fündig geworden und wir melden uns am
Campingplatz Fürstenfeld an. Der liegt direkt an einem Freibad, die Bilder auf
der Homepage und die Rezensionen schauen gut aus. Wir sagen uns für Mittag an.
Es sind keine 60 Kilometer bis dorthin, es ist noch nicht einmal 9 Uhr, also
fahren wir bei einem Autobahn-Rastplatz ab und machen einen gemütlichen
Vormittags-Pasch. Was für ein Privileg, wenn man ein Lieblingsspiel hat, das einem
niemals langweilig wird und dem wir uns stundenlang hingeben können. Dazu
trinken wir Kaffee und haben eine wirklich entspannte Zeit. Wie wir dann
weiterfahren, meldet sich die Tankanzeige mit ihrem grellgelben Warnlicht. Nun
könnten wir noch locker an die 50 bis vielleicht sogar 80 Kilometer weiterfahren,
aber das mag Ilse gar nicht. Also fahren wir bei der nächstbesten Abfahrt
runter von der Autobahn und suchen nach einer Tankstelle. Ohne das Navi zu
fragen. Natürlich findet sich bald einmal eine Tankmöglichkeit, wenngleich nur
für Kunden vom Lagerhaus/Maschinenring. Kein Problem - ein Mitarbeiter steckt netterweise
für uns seine Karte in den Automaten und wir können Diesel nachgießen. Danach
fahren wir die letzten paar Kilometer nach Fürstenfeld und ziemlich genau um 11
Uhr treffen wir am Campingplatz ein. Um zum Platz zu kommen, passieren wir
zuerst die Einfahrt ins Schwimmbad, dort werden auch unsere Impfpässe
kontrolliert. Dann melden wir uns an, das geht ruck-zuck, Ilse kriegt gleich
mal einen Begrüßungs-schnaps angeboten. Am Vormittag! Steiermark halt 😊. Wir beziehen unseren
Platz und sind, wie üblich, keine zehn Minuten später vollständig im
Camper-Modus.
Der Platz ist gut gepflegt, die Stellplätze sehr großzügig und
die Sanitäranlagen sind tipp-topp! Leider gibt es am Platz kein Restaurant, dazu
müssten wir ins Schwimmbad rüber gehen - dessen Eintritt übrigens im Preis
inkludiert ist. Aber leider - durch Corona bedingt hat das Restaurant
geschlossen und wird auch nicht so bald wieder aufmachen. Kein Problem, wir
kriegen schon was zu essen. Den Nachmittag verbringen wir mit einem feinen
Schläfchen, einem lässigen Pasch und dann ist eh schon Zeit fürs Abendessen.
Ilse hat die „Pizzeria David“ im Netz ausgemacht, sie ist ganz in der Nähe und hat neben Pizza und Pasta auch Gegrilltes, Paniertes usw. im Angebot. Wir bestellen uns einen Kebap-Teller mit Pommes für Ilse und einen Gyrosteller mit Reis für Gernot. Beides wird nach einer guten halben Stunde direkt ans Wohnmobil geliefert und war noch dementsprechend heiß. Ein wirklich gutes Essen, aber wir wären auch mit der Hälfte davon ausreichend satt geworden. Da gibt es allerdings Schlimmeres … Viel haben wir dann an diesem Abend nicht mehr weitergebracht, der gestrige Tag steckt uns immer noch in den Knochen und wahrscheinlich sind wir schon vor 22 Uhr flachgelegen. Jaja, man ist halt keine Mitte fünfzig mehr …😊
Samstag, 29. Mai 2021
Es ist wunderbar ruhig hier in Fürstenfeld, beim Aufwachen lauschen wir dem
vielstimmigen Konzert der Singvögel. Herrlich. Sofort wissen wir, dass das
heute ein ausgesprochener Schlunz-Tag wird. Dementsprechend gehen wir es ganz
gemütlich an, das Brötchenholen - um Punkt 8 Uhr fährt der Bäckerei-Wagen vor -
ist die einzige „Arbeit“ am Vormittag. Natürlich klopfen wir wieder einen Pasch
auf den Teller, allerdings im Häuschen drinnen, denn das Wetter ist sehr
unbeständig und immer wieder tröpfelt es ein wenig. Wurscht, wir haben eh nix
vor. Wir verplempern den Tag mit wundervollem Nichtstun, aber am Nachmittag
zieht es uns dann doch hinaus zum Spazierengehen. Das ist natürlich immer so
eine Sache, denn Gernots Krankheit lässt ihn nicht allzu weit wandern. Aber
heute geht’s ausgesprochen gut und Gernot schafft exakt 888 Schritte, bis wir
stoppen müssen. Aber nicht krankheitsbedingt, sondern weil es angefangen hat zu
regnen. Und das gleich ordentlich. Also mussten wir abbrechen und sind zum WoMo
zurück. Wieder in einem Zug, also hat Gernot, mit wenigen Sekunden Pause
dazwischen, heute über 1.600 Schritte gemacht. Vor genau einem Jahr waren es
gerade einmal 230 Schritte. Das ist ja super und eigentlich ziemlich
überraschend, mit einer derartigen Verbesserung war nicht zu rechnen. Zurück im
WoMo haben wir dann noch einen Pasch gemacht und später dann zu Abend gegessen.
Heute gab es sozusagen eine kalte Platte, wir haben alle Reste aufgegessen, die
wir noch hatten - Schinken, Käse, Streichwurst usw. Und wieder sind wir danach
sehr früh schlafen gegangen, wahrscheinlich war es auch heute noch nicht 22
Uhr, als wir das letzte Licht löschten. Dolce far niente - gibt’s was Schöneres
…?
Sonntag, 30. Mai 2021
Wieder haben wir wunderbar geschlafen, auch wenn es wieder ziemlich frisch
geworden ist. Leider macht unsere ansonsten so brave Truma-Heizung plötzlich
Probleme - sie läuft nur noch auf ganz kleiner Flamme und lässt sich nicht mehr
hochdrehen. Tja … Frieren müssen wir aber trotzdem nicht, wir haben einen
kleinen Stromofen mit dabei. Zwar ist der mit seinem Gebläse ziemlich laut,
dafür heizt er unser Häuschen in einer halben Stunde von 14 auf 25 Grad auf 😊 Wir frühstücken in aller
Ruhe und bis in den Vormittag hinein. Gestern schon haben wir in einer
Facebook-Campinggruppe gepostet, dass wir uns in Fürstenfeld befinden und heute
schreibt uns eine unbekannte Frau „Ich sehe euch eh beim Zaun am Bad stehen“.
Lustig und unheimlich zugleich, übrigens haben wir noch nicht ausmachen können,
wer diese „Angelika“ ist … Das Wetter zeigt sich heute beständiger und wir
wagen einen weiteren Ausflug. Diesmal präparieren wir uns aber mit Regenjacken
und Schirmmützen. Gernot hat wieder seinen Schrittzähler am Handgelenk und
möchte unbedingt über 1.000 Schritte am Stück schaffen. Wir gehen aus dem
Campingplatz raus und folgen dann einem Schild, das uns ein „Cafe im Park“
verspricht. Wir finden aber weder den Park noch das Cafe. Aber Gernot setzt
Schritt auf Schritt und kann es selber nicht glauben. Zwar beginnt dann
irgendwann die linke Wade zu zwicken, aber nicht so heftig, dass er
stehenbleiben hätte müssen. Schließlich war es dann aber doch so weit und ein
Blick auf den Schrittzähler machte uns beide sprachlos - stand doch dort die
Zahl 3.136 (!!!). Das sind bei Gernots Schrittmaß weit über zwei Kilometer,
fast schon zweieinhalb! Wie hat Dr. Schnapka im Interview vor einem Jahr
gesagt? „Ich habe schon Patienten gehabt, die haben keine 200 Meter weit gehen
können und schaffen jetzt, durch konsequentes Gehtraining, vier Kilometer
durchgehend.“ Jetzt hat er also einen „dieser Patienten“ mehr, denn die vier
Kilometer am Stück werden auch für Gernot wieder möglich sein. Haben sich also
tatsächlich so genannte „Umgehungs-Kreisläufe“ der verstopften Arterien
gebildet, hat sich also Gernots Wade selber Bypässe gelegt. Das ist natürlich
sehr fein, denn allgemein gilt die PAVK als unheilbar. Übrigens - mit zwei
kleinen Erholungspausen (jeweils unter 30 Sekunden) hat Gernot heute über 5.600
Schritte gemacht. Passt! Das Wetter hat sich dann wieder sehr wechselhaft
präsentiert und wir mussten die meiste Zeit im Inneren unseres Häuschens
bleiben. Wir haben uns die Zeit mit Plaudern und Blödeln vertrieben, später ein
Schläfchen gemacht und noch etwas später ein weiteres Mal die „Pizzeria David“
aktiviert. Heute gibt’s Pizza und wieder dauerte es nur eine halbe Stunde, bis
unsere beiden Teigfladen angeliefert wurden. Alles war noch wunderbar heiß und
es hat wieder ausgezeichnet geschmeckt. Bald einmal kam via Facebook ein
herzhaftes „Mahlzeit“ von unserer unbekannten „Beobachterin“ Angelika, sie hat
ja den Pizza-Lieferanten kommen sehen. Jetzt hat sie immerhin dazugeschrieben
„Wir sind der Wohnwagen direkt euch gegenüber“. Später haben wir sie dann auch
persönlich kennengelernt und uns ein bisschen unterhalten. Vor dem
Schlafengehen haben wir uns noch ein Pasch-Duell geliefert und ein paar kalte
Drinks genossen. Morgen geht’s wieder weiter, wir freuen uns schon sehr auf den
Besuch bei Onkel Wolfgang.
Wieder hat es in der Nacht auf 10 Grad abgekühlt, aber sofort nach dem
Aufstehen haben wir unseren Elektroofen angeworfen. Zack - schon hatten wir 20+
Grad und konnten gemütlich im T-Shirt frühstücken. Danach haben wir in aller
Ruhe das WoMo für die Weiterfahrt zusammengeräumt und nach einer ausgiebigen
Dusche sind wir schließlich in Richtung Sinabelkirchen aufgebrochen. Es sind
nicht einmal 30 Kilometer dorthin, eine der kürzesten Etappen aller Zeiten
also. Wir melden uns telefonisch bei Wolfgang an, er wohnt nicht direkt in
Sinabelkirchen, sondern in einem Nachbardorf, ein paar Kilometer weiter. Dort
treffen wir uns dann bei der örtlichen Feuerwehr und werden die letzten paar
hundert Meter zu Wolfgangs Haus eskortiert. Die Zufahrt zu seinem Haus ist
etwas tricky, der Abstellplatz für unser WoMo auch. Gernot muss ein paarmal
reversieren, aber dann steht unser Häuschen. Und es steht extrem schräg. Die
Neigung ist so stark, dass wir uns im Inneren kaum bewegen können. Kein Becher
würde am Tisch stehen bleiben, es rutscht sogar der Aschenbecher davon 😊. Wurscht, für die eine
Nacht wird es gehen, aber Ilse hat tatsächlich Bedenken, ob unser Häuschen
nicht umkippen könnte. Nun, ganz so schlimm war es dann auch wieder nicht … Onkel
Wolfgang ist inzwischen auch schon 76 Jahre alt, aber für das Leben, das er
gelebt hat, ist er noch bestens im Schuss. Wolfgang Zimmermann war einst der
wahrscheinlich beste Alleinunterhalter Österreichs und er war eine richtige
Berühmtheit. Als Conferencier war er in den größten Hotels und Discotheken
engagiert und hat dort seine stundenlangen Shows abgezogen. Und er hat
unfassbar gut verdient, bis zu 3.000 Schilling Tagesgage waren in den 1970er
Jahren ein richtig gutes Geld, wenn man noch dazu bedenkt, dass Wolfi bei
seinen Engagements grundsätzlich jeden Tag gearbeitet hat. Aber er hat immer
auf sich aufgepasst, hat nie in seinem Leben Drogen angerührt und auch mit dem
Alkohol ist er sehr vorsichtig umgegangen. Bis heute kann er sich nur an einen
einzigen Rausch erinnern, der ist ihm „aus Versehen“ passiert … Nach einem sehr
guten Nudelauflauf, den Wolfis Stieftochter Doris für uns vorbereitet hat, sind
wir dann auf der Terrasse und im riesigen Wintergarten zusammen-gesessen und
Wolfi hat Anekdoten aus seinem Leben erzählt. So war einmal der legendäre Falco
Gast bei einem seiner Auftritte. Eine der Showeinlagen von Wolfi war, dass er
Gitarrensoli spielte - und zwar mit dem Instrument im Genick (!). Da sind die
Leute jedes Mal ausgeflippt, denn das kannten sie nur von Jimmy Hendrix. Da ist
dann der skeptische Falco auf die Bühne gegangen, hat Wolfi die Gitarre aus der
Hand genommen und ist einmal quer über die Saiten gefahren. Am Ton aus den
Boxen erkannte Falco dann, dass die Gitarre tatsächlich angeschlossen war und
Wolfi tatsächlich hinter dem Kopf gespielt hat. Das entlockte dem Hölzl Hans,
der später Österreichs einziger Popstar von Weltruf wurde, ein anerkennendes
„Respekt, Oida!“. Oder die Geschichte mit dem DJ Ötzi. Der hat als ganz junger,
aufstrebender Discjockey von jemanden den Tipp gekriegt: „Fahr nach Knittelfeld
und schau dir diesen Wolfgang Zimmermann an. Der hats nämlich richtig drauf.“
Gerry Friedle folgte dem Rat und ist bis heute immer wieder einmal bei Wolfi zu
Besuch. Und nie vergisst er dabei zu erwähnen: „Wolfgang, alles was ich kann,
habe ich von dir gelernt!“ Na, schau. Übrigens - wer hat den Spruch „Wo sind
eure Hände? Ich will eure Hände sehen!“ erfunden? Genau - der Mann, auf dessen
Terrasse wir sitzen. Wenig verwunderlich, dass Gernot auf seinen Onkel und
Taufpaten stolz ist. Durch die vielen Anekdoten raste die Zeit nur so dahin und
das Erzählen hat uns auch hungrig gemacht. Zwar waren Wolfgang und Gernot
zwischendurch bei einem Biobauern Erdbeeren holen, aber die bringen einen auch
nicht über den ganzen Tag …Also fahren wir mit Wolfi in seinem Peugeot zu einem
Gasthaus, das er gerne besucht, auch wenn es ca. 20 Kilometer weit weg ist.
Wurscht, über die Autobahn sind wir bald einmal da und fast wären wir auch
schon wieder weg gewesen. Denn Wolfi hat doch tatsächlich seinen Impfpass
daheim liegen gelassen. Und ohne eines der berühmten drei G - geimpft, getestet
oder genesen - kriegts du in Tagen wie diesen nicht einmal ein Glas Wasser
serviert. Doch der Kellner zeigte sich überraschenderweise gnädig und wies uns
einen Tisch zu. Fein, er hatte das richtige Gespür, denn natürlich ist Wolfi
längst geimpft. Und noch feiner ist, dass es keine Kontrolle gegeben hat. Das
wär ja was gewesen … Das Essen hat Wolfgang und Gernot ausgezeichnet
geschmeckt, aber die arme Ilse hat es leider nicht so gut erwischt.
Ausgerechnet der „Steirische Backhendlsalat“ enttäuschte, auch weil im Dressing
kein Tropfen Kernöl verbaut war. Und das in der Steiermark! Aber das Personal
war genau so wenig steirisch wie wir drei, das wird die Erklärung sein …
Wenigstens war Ilses Campari-Orange in Ordnung, man kann halt nicht immer alles
haben … Zurück im Haus sind wir dann noch eine ganze Zeitlang zusammengesessen
und haben uns aus unseren Leben erzählt. Das eine oder andere Bierchen haben
wir auch noch geleert und wieder unheimlich viel gelacht. Irgendwann sind wir
dann aber endgültig in unsere „schräge Bude“ übersiedelt und trotz der
verschärften Bedingungen in kürzester Zeit eingeschlafen …
Dienstag, 1. Juni 2021
Es war letztlich gar nicht so schlimm, in einer derartigen Schräglage zu
schlafen. Gestört hat es uns jedenfalls nicht, ungewohnt war es halt. Und
ungewohnt bleibt natürlich auch, dass wir uns praktisch nicht normal
fortbewegen können, weil uns das Gleichgewicht einen Streich spielt. Wurscht,
wir fahren heute eh weiter. Vorher gibt es noch ein ausgiebiges Frühstück,
Wolfi ist extra zum Bäcker gefahren, um frische Brötchen zu holen. Dazu gibt’s
Eier von den eigenen (!!) Hühnern, Wolfi hält sich ein gutes halbes Dutzend
davon. Und natürlich einen stolzen Gockel - den Willi - der seinen Harem fest
im Griff hat. Und das der ganzen Welt bereits ab 4 Uhr 20 morgens mitteilt.
Aber das nur nebenbei … Gernot hat sich schon gestern eines der Eier ausgewählt
- es ist grün, so was hat er noch nie im Eierbecher gehabt. Geschmeckt hat es
ausgezeichnet, so wie auch der Kaffee. Derartig gestärkt haben wir uns dann
kurz nach 8 Uhr herzlich von Wolfi verabschiedet und Gernot hat ihn dringend zu
einem Tirol-Besuch eingeladen. Dringend deshalb, weil „Wir haben keine weiteren
20, 25 Jahre mehr …“ Wolfi hat sofort zugesagt und wir freuen uns schon auf ihn
… Wir haben schon gestern beschlossen, dass wir höchstwahrscheinlich nicht in
einem Stück nach Hause fahren werden. Es sind fast 500 Kilometer bis Innsbruck
und keine 200 davon sind Autobahn. Das ist uns zu anstrengend, wir haben ja
keine dringenden Termine, also werden wir irgendwo im Salzburgerischen Halt
machen.
Das Wetter ist zum Reisen ideal und der Verkehr ist wirklich sehr überschaubar.
Durch das Ennstal können wir fast immer mit 80 km/h fahren und als Gernot
kurzerhand zwei LKW überholt, sind wir die restlichen 50 Kilometer bis
Altenmarkt praktisch allein unterwegs und haben kein Fahrzeug mehr vor oder
hinter uns! Altenmarkt liegt schon im Bundesland Salzburg und von dort sind es
dann nur mehr etwas über 200 Kilometer bis nach Hause. Wir haben uns
telefonisch beim Campingplatz „Passrucker“ angekündigt, bei unserer Ankunft ist
die Rezeption unbesetzt. Kein Problem, Ilse ruft die aushängende Telefonnummer
an und eine nette Frau erklärt ihr, wo sich die Codeschlüssel für den Schranken
und das Sanitärgebäude befinden. Unseren Platz sollen wir einfach frei wählen
und das tun wir dann auch. Heute brauchen wir nicht einmal fünf Minuten und
schon sitzen wir bei kalten Getränken an unserem Tisch und genießen das
Camperleben. Schön haben sie es hier und es ist angenehm ruhig. Später am
Nachmittag kommen dann noch ein paar andere Camper und auch die Betreiberin
schaut vorbei. Gernot geht dann in die Rezeption bezahlen und dabei kommt es zu
einer kuriosen Situation. Gernot hatte gerade die Anmeldeformulare ausgefüllt
und überreichte sie der Betreiberin, da bemerkte er plötzlich, dass er einen
massiven Schlüsselbund (!!) um den Hals hängen hatte, über ein halbes Kilo
schwer. Und der ihm nicht gehörte, sondern der Campingplatz-Chefin. Der
Schlüsselbund muss am Tisch gelegen haben, an dem Gernot die Anmeldungen
ausfüllte. Vermutlich hat er ihn sich deshalb kurzerhand um den Hals gehängt,
um am Tisch Platz zu schaffen. Jedenfalls war der Fauxpas ein echter Lacher … Wir
haben uns dann wieder einmal unserem Lieblingsspiel hingegeben und zwei Partien
hintereinander gemacht. Als Abendessen hat es dann noch einmal Resteverwertung
gegeben, Brot, Butter und Marmelade haben wir noch übriggehabt. Danach sind bald einmal die Lichter im WoMo ausgegangen und wir haben schnell
wunderbaren Schlaf gefunden …
Heute geht’s zurück nach Hause - und genau so gern, wie wir wegfahren,
fahren wir auch wieder heim. Kanns was Schöneres geben? Nach dem wie immer
guten Kaffee gehen wir gepflegt duschen und stellen dann unser Häuschen um auf
Fahrbetrieb. Dann deponieren wir noch den Codeschlüssel an der Rezeption und
weg sind wir. Die ganze Heimfahrt über werden wir von keinerlei Verkehr
aufgehalten, auch die Baustellen zwischen Bischofshofen und Zell am See sind
inzwischen fertig geworden. Unsere deutschen Freunde Ingrid und Hans campen
zurzeit in St. Johann in Tirol, ein Ort, der an unserer Strecke liegt.
Eigentlich hätten wir gern wenigstens einen Kaffee zusammen getrunken, aber die
beiden sind regelrecht von ihrem Platz geflüchtet. Denn leider wurde
ausgerechnet heute das Feld nebenan gedüngt und den strengen Güllegeruch haben Hans
und Ingrid nicht ausgehalten. Also sind sie mit ihrer BMW ausgeflogen. Schon
einige Kilometer vor St. Johann haben auch wir dann die Gülle gerochen,
überhaupt ist heute in dieser Gegend überall gedüngt worden. Deutet auf Regen
am späten Nachmittag hin. Allerdings war die Gülle von der Sorte, die wir
Tiroler „Bauergold“ nennen, also reiner Kuhmist. Das finden wir überhaupt nicht
schlimm. Ganz im Gegenteil von der Schweine-Gülle, denn die riecht echt
erbärmlich und den Gestank halten wir selber nur schwer aus. Aber lassen wir
dieses Scheiß-Thema … 😊 Der Rest der Fahrt war dann nur mehr reine Routine und
zuletzt warteten nur mehr die knapp 60 Kilometer Autobahn von Wörgl nach
Innsbruck. Dort parkten wir unser treues Häuschen dann wieder auf seinen
privilegierten Platz in der Garage und damit ist unsere 103. WoMo Reise schon
wieder Geschichte. Lang wird unser Nasenbär allerdings nicht ruhen, denn schon
am Samstag rücken wir erneut aus. Kesselberg, Kochelsee, Luis und Gitti - wir
kommen …!
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