Donnerstag, 24. Juni 2021

105. WoMo-Fahrt "Es ist wirklich wunderschee, in Kärnten am Millstätter See"

vom 17. Juni bis 24. Juni 2021
Innsbruck-Döbriach am Millstäter See-Innsbruck - 614 km und Vespa 306km

Kleine Vorbemerkung:
Am Dienstag, 15. Juni, war es wieder einmal soweit - die alljährliche TÜV Prüfung unseres geliebten WoMo stand am Kalender. Natürlich beim Fuchs in Itter, Gernot ist alleine runtergefahren. Sollte was sein, dann lassen wir das WoMo stehen und Ilse kommt Gernot mit Sigrids Auto abholen. Der Termin war auf 8 Uhr festgelegt, schon eine Stunde später hat unser WoMo sein neues „Pickerl“ gehabt, lediglich die Gummiaufhängungen für den Auspuff mussten ersetzt werden. Beim Anfahren hat es schon brutal wild gescheppert, weil der Auspuff gegen Teile des Unterbodens und der Karosserie geschlagen hat.  Sonst ist alles in Ordnung. Das heißt fast alles - eine der Achsmanschetten ist eingerissen, auch die Bremsschläuche sollten getauscht werden - also werden sie getauscht. Und eine Dichtung, der so genannte Simmerring, muss erneuert werden. Alles Verschleißteile, wen würde es wundern, unsere Schnecke ist schließlich schon über 31 Jahre alt. Die Ersatzteile werden bestellt und dann eingebaut, den Termin dafür haben wir schon. Wird wohl nicht billig werden, aber diese Wartung und Pflege zahlt uns der brave Nasenbär doppelt und dreifach zurück, indem er läuft und läuft und läuft …und so sind wir am
Donnerstag, 17. Juni 2021
zu unserer 105. WoMo Reise aufgebrochen. Sie wird uns nach Kärnten führen, genauer gesagt an den Millstätter See. Ilse hat bereits einen Campingplatz für uns ausgesucht und reserviert, aufs Geratewohl wollen wir uns lieber nicht verlassen. Zufällig haben wir am Tag vor unserer Abreise eine Dokumentation über die Anfänge des Campings am Millstätter See auf 3Sat gesehen. Unglaublich das Ganze, in kurzen Worten zusammengefasst ist das in etwa so abgelaufen: Eine Bauernfamilie in Döbriach hatte in den 1960er Jahren für ihre Buben ein kleines Zelt auf ihrer weitläufigen Streuobst-wiese aufgestellt, als reines Privatvergnügen. Schon einen Tag später sind sie aufgeregt von der Feldarbeit heimgeholt worden, weil ihr Hof regelrecht gestürmt wurde. Und zwar von Campern aus den Niederlanden. Die haben das Zelt gesehen und ohne lange zu fragen ihre eigenen Zelte aufgestellt. Einer nach dem anderen. Unfassbare 157 (!!!) Camper waren es dann am Abend und natürlich ist bald einmal die Polizei angerückt. Klar, so ein Auflauf verursacht Aufsehen. Der Bürgermeister von Döbriach ist dann mit einem großen Packen Anmeldungszettel vorbeigekommen, damit alles seine bürokratische Ordnung hat. Und er hat auch gleich eine Konzession für das Betreiben eines Campingplatzes in Aussicht gestellt. So hat das also angefangen, de facto mit einer Invasion von Campingfreunden aus Holland 😊 Heute reihen sich zahlreiche Campingplätze rund um den Millstätter See, manchmal liegen sie direkt nebeneinander. 
Wir haben unser WoMo wohlweislich bereits gestern aus seiner Garage geholt, nicht dass wir wieder auf unserem Abstellplatz von den vielen Lieferfahrzeugen blockiert werden, die allmorgendlich die Garage „stürmen“. Leider lässt sich unser Kühlschrank nicht mit Gas betreiben, er zündet nicht. Und das, obwohl wir erst gestern die Gasprüfung gemacht haben. Nicht weiter tragisch, mit 220 V Strom funktioniert der Eiskasten und unterwegs können wir ihn ja mit der Autobatterie kühl halten. Trotzdem fahren wir als erstes zum Fuchs nach Itter, Karli soll sich das anschauen. Kein Problem, Itter liegt fast direkt auf unserem Weg, der Umweg beträgt vielleicht sechs Kilometer. Karli findet dann aber auch nicht die Ursache, doch immerhin tauscht er zwei defekte Sicherungen aus und gibt uns noch gleich eine Handvoll Ersatzsicherungen mit. Das mit der Zünd-automatik muss sich ein Fachmann für Kühlschränke anschauen. Passt, wir werden das nach unserer Kärnten-Fahrt klären, am besten mit der Firma Heiss in Inzing, die uns das Teil eingebaut hat. Dass wir durch den Stopp beim Fuchs in Itter um gute eineinhalb Stunden hinter unseren ursprünglichen Zeitplan zurückgefallen sind, ist vor allem deshalb wurscht, weil wir gar keinen Zeitplan haben 😊 Wird’s halt schon nach Mittag sein, wenn wir in Döbriach ankommen, anstatt später Vormittag. 










Wir fahren über St. Johann/Tirol, Lofer, Bischofshofen und dann via Tauernautobahn A10 nach Kärnten. Das Wetter ist wunderbar, der Verkehr überschaubar, nur bei Bischofshofen bremsen uns zwei Baustellen etwas ein, wir „verlieren“ aber nur 20 Minuten. 
Und so erreichen wir um exakt 12 Uhr 35 den Campingplatz „Seecamping Mössler“ in Döbriach. Die Rezeption öffnet erst um 13 Uhr wieder, also nutzen wir die Wartezeit mit Plaudern mit anderen Campern und laden gleich die Vespa ab. Dann kommt Chef Thomas und spätestens jetzt sind wir sehr froh über unsere Reservierung. Denn der Camper vor uns muss sich einen anderen Platz suchen - ausgebucht.   
Wir haben dann schnell unseren Platz bezogen, er ist zwar ausreichend groß, aber er wird wohl bis in den späten Nachmittag in der prallen Sonne stehen. Aber wir haben ja unsere Plane mit, vorerst begnügen wir uns aber mit unserem kleinen, dreieckigen Sonnen-segel. Wie immer sind wir sehr rasch eingerichtet und keine zehn Minuten nach der Ankunft begeben wir uns bereits zum Swimmingpool. Ein Traum, zwar kommt uns das Wasser ziemlich frisch vor, aber nur, weil wir etwas aufgeheizt sind. In Wahrheit wird der Pool sicher über 25 Grad warm sein. 
Herrlich gechillt sitzen wir dann vor unserem WoMo und folgen dem kargen Schatten unserer kleinen Plane. Es ist mit 34 Grad ziemlich heiß und auch für die kommenden Tage ist ausgesprochen sommerliches Wetter angesagt, die Temperaturen sollen sogar noch steigen. Das beunruhigt uns nicht, denn wer wie wir im Hochsommer Sizilien ausgehalten hat, den kann so schnell nichts mehr erschüttern. Gernot checkt dann das Restaurant am Platz. Es gehört nicht wirklich zum Campingplatz dazu, es ist verpachtet und nennt sich „O sole mio“ auf der Eingangsseite, hinten heißt es „Don Quichotte“. Das Lokal wirkt einladend, die Speisekarte gibt auch einiges her. Die freundliche Kellnerin meint auf die Frage nach den Öffnungszeiten: „Täglich von 10 bis 22 Uhr durchgehend warme Küche.“ Das gefällt uns! Wir machen einen feinen Pasch und gegen 16 Uhr 30 begeben wir uns ins „O sole Qichotte“. Dort empfängt uns aber nicht die freundliche Kellnerin, sondern der mürrische Chef. „Jetzt Pause!“ bellt er uns und einem anderen Paar entgegen. Wie lange? „Eine Stunde!“ Ab wann? „Ab jetzt!“ Der Typ ist wirklich unsympathisch und er wirkt ganz so, als könnte er sehr schnell aggressiv werden. Das ist also die vor zwei Stunden angekündigte „durchgehende Küche von 10 bis 22 Uhr“. Es ist natürlich klar, dass dieses Lokal während unseres Aufenthaltes hier nicht einen Cent von uns sehen wird, verarschen können wir uns selber. Zum Glück ist Döbriach kein kulinarisches Brachland und ein paar hundert Meter vom Campingplatz entfernt lassen wir uns auf der schönen Terrasse des „Strandbade Ferndorf“ nieder. Wir werden bestens bedient, die Impfpässe will die freundliche Kellnerin gar nicht sehen: „Ich glaub es euch auch so.“ Das Essen ist dann vorzüglich, bei diesen Temperaturen ist selbstverständlich leichte Küche angesagt. Und deshalb lässt sich Ilse nur einen gigantischen Burger mit einer Fuhre Pommes bringen, während sich Gernot mit einem riesigen Schweinemedaillon in Rahmsauce samt Reis bescheidet. Insgesamt eine runde Sache, Ilse gönnt sich danach noch einen Erdbeershake, Gernot verdaut mit einem zweiten Bierchen. 
Derart abgefüllt sind wir dann zum WoMo zurück, denn es wartet das EM-Spiel Niederlande gegen Österreich auf uns. Natürlich haben wir gegen die „Oranjes“ keine Chance und verlieren mit 2:0. Das Spiel schauen wir uns über W-Lan an, zwischendurch müssen wir aber immer wieder mal einen Hotspot mit unseren Handys einrichten. Wurscht, mitgekriegt haben wir alles. Später haben wir dann noch einen Pasch gemacht, zwischendurch waren wir noch einmal im erfrischenden Pool. Die Hitze haben wir problemlos ausgehalten, womöglich spannen wir unsere große Plane gar nicht auf. Das kleine Sonnensegel genügt uns.
Freitag, 18. Juni 2021 
Es kühlt nachts dankbarerweise so stark ab, dass wir uns zudecken müssen. Es weckt uns das Konzert der Vögel, wir haben eine Amsel in der Nähe, die denselben, außergewöhnlichen Pfiff draufhat, wie „unsere“ Amsel daheim. Wenn Gernot diesen Pfiff nachahmt, dann antwortet die Amsel meist in derselben Sekunde darauf. Sehr nett. Wir gehen den schönen Tag gemütlich an, zuerst ein feiner Kaffee und danach einen Pasch im WoMo. Als es dann herinnen zu warm wird, starten wir mit unserer Vespa zur ersten Ausfahrt. Schon gestern, am Weg zum Strandbad-Restaurant ist uns eine Straße ins Auge gestochen, die extrem steil nach links abzweigt. Die nehmen wir und in wir cruisen durch einen dichten Wald in unendlich vielen Kurven in Richtung Feistritz. Im dichten Wald und bei einem 70er wird es tatsächlich richtig frisch - herrlich. Planlos fahren wir durch die wunderbare Gegend, irgendwann biegen wir dann kurzerhand nach Fresach ab. Wir kommen an einem Freizeitpark vorbei, es gibt eine Motocross-Strecke und eine große Go-Kart-Rennbahn, allerdings ist niemand vor Ort - vielleicht machen die erst später auf. Wir fahren dann noch eine kleine Runde und die führt uns schließlich nach Döbriach zurück. Der Retourweg bietet uns wunderbare Blicke auf den Millstätter See und wir bleiben mehrmals stehen, um Fotos zu machen. 
Am Campingplatz wechseln wir dann blitzartig in die Badekleidung und keine fünf Minuten nach unserer Rückkehr schwimmen wir schon im Pool. Der ist übrigens wirklich schön und es sind kaum mehr als zwei, drei Leute mit uns im Wasser. Manchmal sind wir sogar ganz alleine. Nach der feinen Abkühlung schauen wir beim ADEG Lebensmittelmarkt vorbei. Vor dem Geschäft drehen sich in einem Grill knusprige Hähnchen - das ist doch das perfekte Abend-essen! Ist es leider nicht, denn die Hendln (oder auch Schweinehaxen) muss man vorbestellen. Das machen wir dann sogleich, morgen um 18 Uhr können wir sie abholen. Wir kaufen dann noch ein paar Kleinigkeiten, Wein, Chips, Milch usw. 
Am Platz ist es uns dann zu heiß, also starten wir zu einer weiteren Ausfahrt. Diesmal in die andere Richtung, mal schauen, wo wir landen. Wir kommen dann in die „Granatstadt“ Radenthein und biegen ins Zentrum ab. Wir cruisen gemütlich durch die kleine Stadt, die offenbar durch den Abbau von Granaten ihren Ruf erlangt hat. Wir wollen nicht spotten, aber viel gibt Radenthein nicht her, immerhin lockt uns eine Konditorei zu einer Einkehr. Die bereuen wir nicht, der Cappuccino ist fantastisch und das Stück Marillen-Creme-Torte war nicht nur ausgesprochen gut, sondern auch derart üppig, dass wir es zu zweit nicht geschafft haben. Das Cafe „Lagler“ können wir also besten Gewissens weiterempfehlen. Weil wir vom Herumfahren mit der Vespa noch nicht genug haben, sind wir kurzerhand das nördliche Seeufer des Millstätter Sees entlang gecruist, bis nach Millstatt. Ein Traum, auf dieser Straße mit ihren vielen Kurven zu fahren, wir sind bewusst nur mit 60 oder 70 km/h unterwegs, um das so lange als möglich genießen zu können. In Millstatt haben wir dann noch bei einem Billa kurz Halt gemacht, wir brauchen noch Zwiebel, falls wir uns Spaghetti Carbonara kochen wollen.   
Nach dem wieder superlässigen Rückweg sind wir nach unserer Ankunft beim „Mössler“ sofort wieder in den Pool gesprungen. Na ja, gesprungen sind wir nicht, aber das minimiert den Chill-Faktor des Wassers in keinster Weise. Einfach nur herrlich! 
Am Abend haben wir uns dann mit Wurst, Schinken und Käse eine feine Jause zubereitet und danach haben wir uns im Freien am Laptop das EM-Spiel England gegen Schottland angeschaut. Das 0:0 ist durchaus als Erfolg für die Schotten zu werten, aber das nur nebenbei. Mit ein paar kalten Drinks haben wir dann den lässigen Tag ausklingen lassen - schön ist es hier am Millstätter See.
Samstag, 19. Juni 2021
Wieder hat es in der Nacht auf unter 20 Grad abgekühlt und wir frühstücken im Inneren unseres Häuschens. Danach klopfen wir einen Pasch auf den Teller und als es dann wieder zu warm wird, satteln wir unser feuerrotes Pferdchen. Ilse hat auf einer regionalen Karte die Burg „Sommeregg“ entdeckt, die schauen wir uns an. Um dorthin zu kommen, dürfen wir wieder das gesamte Nordufer des Millstätter Sees entlangfahren, bis hinüber nach Seeboden. Das ist so eine lässige Strecke, schon beim Hinfahren freuen wir uns auf die Rückfahrt 😊. Diese 13 Kilometer sind das pure Vergnügen und in Seeboden lassen wir uns dann von den Hinweisschildern zur Burg „Sommeregg“ bringen. Selbstredend parken wir unsere Vespa unmittelbar neben dem Eingangstor und nehmen den steilen Aufstieg in Angriff. Gernots linke Wade mag zwar auf ebener Strecke wieder halbwegs funktionieren, aber steile Wege und viele Treppen hasst sie. Und deshalb meldet sie sich bald einmal mit dem einzigen, was sie zu bieten hat - mit Schmerzen. Wurscht, die paar Meter gehen noch, aber es ist schon brutal, wie sehr sich Gernots Geh-Radius durch die PAVK verkürzt hat. Aber er wird sich durch Jammern und Wehklagen nicht verlängern, also wenden wir uns angenehmeren Dingen zu. Zum Beispiel der Burg.   
Die ist schon im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt und auch wenn sie unzählige Male zerstört, wiederaufgebaut und erneuert wurde, ist doch noch viel von einer mittelalterlichen Burg erhalten geblieben. Wir nehmen am letzten schattigen Tisch auf der Terrasse Platz, es treffen mittlerweile laufend Gäste einer Hochzeit ein, die Braut haben wir schon beim Heraufgehen gesehen. Die Leute werden von einem mittelalterlich gewandeten Mann begrüßt, der in verschraubtem Alt-Hochdeutsch seine launigen Sprüche ablässt. Eh nett. Auch die Speisekarte ist ganz auf Mittelalter getrimmt, also bestellt sich Ilse einen „Berserker“ genannten Burger. Der ist mit pulled pork gefüllt, was in der Karte mit „zerrupftes Schweinefleisch“ übersetzt ist. Gernots „Wiener Schnitzel“ hingegen steht auch als „Wiener Schnitzel“ in der Karte, gegebenenfalls hätte man es ja „Vom in Vindobona gebürtigem Schwein, mit dem ehernen Schmiedehammer geklopft“ umschreiben können
😊. Jedenfalls war das Essen so vorzüglich wie die Bedienung, Ilse hat kaum je zuvor einen besseren Burger am Teller gehabt. Gut, dass sie sich von dessen Namen nicht hat abschrecken lassen. 
Als Verdauungsspaziergang sind wir dann die vielen Treppen bis zur obersten Aussichtsplattform hinaufgestiegen. Unser Weg führt uns am Eingang zum „Folter-Museum“ (!!) vorbei, welches eine der Hauptattraktionen der Burg „Sommeregg“ ist. Wir haben aber nur eine Runde durch den Souvenirshop gedreht, die Darstellung gequälter Menschen durch die absonderlichsten Folterwerkzeuge sparen wir uns. Da träumen wir höchstens schlecht von Eisernen Jungfrauen, Rotglühenden Zangen, Streckbänken und Daumenschrauben. Nein, das Thema Folter ist nicht so unseres …  






Dafür ist der Ausblick vom höchsten Punkt der Burg auf die Umgebung umso schöner. Schon ziemlich tief unter uns liegt der tiefblaue Millstätter See, rund um uns erheben sich sanfte Hügel und weiter im Norden sind gar noch schneebedeckte Berggipfel zu sehen. Es offenbart sich uns eine wirklich vielfältige Landschaft, schön haben wir‘s in Österreich! Und noch schöner ist, dass wir noch so viele Schönheiten unseres Landes gar nicht kennen. Da kann es uns auch ziemlich egal sein, dass es immer noch kompliziert ist, ins Ausland zu fahren. Die Corona-Einreise-Regeln ändern sich sprichwörtlich täglich, was man in dem einem Land darf, dafür wird man im anderen streng bestraft. Da einen Überblick zu behalten ist wahrscheinlich sogar möglich, aber das tun wir uns nicht an. Am 1. Juli kriegen wir die zweite Impfung verpasst und damit den Eintrag in unsere „Grünen Pässe“, die wir beide bereits am Handy gespeichert haben. Dann können wir überall hinfahren und werden das natürlich auch weidlich ausnützen. Wir haben heuer noch viel vor …  
Doch noch sind wir im wunderschönen Kärnten und dürfen erneut am Seeufer entlangfahren. Seeboden, Millstatt, Pesenthein, Dellach und Döbriach, mittlerweile kennen wir die einzelnen Orte auswendig. Zurück am Platz haben wir uns dann gleich wieder buchstäblich die Kleider vom Leib gerissen, ab sofort genügen wieder Badeleidung und T-Shirt. Was Ilse heute aufgefallen ist, es gibt hier am Campingplatz “Mössler“ keine Verbotsschilder. Gar keine. Kein „Ballspielen verboten“, kein „In den Pool springen verboten“, kein „Hunde ohne Leine verboten“ - nichts. Das ist wirklich außergewöhnlich, denn wir haben auf anderen Campingplätzen schon Regelwerke ausgehändigt bekommen, die den Umfang einer mittleren Zeitschrift hatten. Etwa in Bensersiel an der Ostsee. Da waren wir nach dem Studieren aller Verbote schon froh, dass wir zu geregelten Zeiten unser WoMo verlassen durften, auch das Atmen im Freien war zumindest nicht ausdrücklich untersagt 😊. Aber hier beim „Mössler“ wie gesagt keinerlei Verbote. Und es macht offensichtlich gar keinen Unterschied, es läuft hier alles genau so ab, wie überall sonst. Im Pool sind wir dann in ein nettes Gespräch mit unserem Platznachbarn gekommen. Er ist aus Schweinfurt und weil Gernot in dieser Gegend Verwandte hat, waren gleich Anknüpfungspunkte da. Er ist mit seiner Frau im Wohnwagen unterwegs und hat ihr dort - Mechanikermeister der er ist - eine Dunstabzugshaube eingebaut. 
Später haben wir dann versucht einen Nachmittagsschlaf einzulegen, mit unterschiedlichem Erfolg. Ilse hat bei 34 Grad im Inneren unseres Häuschens zwei Stunden lang durchgebüselt, Gernot musste nach einer halben Stunde aufgeben. Wurscht, für einen allen reicht das Sonnensegel, ab 16 Uhr werfen dann der Baum gegenüber und unser WoMo ohnehin genügend Schatten. 
Nach Ilses Ruhepause ist dann das Paar von gegenüber auf einen Plausch vorbeigekommen. Sie sind aus Lienz, benutzen den Wohnwagen ihrer Eltern bzw. Schwiegereltern und sind mit der 10 Monate alten Tochter unterwegs. Lara ist entzückend und total brav. Gernot „schießt“ ihr mit dem Blumensprayer kaltes Wasser auf die Füßchen, immerhin aus guten drei Meter Entfernung. Ganz so zielgenau ist er dann aber doch nicht, denn ein „Volltreffer“ landet im Gesichtchen der kleinen Lara. Die beutelt es zwar ordentlich her und sie verzieht etwas das Gesicht, geweint hat sie aber zum Glück nicht. Na, das wär Gernot noch abgegangen …  Dann ist es unter Lachen und Scherzen auf 18 Uhr zugegangen, Zeit für die Hendl-Abholung. Das hat die stets opferbereite Ilse übernommen, auch weil sich bei Gernot wieder einmal seine Sonnenallergie gemeldet hat. Und zwar mit Pusteln auf Oberkörper und beiden Armen bis hin zu den Schultern. Wie viele Pusteln? Tja, sehr viele … Aber Gernot kennt das ja und Ilse wird ihn mit Salben und unserem Spezial-Fluid schon wieder hinkriegen. Die pralle Sonne muss er jetzt halt noch konsequenter meiden, bei wolkenlosem Himmel ist das nicht ganz so einfach. Wurscht - ist so, bleibt wohl auch so. Das Hendl war wie erwartet köstlich, gut die Hälfte davon ist übriggeblieben. Das wird morgen mit Zwiebel und Erbsen zur Reispfanne zusammengeköchelt, wir werden zum ersten Mal einen Uncle Bens 3-Minuten-Reis verwenden. Mal schauen, ob das was wird. Durch den unvergleichlichen Duft des Hendls haben wir den Hund unserer direkt neben uns stehenden Nachbarn angelockt. 
Er heißt Cornello, seine Besitzer kommen aus dem Salzburgerischen und dürften so in unserem Alter sein. Vom Hendl kriegt Cornello nix, aber wir haben von gestern noch Extrawurst und Schinken übrig. Ganz vorsichtig nimmt der schwarze Hunde Gernot Blatt für Blatt aus der Hand, neben dem Geschmack dürfte ihm vor allem die Eiseskälte der Leckerlis taugen. Schließlich hat es gut 35 Grad, da ist jede Abkühlung willkommen. Uns mach die Hitze wenig bis nix aus, wir finden uns halt - wenn es besonders stark zu drücken anfängt - im Pool wieder. Es gibt wahrlich Schlimmeres … Das Fehlen von Cornello ist seinen Besitzern natürlich nicht lange verborgen geblieben und sie entschuldigen sich für die Bettelei. Hat er aber gar nicht, er hat nur geschaut. Okay, bei dem Blick ist das dasselbe wie betteln
😊 Cornellos Herrchen meinte dann noch scherzhaft: „Der vergisst niemals, wo er was zu Fressen gekriegt hat. Sie werden sehen, ab morgen kommt er täglich zu Ihnen wallfahrten.“ Eh nett …  Am frühen Abend haben wir dann einen unserer Laptops wieder zum EM-Studio umfunktioniert und uns das Match Deutschland gegen Portugal angeschaut. Die Deutschen haben 4:2 gewonnen, ein Supermatch. Danach sind wir noch einmal in den Pool gesprungen, haben uns einen Abend-Pasch ausgespielt und schließlich noch mit einem Auge das EM-Match Spanien gegen Polen angeschaut. Das war es dann für heute - nach einem letzten Gute-Nacht-Drink sind wir reichlich müde in unsere Betten gefallen.
Sonntag, 20. Juni 2021
Wir stehen heute recht spät auf und wie wir gemütlich beim Frühstück sitzen, hat es draußen bereits über 20 Grad. Wir machen dann nach der Morgentoilette gleich einen Pasch und gegen 11 Uhr sind wir bereit für eine kleine Vespa-Runde. Sie führt uns wieder die wunderbare Seestraße entlang und in Millstatt parken wir uns ein. Ilse macht Fotos von den unheimlichen Figuren, die sie hier „Das Gewand“ nennen. Gernot geht ein paar Schritte spazieren, er hat einen Souvenirshop entdeckt, vielleicht haben die ja eine Postkarte oder einen Kühlschrankmagneten mit einer roten Vespa drauf. Danach halten wir immer die Augen offen, in unserer Sammlung daheim ist durchaus noch Platz. Als Ilse dann auch in den Shop kommt, hat Gernot bereits ein schönes, rotes Roller-Modell aus Blech entdeckt, das erinnert in der Form an eine Vespa, also darf sie mitkommen. Ilse findet dann noch einen netten Gockelhahn und beim Bezahlen rundet der Chef großzügig nach unten ab. So bezahlen wir für das Blechmoped nur 10 Euro, das ist wirklich fair. Wir gehen zum Parkplatz unserer echten Vespa zurück, gleich daneben befindet sich eine Cafe-Pizzeria und wir lassen uns auf ein Getränk nieder. Hier ließe es sich garantiert auch gut essen, aber es ist doch gute 10 Kilometer vom Campingplatz entfernt. Nach dem Break beim Italiener sind wir nach Seeboden rübergefahren, wir müssen bei unserem Roller Benzin nachgießen. Das ist schnell erledigt und weil wir schon da sind, geht sich Ilse in einem Bekleidungsgeschäft ein wenig umschauen. 
Da hat sie schon im Vorbeifahren Strandkleider hängen gesehen und es dauert dann nicht lange, bis sie sich ein hübsches Exemplar ausgesucht hat. Die indischstämmige Verkäuferin lobte noch ausdrücklich die italienische Qualität des Kleides - später sahen wir dann am Etikett den Aufdruck „Made in Itaty (!!)“. Das erinnerte Gernot an eine Marken-Sonnenbrille der Firma Rodenstock, die er einst in Indien gekauft hat. Denn da war in den Bügeln die Herkunftsbezeichnung „Made in Garmany“ eingestanzt
😊 Wurscht, das Kleid ist hübsch und es war nicht extrem überteuert. Und das Allerwichtigste ist sowieso, dass es Ilse gefällt. Alles andere ist primär, wie Hans Krankl sagen würde … Weil sich ein kleines Hüngerchen bemerkbar macht, erinnert sich Ilse an ein Fischrestaurant, dass sich in Dellach direkt neben der Bundesstraße befindet. Wir blatteln hin, sind aber um eine halbe Stunde zu spät dran, warme Küche gibt es mittags nur bis 14 Uhr. Wurscht, wir finden schon was. Keine 500 Meter vor unserem Campingplatz steht ein Imbisswagen, der von einem holländischen Paar geführt wird. Sie offerieren typisch niederländische Spezialitäten und Gernot wagt sich über die „Frikadell mit Pommes“ drüber. 
Mit Spezialsauce, wie von der Chefin empfohlen. Ilse war mit einem Frankfurter Würstchen zufrieden und wir haben beide sehr gut gegessen. 
Danach wollten wir zur Schiffsanlegestelle fahren, mal schauen, wie das so abläuft. Denn wir haben eigentlich schon vor, mit einem der großen Schiffe hier eine Seerundfahrt zu machen. Die Preise dafür sind okay, eine Runde dauert ca. 2 Stunden, ist sicher schön. Wir sind also brav den Hinweisschildern zur Anlegestelle gefolgt und nur im Kreis gefahren. Keine Chance, nirgendwo etwas davon zu sehen. Wir können uns das nur so erklären, dass die Schiffe direkt im Strandbad anlegen und man dorthin gehen muss. Wir werden uns das eventuell noch einmal genauer anschauen, vorerst fahren wir zu unserem WoMo zurück. Dort sind dann keine drei Minuten vergangen und wir sind schon wieder im Pool geschwommen. 
Einfach herrlich diese Abkühlung! Und es ist kaum was los, auch heute waren wir wieder alleine dort. 
Rechtzeitig zum Formel 1 Grand Prix haben wir dann wieder unser TV-Studio aufgebaut und mit einem Auge den Sieg von Max Verstappen mitgekriegt. Später ist und dann wieder ein üppiges EM-Fußball Angebot serviert worden und zwischendurch hat Gernot eine Huhn-Reis-Erbsen-Pfanne zubereitet. Das mit dem Uncle Bens Reis hat überraschend gut funktioniert und könnte durchaus eine Alternative auf Reisen sein. Denn „echter“ Reis dauert doch seine 20 Minuten und mit Gas ist eine sehr niedere Temperatur schwer hinzukriegen. Aber mit diesem vorgekochten Uncle-Bens-Dings - ein paar Esslöffel Wasser in den Topf, den Reis dazu und in 3 Minuten fertig. Das Essen hat schließlich wirklich gut geschmeckt und hätte außer uns noch zwei andere Camper sattgemacht. Passt. 
Nach dem Abendessen sind wir noch einmal zum Pool raufgepilgert und nach dem Duschen haben wir uns Fußball angeschaut. Aber eigentlich sind wir nur dagesessen, mit eiskalten Drinks in den Händen und haben uns des Lebens erfreut. Schön langsam kommt bei uns an, dass wir beide unser Arbeitsleben hinter uns haben. Klar Gernot hat noch einen kleinen Job nebenher und schreibt weiter Bücher - aber keiner von uns muss täglich in ein Büro, in eine Firma oder sonst wohin gehen. Wir haben das echt hinter uns gebracht, aber jeder von uns hat auch über 40 Jahre lang gearbeitet. Jetzt ernten wir, so sehen wir das. Die liebste aller Ilsen feiert morgen ihren Geburtstag und sie hat es gern, wenn man den bereits vorfeiert.   
Also übergibt ihr Gernot in einer ebenso schlichten wie ergreifenden Zeremonie sein diesjähriges Geschenk. Darf man darüber reden? Doch, schon. Also, Ilse hat sich gewünscht, dass ihr goldener Ehering mit einem Steinchen aufgepeppt werden soll. Einerseits als Geburtstagsgeschenk und andererseits als Erinnerung an unseren 10. Hochzeitstag, den wir am 9. Juli feiern werden. Ilses Wünsche sind bekanntlich für Gernot Befehle, also ist er zu seinem alten Schulkollegen Elmar gegangen, der am Innsbrucker Bozner Platz seinen Juwelierladen hat. Eigentlich sollte es ein Rubin sein - wegen rot ist die Liebe und zudem nennt sich der 10. Jahrestag „Rosenhochzeit“ - aber Elmar hat abgeraten. Weil ein Ehering täglich getragen wird, würde sich ein Rubinchen zu schnell abnützen, da muss also was Härteres her. Und was ist das härteste Material auf Erden? Eben - und deshalb glitzert jetzt ein hübscher Brillant an Ilses Ehering. Kann man absolut nichts dagegen haben … 
Wir haben dann noch mit ein paar Drinks auf Ilses morgigen Festtag angestoßen, haben uns des PensionistInnenlebens erfreut und sind erst nach Mitternacht in die Betten gekommen. Das Leben ist so schön!!!
Montag, 21. Juni 2021 
Ilses Geburtstag! Nachdem man als Gentleman nicht über das Alter einer Dame spricht, nur so viel. Wir haben heute einen Punkt erreicht, in dem jeder von uns so alt ist, wie das Geburtsjahr des anderen. Gernot ist 59 und im 62er Jahr geboren - der Rest ist unschwer auszurechnen 😊. Wir starten mit einem guten Kaffee und einem Mini-Marmorkuchen in den Tag, der vom Wetter her wieder prachtvoll wird. Zuerst einmal müssen wir noch den Pasch von gestern fertig machen, denn es gibt manchmal wichtigeres, als eine Partie zu beenden 😉. Danach verfügen wir uns in die Dusche und in den Pool, Gernot muss sich mal wieder den Bart aus dem Gesicht schaben. Was seine Sonnenallergie anbelangt, darf einmal mehr ein alter Kalauer bemüht werden: Die gute Nachricht - es sind über Nacht bei Gernot keine neuen Pusteln mehr dazugekommen. Die schlechte Nachricht - weil kein Platz mehr dafür vorhanden ist. Total witzig, nicht? Aber das passt schon. Unserer Erfahrung nach muss Gernot nur zwei, drei Tage lang die Sonne meiden, dann verschwinden die lästigen Pusteln von selber wieder. Er darf sich halt nicht aufkratzen, denn sonst bleiben die Probleme länger bestehen als notwendig. Am späten Vormittag machen wir dann wieder unseren roten Roller startklar und cruisen los. Das Wetter ist traumhaft schön und es wird wieder bis 35 Grad warm werden. Ilse hat in der Nähe zwei kleine Seen ausgemacht, die schauen wir uns an. Wir fahren zuerst über Radenthein nach Feld am See und dann weiter nach Afritz am Afritzer See. Dort sehen wir schon von Weitem einen Campingplatz direkt am Wasser und fahren hin. Der Platz ist sehr schön angelegt, wir gehen eine Runde spazieren. Dabei macht Gernot einen Münzfund, das 2-Cent-Stück konnte ihm nicht entkommen. Ilse findet gleich mehrere schöne Federn, eine ganz große von einem Schwan und wunderschön dunkelblau gefärbte Federn, vermutlich von Erpeln. Die kommen mit, wir haben im Bekanntenkreis ein kleines Mädchen, das Federn sammelt - wir nennen sie für uns die Feder-Lena. Sie wird sich freuen.   


Wir verfügen uns dann auf die Terrasse des Campingplatz-Restaurants und essen ganz ausgezeichnet. Ilse ist mit einer duftenden Knoblauchsuppe zufrieden, Gernot trotzt der Sommerhitze mit einem Champignon-Schnitzel mit Reis. Satt und zufrieden steigen wir dann wieder auf unseren Roller und lassen uns ziemlich ziellos durch die Gegend treiben. Das ist das lässigste überhaupt, einfach so herumzufahren und schauen, wo man dabei hinkommt. In unserem Fall ist das heute der Ossiacher See, den wir aber gar nicht ansteuern. Irgendwann kommt dann das Ortsende-Schild „Villach“, sind wir also dort auch gewesen, ohne es zu wissen 😊. Wir fahren dann gefühlsmäßig in Richtung unseres Campingplatzes und in der Nähe von Weißenfels sehen wir beim Vorbeifahren einen kleinen Parkplatz. Wenn es dort Schatten gibt, wäre das ein feines Platzerl für eine kleine Rast.
Tatsächlich finden wir genug Platz, sodass wir unsere mitgebrachte Decke ausbreiten können. Schon beim Abstellen des Mopeds eine kleine Überraschung - ein weiterer Münzfund, diesmal ein gülden glänzendes 50 Cent Stück. Das liegt sicher noch nicht lange da und jetzt verschwindet es in Gernots Hosentasche. Wir „lagern“ neben einem aufgestauten Wasser und beobachten einen Schwan mit seinen Küken. Die Bienen brummen, die Vöglein zwitschern und wir verbringen eine feine Zeit auf diesem kleinen Parkplatz. Dann haben wir genug relaxed und über Feffernitz und Feistritz cruisen wir ohne weitere Umwege zu unserem Campingplatz zurück. Dort dauert es dann keine fünf Minuten und wir plantschen schon im erfrischenden Pool. Unser kleines Sonnensegel liefert uns dann genügend Schatten, dass wir im Freien einen Pasch machen können. Das weitere Programm für heute ergibt sich für uns zwangsläufig, denn um 18 Uhr spielt Österreich bei der EM gegen die Ukraine. Zwischendurch bestellt uns Ilse einen Tisch im Strandbad, kurz nach 20 Uhr. Sie sagt noch dazu, dass wir einen Geburtstag zu feiern haben und die nette Dame am Telefon freut sich mit uns: „Gerne. Wir haben bis mindestens 22 Uhr offen.“ Schön. 
Das Spiel gegen die Ukraine hat Österreich den erhofften Sieg (1:0) gebracht und damit den Aufstieg ins Achtelfinale der Europa-meisterschaft. Der größte Erfolg der rot-weiß-roten Kicker bei einem Großturnier sein 1954 (!!). Das muss natürlich gefeiert werden, haben wir also einen weiteren Grund dafür. Wir machen uns auf den Weg zum Strandbad, für Gernot ist das eigentlich eine Strecke, die außerhalb seines Geh-Radius liegt, aber letztlich geht es sich gerade noch so aus. Im Restaurant dann die „erfreuliche“ Nachricht, dass die Küche schon seit 20 Uhr geschlossen ist. Das ist sowas von ärgerlich, da bestellst du für kurz nach 20 Uhr einen Tisch für ein Geburtstagsessen, die Angestellte freut sich mit dir und „vergisst“ dazuzusagen, dass es halt ein Geburtstagsessen ohne Essen werden wird. Wie deppert kann ein Mensch noch sein? Sehr deppert! Nach einer kurzen Rast - Gernot muss seinen „Waden-Akku“ noch etwas aufladen, machen wir uns auf den Rückweg. Wurscht, gehen wir halt zum Chinesen, der ist in der Nähe unseres Campingplatzes, das schaffen wir schon. Das tun wir dann auch, aber leider hat das China-Restaurant am Montag Ruhetag. Auch egal, gehen wir halt vor zum Imbisswagen der Holländer, auf die paar hundert Meter kommts auch nicht mehr drauf an. Allerdings hat dann auch der „Pit-Stopp“ geschlossen, heute mag man uns offensichtlich nirgends mehr.
Auch egal, zurück am Campingplatz machen wir uns mit Speck, Käse und Brot eine Tiroler Jause und werden wunderbar satt davon. 
Viel haben wir an diesem Tag dann nicht mehr weitergebracht, wir haben Ilses Geburtstag vor dem WoMo mit eiskalten Drinks ausklingen lassen. Das zweite Fußballmatch dieses Abends haben wir nur noch nebenbei geschaut, die Holländer haben gegen Nordmazedonien 3:0 gewonnen. Was zu erwarten war …



Dienstag, 22. Juni 2021 
Wieder werden wir am Morgen vom vielstimmigen Vogelgezwitscher und einem strahlend blauen Himmel begrüßt. Nach dem Frühstück machen wir einen Pasch im WoMo und gegen 10 Uhr 30 starten wir mit unserer Vespa los. Unser Ziel ist die Lammersdorfer Hütte, die liegt hoch über Millstatt auf über 1.600 Metern und dort sollten wir der ärgsten Mittagshitze entkommen. Der Weg zur Hütte ist großzügig ausgeschildert, deshalb verzichten wir aufs Navi. Bald einmal wird die Asphaltstraße immer schmäler und schließlich geht sie ansatzlos in einen Schotterweg über. Das Fahren wird ab jetzt zur ultimativen Herausforderung, denn für so ein Terrain ist die Vespa nicht gebaut worden. Gernot versucht jedem gefährlich aussehenden Stein auszuweichen, nicht auszudenken, wenn uns hier einer der kleinen Reifen unseres Mopeds kaputt geht. Wir könnten dem ÖAMTC nicht einmal genau sagen, wo wir gerade umgehen. Weil wir nämlich keine Ahnung haben. Letztendlich geht auch die Schotterstraße zu Ende und mündet in einen schmalen Almweg. 


Natürlich wissen wir längst, dass wir irgendwo falsch abgebogen sind. Hier heroben geht es jedenfalls zu keiner Lammersdorfer Hütte, auch wenn wir regelmäßig Hinweisschilder finden. Aber das sind offenbar alles reine Wanderwege und schließlich geben wir auf. Wir kehren um und fahren den steilen und kilometerlangen Weg retour. Immer im Zick-Zack, immer auf den Bremsen und maximal 15 km/h schnell. 
So dauert das natürlich, aber wir sind einfach nur froh, dass wir noch keinen Reifenschaden haben. Endlich kommen wir bei der „Ambros-Hütte“ (ein Privathaus) wieder auf Asphalt und nur wenig später haben wir eine Begegnung der besonderen Art. 

Wir biegen gerade um eine enge Kurve, da liegt plötzlich eine Schlange auf der Straße. 
Und zwar eine richtig große Schlange, wir schätzen ihre Länge auf mehr als eineinhalb Meter. Natürlich stoppen wir sofort, die Schlange hebt den Kopf und schaut zu uns her. Ziemlich unheimlich. Wir gehen selbstverständlich nicht zu ihr hin, das lassen wir lieber sein. Schließlich gibt die Schlange den Weg frei und überraschend schnell verschwindet sie in einem Gebüsch neben der Straße. Später haben wir recherchiert, dass wir einer Äskulapnatter begegnet sind, die können sogar bis zu zwei Meter lang werden. Wir finden in den Medien Kärntens zahlreiche aktuelle Artikel über Äskulapnattern, die sich auf Futtersuche immer öfter den Siedlungsräumen nähern. Die Feuerwehren müssen deswegen fast täglich ausrücken, denn auch wenn es sich um eine ungiftige Natter handelt, in seinem Garten möchte man so eine große Schlange natürlich nicht haben. 
Nach dem Erlebnis mit der Schlange sind wir dann wieder via Sappl nach Obermillstatt gekommen und haben von dort ganz leicht den richtigen Weg zur Lammersdorfer Hütte gefunden. 
Die bis zu 15 Prozent steile Mautstraße kostet uns 8 Euro und bringt uns nach ein paar Kilometern Fahrt endlich zu unserem Ziel auf 1.650 Metern Seehöhe. Die Terrasse der Hütte ist gut besucht und wir lassen uns an einem der Tische nieder. Die Speisekarte wird dominiert von selber hergestellten Produkten und wir lassen uns köstliche Suppen bringen (Gemüsesuppe für Gernot und eine mit Frittaten für Ilse). Danach noch einen Schinken-Käse-Toast, eine runde Sache. Statt dem üblichen, kleinen Bier hat sich Gernot heute ein großes Glas frischer Buttermilch gegönnt - kriegt man ja fast nirgends mehr. Auf der Terrasse geht zeitweise ein derart heftiger Sturm, dass es sogar den Sonnenschirm eines der Tische zu uns herüberweht. Er fliegt in hohem Bogen über uns drüber, räumt zwanglos das Kaffeegeschirr am Tisch vor uns ab und verfehlt hinter uns nur knapp einen anderen Gast. Nix passiert, aber so was kann auch anders ausgehen.   
Nach dem Essen gehen wir noch eine Runde um die Alm spazieren, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Nach unzähligen Kehren kommen wir wieder nach Obermillstatt und fahren dann bis Seeboden, weil wir wieder tanken müssen. Dass unsere Vespa diesen Offroad-Trip unbeschadet überstanden hat, rechnen wir ihr hoch an. Im Prinzip war es reines Glück, dass unsere Reifen heilgeblieben sind, aber Glück gehört halt auch immer dazu. Zurück am Campingplatz führte unser erster Weg natürlich wieder direkt in den Pool und so haben sich die heißen Nachmittagsstunden fein überbrücken lassen. Gernot legt sich dann mit unserer Decke auf den Boden vor dem WoMo und schläft dann gleich eine ganze Stunde lang. Bis er von der Ankunft neuer Nachbarn geweckt wird. Das sympathische Paar ist mit ihrem ca. 10-jährigen Sohn in einem Bully unterwegs, mit dem Mann kommen wir gleich in nette Gespräche. Den weiteren Tag verbringen wir mit einem Pasch, gehen zwischendurch in den Pool und haben eine sehr gute Zeit. Der Laptop hat heute Fußball-Pause, dafür schauen wir uns eine Dokumentation über Camping an - und weil ein Beitrag am Kesselberg spielt, ist das natürlich ein Pflichtprogramm für uns. Immer wieder schön, den Luis im TV zu sehen, ist schließlich nicht sein erster „Auftritt“. Später ist Ilse noch einmal einkaufen gegangen und hat uns Grillwürsteln besorgt.
Die bleiben aber im Kühlschrank, denn wir geben uns mit kleinen Snacks, Erdbeeren und Süßigkeiten zufrieden. Gernot isst gleich eine ganze Packung Dragee-Keksi („Wenn ich nur aufhören könnt`“ lautet nicht umsonst der Werbespruch für diese Köstlichkeit), das sättigt natürlich auch. Und weil uns das anstrengende Offroad-Fahren doch ziemlich müde gemacht hat, gehen wir relativ früh schlafen. Da war es draußen noch nicht einmal richtig dunkel …

Mittwoch, 23. Juni 2021
Wir haben erneut eine ganz feine Nacht gehabt, die relative Kühle am Morgen tut uns gut und wappnet uns für einen weiteren heißen Tag. Nach dem Kaffee gehen wir eine Runde schwimmen und spielen uns danach einen Pasch aus. Das dauert meist an die eineinhalb Stunden und anschließend starten wir unseren Roller. Heute soll es an das Südufer des Millstätter Sees gehen. Das Südufer ist verkehrs-technisch nicht erschlossen, aber es führen diverse Straßen und Sträßchen hin. Es ist gar nicht so einfach, in dem Gewirr von kleinen und noch kleineren Wegen den Seezugang zu finden, aber schließlich schaffen wir auch das. Wir verfügen uns auf die Terrasse eines Restaurants, das direkt am See liegt. Unter uns befindet sich eine schöne Badeplattform und wir haben einen ungetrübten Blick auf die SonnenanbeterInnen. Fast fühlen wir uns ein bisschen wie Spanner, auch weil sich unter den Badenden eine junge Frau befindet. Sie liegt oben ohne in der Sonne und ihr Bikinihöschen wiegt nicht mehr als zwei Stück Würfelzucker. Nett. Wir wenden uns dann aber doch lieber der Speisekarte zu und Ilse lässt sich ein Schnitzel kommen, von dem versprochen wird, dass das dafür verwendete Schwein in Kärnten geboren, aufgewachsen, geschlachtet und verarbeitet worden ist. Der Name des Tieres wurde nicht mitgeliefert, auch über die Blutgruppe, die sexuelle Orientierung oder die Lieblingsfarbe des Schweines wurde dezent der Mantel des Schweigens gebreitet. Leute - das ist noch ausbaufähig …! 😊 Gernot bestellt sich einen „Toast Italy“, mit Pesto Genovese(!), Parmaschinken, Oliven und großen Kapern. Sehr delikat. Lange bleiben wir nach dem Essen nicht mehr auf der Terrasse sitzen, denn es wird uns zu heiß. Also suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und keine 500 Meter vom Restaurant entfernt biegen wir in einen Wald ab.
Wir breiten unsere Decke aus und beobachtet von Wildkameras relaxen wir eine feine Stunde lang. Die Vögel singen, die Insekten brummen vor sich hin, Ilse schläft sogar ein Viertelstündchen. Danach wollen wir zum Campingplatz zurück, es bleibt aber vorerst beim Wollen. Bergauf, bergab, hin und her - wir lassen uns von den diversen Hinweisschildern brav an der Nase herumführen. Wieder einmal wird unsere Vespa zum Offroad-Bike umfunktioniert und wir hoppeln auf zugewachsenen Wegen über Stock und Stein. Brennnessel ragen in unsere Fahrspur und Ilse verspürt am eigenen Leib, warum Brennnesseln so heißen wie sie heißen. Auch ein großer Zweig, vollbesetzt mit Dornen, stellt sich uns in den Weg. Wir hätten jetzt eine handliche Machete gut brauchen können, aber irgendwas vergisst man immer …
😊 Schließlich finden wir dann wieder befestige Straßen und bei einem einsamen Haus fragen wir die Besitzerin nach dem Weg. Die Dame ist sehr freundlich und hilfsbereit, freut sich offensichtlich über den überraschenden Besuch von uns Tirolern und weist uns den Weg. Nicht! Denn ihr Hinweis „Einfach vorne zwischen den beiden Bauernhäusern durch!“ bringt uns nicht weiter, sondern lässt uns nette Ehrenrunden um die beiden Bauernhäuser drehen. Schließlich kommt von hinten ein Auto, wir lassen es vorbei und folgen ihm danach unauffällig. Und so finden wir zurück in die Zivilisation und zu einem kleinen Gasthaus. Die sind völlig verblüfft über Gäste, aber wir kriegen einen fantastischen Kaffee serviert.
Nach dem kurzen Break im Gasthaus „Laggnerhof“ treten wir endgültig die Rückfahrt nach Dobriach an und jetzt verfahren wir uns auch nicht mehr. Am Campingplatz wechseln wir schnell die Bekleidung und zack - sind wir schon im Pool drinnen. Wieder ganz alleine, das ist schon sehr speziell hier. 
Wir sitzen dann gemütlich vor unserem WoMo, genießen kaltes Bier und gespritzten Wein, später wird dann wieder EM-Fußball geboten. Heute ist es besonders für die deutschen Gäste spannend, weil das Match gegen Ungarn ansteht. Das wird aber in Österreich gar nicht übertragen, weil gleichzeitig Portugal gegen Frankreich spielt - also der regierende Europameister gegen den aktuellen Weltmeister. Dabei wäre das Deutschlandspiel um einiges spannender gewesen. Aber wer konnte damit rechnen, dass Ungarn in Führung geht(!) und Deutschland erst kurz vor Schluss den, eine ganze Nation erlösenden, Siegestreffer erzielt? Weil plötzlich ein Gewitter aufzieht, laden wir zur Vorsicht die Vespa auf. Denn starken Wind mag sie gar nicht, der mickrige Seitenständer, gepaart mit sandigem Untergrund, birgt Umsturzgefahr. Erst vorgestern hat Gernot unseren Roller abgestellt, ist abgestiegen und schon ist die Vespa umgekippt. Aber - der kluge Mann baut vor! Gernot hat die Vespa so unmittelbar vor der Kühlerhaube unseres Nasenbären abgestellt, dass sie sich nach dem Kippen lediglich sanft an die Stoßstange lehnte. Nix passiert, Glück gehabt.
Das Aufladen des Mopeds ist für uns längst reine Routine, heute werden wir wieder einmal von einem Camper dabei beobachtet, der sich launige Kommentare nicht verkneifen kann. Vor allem deswegen, weil ja Ilse praktisch die ganze Arbeit alleine macht, Gernot ist nur fürs Festhalten und Raufschieben zuständig. So, die Vespa ist gesichert und genau in dem Moment, wie wir ihr noch die Plane überziehen, beginnt es zu regnen. Super Timing! 
Für uns ist dann der Schlusspfiff der heutigen Partien gleichzeitig auch so etwas wie der Schlusspfiff des heutigen Tages. Ein Bierchen noch und dann gehen im WoMo die Lichter aus. Morgen geht’s wieder nach Hause, wir freuen uns schon drauf.
Donnerstag, 24. Juni 2021
In sechs Monaten ist Weihnachten, wir werden aber auch heuer nicht hingehen 😊 Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns für die Abfahrt fertig. Die Hauptarbeit, das Aufladen der Vespa, haben wir schon gestern Abend erledigt. Der Rest geht uns locker von der Hand und um 10 Uhr 30 verabschieden wir uns von Thomas und seinem „Mössler“. Schön wars hier, leicht möglich, dass wir wieder einmal vorbeischauen. Wir werden einen anderen Weg nehmen als bei der Herfahrt. Und zwar über Lienz. Das ist sogar um einiges kürzer. Ein letztes Mal cruisen wir das Ufer des Millstätter Sees entlang und in Seeboden kriegt unser Nasenbär bei unserer „Stamm-Tankstelle“ eine volle Ladung Diesel verpasst. Bei Villach nehmen wir dann die Autobahn in Richtung Lienz, die dann bald einmal in eine Schnellstraße übergeht. Die bringt uns schon weit ins Drautal hinein, mein Gott, was war das früher für eine gefährliche Strecke. Ein paar der gefürchteten engen Kurven gibt es zwar immer noch, aber kein Vergleich mit noch vor ein paar Jahren. Der Verkehr ist mehr als überschaubar, eigentlich sind wir die ganze Zeit alleine unterwegs. Auch durch Lienz staut es sich heute kaum, obwohl wir genau zu Mittag dort ankommen. Normal musst du dafür bis zu einer halben Stunde Zeitverlust einplanen, heute pfeifen wir in keinen 10 Minuten durch die Hauptstadt Osttirols. Unmittelbar nach Lienz bleiben wir auf einem großen Parkplatz stehen und gönnen uns ein zweites Frühstück. Danach wartet die Auffahrt zum Felbertauern-Tunnel auf uns und schon nach den ersten Kilometer bemerkt Gernot eine bedenklich steigende Motortemperatur.
Wir lassen unser WoMo kurz rasten und Gernot überprüft den Wasserstand unseres Kühlsystems. Beim Öffnen des Ausgleichsbehälters schießt ihm dann eine ganze Ladung kochend heißes Wasser entgegen, eine schwarz-grüne Suppe. Zum Glück kann Gernot noch zur Seite springen, sodass er nicht verbrüht wird. Aber Hemd und Hose sind gezeichnet vom Kühlwasser - wurscht - Gernot zieht sich nicht einmal um. Wir füllen gut eineinhalb (!!) Liter Wasser nach und setzen unsere Fahrt fort. Jetzt kommt unser WoMo problemlos zum Felbertauern-Tunnel rauf, seine Durchfahrt kostet uns als Einheimische übrigens 9 Euro. Nach dem Tunnel sind wir wieder völlig alleine auf der Straße unterwegs, kein Auto vor und keines hinter uns. Ja, das antizyklische Fahren ist schon sehr lässig. 
Über die weitere Heimfahrt ist nicht viel zu berichten, nach Mittersill geht’s über den Pass Thurn nach Jochberg, dann nach Kitzbühel und über das Brixental kommen wir schließlich nach Wörgl. 
Von dort sind es dann nur mehr knapp 60 Kilometer nach Innsbruck, das ist aber vorerst gar nicht unser Ziel. Wir werden nämlich bis Völs fahren, wie bei der Firma „Auto Meisinger“ morgen der TÜV Termin für unsere Vespa ansteht. Gernot bestellt dann dort gleich noch einen Ölwechsel und ein großes Service. Das hat sich unser roter Flitzer wahrlich verdient, denn was der in den letzten Tagen aushalten hat müssen, war wirklich eine Zumutung. Das Abladen am Firmengelände war dann ein reines Kinderspiel, wir haben keine 5 Minuten dafür gebraucht. Dann sind wir die paar Kilometer nach Innsbruck in unsere WoMo Garage gefahren. Da darf sich unser Schneckchen jetzt wieder ein wenig ausrasten, aber bald werden wir es zur Firma Heiss kutschieren, damit die Zündautomatik für den Gastbetrieb des Kühlschrankes repariert wird.
So geht unsere 105. WoMo Reise zu Ende und sie war, wieder einmal, eine der lässigsten Fahrten überhaupt. So darfs gerne weitergehen …









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