Albanien September-Oktober 2012- Teil 1

 

                                             


Freitag 14.09 bis Sonntag 16.09.2012

"Seid Ihr lebensmüde" solche und ähnliche Kommentare hatten wir uns mehrfach anhören müssen, als wir unseren Freunden erzählt haben nach Albanien aufbrechen zu wollen um das Land zu entdecken.

Tatsächlich sind wir in ein Land mit ausgesprochen freundlichen, bis auf eine Ausnahme sehr ehrlichen Menschen gestoßen, ein Land mit einer Wilden faszinierenden Natur und viel mehr zu entdecken, als wir uns vorher je erträumt hätten.

Von München mit Tankstopp in Samnaun (1,20 €/l Diesel) bis etwas südlich von Kaltern haben wir zurückgelegt um zwischen den Weinbergen ein ruhiges Plätzchen anzulaufen.

 

Den Tank randvoll, dass muß bis weit hinter Bari reichen, starten wir Richtung Ancona, machen dort nochmals Übernachtungspause und erreichen in Bari unseren Fährhafen.

Dort muss das Personal erstmal davon überzeugt werden, dass der Brummi kein LKW und die Buchung richtig durchgeführt ist, auch sonst überzeugt der Seelenverkäufer als Fähre nicht, in der "Luxuskabine" muss man aufpassen, keine Sprungfeder in den Hämorriden wieder zu finden, Frühstück gibt es auch nicht, dafür jede Menge Raucher, deren Kippen die Pappmaschee-Kabinen in Brand zu setzen drohen.

Obwohl wir eine ausgesprochen schöne Anfahrt auf Durres, die Tirana vor gelagerte Hafenstadt haben, beschließen wir spontan auf dem Landweg über die Küstenstrasse Kroatiens die Heimreise anzutreten.
 


Montag 17.09.2011

Ankunft in Durres:

Da wir schlecht bis gar nicht geschlafen haben sind wir früh an Deck. Wir beobachten gespannt wie sich unser Schiff langsam dieser uns noch völlig unbekannten Küste und dem Hafen von Durres nähert.

Nach Aufnahme des Lotzen schiebt sich unser Seelenverkäufer langsam an seinen Anlegeplatz, dafür werden die Autofahrer im Schiffsrumpf spürbar hektisch, Motor-Anlassen und Gas geben beschleunigt die Fahrt auf´s Festland allerdings auch nicht. Ein freundlicher Polizist winkt uns zum Zoll, den wir trotz 4 Autos vor uns in weniger als 5 Minuten passieren. Pässe, KFZ-Schein und Grüne Versicherungskarte raus - Stempel drauf,ein freundliches Winken der Beamten und wir sind, schneller als gedacht, im Land.
 

Jetzt gilt es zwei wichtigste Dinge zu erledigen: Albanisches Geld (Leke) besorgen und tanken. In Städten sind Banken und Bankautomaten an den Hauptstrassen oft zu finden, eine Angestellte nennt mir den Umrechnungskurs 139 Leke = 1 € und den Maximalbetrag, den ich abheben kann, umgerechnet ca 500,- €,
Spritpreis ziemlich einheitlich im ganzen Land zwischen 179 - 190 Leke, also ca 1,28-1,30 €/l Diesel.
 

Wir verlassen Durres auf der neuen Hauptstrasse nach Süden. Diese neu gebaute Strasse ist gut zu befahren, es ist trotzdem ratsam langsam und vorsichtig zu fahren, da man die Strasse mit Pferdefuhrwerken, Radfahrern, Fußgängern, Kühen, Schafen, Hunden, Hühnern usw. teilt und auch plötzlich Schlaglöcher oder noch nicht fertig gestellte Strassen Abschnitte auftauchen können

Wir biegen bald von der Hauptstrasse ab Richtung Divjake und weiter auf den dahinter liegenden Lagunenstrand.

 

 

 

 


Auf dem Strand treffen wir am Südlichen ende der Düne auf Artan, der dort ein kleines Strandrestaurant betreibt, uns frischen Fisch aus der Lagune organisiert und herrlich zubereitet zu einem kühlen Bier serviert.
Auf italienisch können wir uns gut verständigen und er erzählt uns einiges Interessantes über Albanien und wo wir hinfahren sollen.
Den Abend genießen wir bei tollem Sonnenuntergang und einem ruhigem Platz auf dem Strand.


Dienstag 18.09.2012

Wir wollen die Lagune hinter dem Strand entdecken und machen uns zu Fuß auf den Weg. In einer traumhaften Landschaft, treffen wir auf einen Fischer, der uns anbietet, uns mit seinem Ruderboot in die Nähe der in der Lagune lebenden Pelikane zu bringen. Wir entscheiden uns das ein anderes mal zu machen, da wir wissen das unsere Zeit wieder mal begrenzt ist und wir noch möglichst viel in diesem Land entdecken möchten.

So verlassen wir auch am späten Vormittag diesen schönen Ort. Wir fahren zurück über den Strand durch die dahinter liegende kleine Feriensiedlung, in der es in der Hauptsaison ganz schön voll sein soll. Täglich bis zu 8000 Menschen bevölkern dann den Pinienwald und den Strand. Wir durchqueren Divjake in südlicher Richtung auf einer Nebenstrasse in sehr gutem Zustand, die später dann wieder auf die Küstenstrasse mündet. Dieser folgen wir bis Fier. Dort suchen wir die Abzweigung nach Apollonia. Es  stellt sich heraus, das der Wegweiser am falschen Kreisverkehr steht, nach längerem Suchen finden wir dann aber doch noch die richtige Strasse aus der Stadt.

Eine Ausgrabung wie Apollonia in einem andern Land z. B. Griechenland bedeutet einen ziemlichen Touristenrummel, hier haben wir die Ausgrabung praktisch für uns alleine.




Ehrfurcht vor den Bauten unserer helenistischen Vorfahren hatte Enver Hodger nicht, er nutzte sie um seine Bunker dort einzurichten, die heute keinen Zweck mehr erfüllen. Die wenigen bisher freigelegten Teile lassen allerdings erahnen, was da noch alles unter der Erde verborgen ist.

 


Auf einer Landzunge etwas nördlich von Vlora finden wir einen Parkplatz um die Klosterinsel Zvernec über einen Holzsteg erreichen zu können.
Sie wird ebenfalls von einer weitläufigen Lagunenlandschaft umsäumt, ein paar Fischer staken mit ihren Booten über das Wasser, es ist alles unglaublich friedlich und ruhig. Viele der Menschen sprechen dort griechisch, was die Verständigung schon wieder erleichert.
 

 

Mittwoch 19.09.2012

Ein kleines wieder hergerichtetes Kloster, lädt zu einer lohnenden Besichtigung ein. Überhaupt ist zu sagen, dass orthodoxe Kirche und der Islam friedlich nebeneinander existieren und eine eher untergeordnete Rolle im Leben der Albaner spielen.
 


Vlora ist für albanische Verhältnisse eine pulsierende Hafen- und Universitätsstadt, hier ist alles zu bekommen, was man braucht. "Kalimera" grüße ich den Gemüse und Jogurtladen betretend höflich und stelle mir dabei selbst ein Bein: offensichtlich habe ich es so überzeugend gesagt, dass ich im griechischen Schnellratterton umgehend mitgeteilt bekomme, dass es eine Promotion auf meinen Jogurtbecher gibt. Der Ladenbesitzer erkennt dann aber sehr schnell, dass hier nur noch mit englisch weiterzukommen ist, damit ich das kapiere, es gibt ein herzlich-freundliches Lachen und wir verabschieden uns stilecht wieder auf griechisch.
In Vlora beginnt in Richtung Süden die albanische Riviera, die diesen Namen sowohl landschaftlich als auch hinsichtlich des Tourismus-Angebotes verdient.

LKW-Durchfahrt verboten, wir fahren trotzdem, Polizeikontrolle -> rote Kelle! als wir näher kommen entdeckt er das deutsche Kennzeichen und die Kelle dreht schlagartig auf grün und wir werden freundlich durch gewunken (das haben wir x-fach erlebt).

Auf der Promenadenstrasse lädt uns erst ein in original Hirtentracht Gekleideter ein sein Lokal zu besuchen, dort bruzelt ein Lamm am Holzkohlengrill und uns läuft langsam das Wasser im Munde zusammen.
Ab hier ist Albanien sehr sauber und die Fahrt ist eine wunderschön, mit Blick auf ein türkisblaues Meer, der von kleinen Hotels und Stränden unterbrochen ist. Deshalb beschließen wir am Strand von Ortikum mit Blick auf die Halbinsel (Militärisches Sperrgebiet) ein Pique-Nique einzulegen.


Am Nachmittag fahren wir weiter, wir wollen heute noch den Llogara Pass hinauf. Die Strasse ist gut ausgebaut, je höher wir kommen umso mehr ist die Gegend bewaldet. Kurz vor der Passhöhe gibt es einige Restaurants, bei denen man auch übernachten kann. Oben auf der Passhöhe ändert sich die Landschaft schlagartig, kaum noch Vegetation, dafür ein gigantischer Ausblick. Die Bergkette nach Süden entlang, wo das Auge im Hintergrund die Facetten von Korfu erahnt.

 

 

 


Donnerstag 20.09.

Irgendwann muss Petrus auch mal an die Wasserversorgung der Natur denken, verständlich, aber warum gleich so heftig? Bindfäden regnet es als wir in einem Strandlokal unseren Fisch verspeisen. Sturzbäche graben derartige Furchen in die unbefestigten Strassen, die zum einsamen Strand hinunter führen, und zwar so tief, dass ein Durchkommen auch mit Allrad-Antrieb nicht mehr zu empfehlen ist.

Vorbei an den U-Boot Bunkern, die Enver Hodger für die sowjetischen U-Boote hat bauen lassen, gelangen wir nach Porto Palermo und auf den Parkplatz des "Panorama Restaurants".

aber   A C H T U NG          W A R N U N G !!

Diesen Spezi können wir allerdings ausdrücklich nicht empfehlen. Er hat uns für ein Fisch-Essen einen äußerst (unverschämt) horrenden Preis abverlangt. Dieser unredliche Schurke war allerdings der einzige, den wir angetroffen haben, diese Einzel Erfahrung ist fairer Weise definitiv nicht übertragbar.
 



Freitag 21.09.2012

Kurvenreich durch keine Ortschaften, immer wieder mit unglaublichen Blicken auf die Berglandschaft und hinunter auf das Meer, manchmal mit kleinen Strassen, die zum Strand hinunter führen, schlängelt sich die Strasse hindurch bis nach Saranda. Eine einzige Ampel regelt zwischendrin mal den ohnehin minimalen Verkehr in einer engen Ortsdurchfahrt. Hier müsste man einfach nur mehr Zeit haben, die Arbeit zu Hause im Büro würde man hier bestimmt nicht vermissen - sondern im Gegenteil einfach nur frei von jeglicher Hektik die Seele baumeln lassen können.

Mächtige Burgen, die einst von Ali Pascha erbaut oder erweitert wurden, thronen über den kleinen Städten von Himara, Borsch, Saranda und ..., dazwischen sind immer wieder Klosteranlagen zu finden, die den Mönchen Zurückgezogenheit in einer faszinierenden Umgebung geboten haben.


Am Nachmittag besichtigen wir die Ausgrabung Butrint.

Butrint hätte es verdient mit Olympia oder Delphi auf gleicher Ebene zu stehen, die Ausgrabung lässt eine Stadt auf einem Felsen in einer Lagune erahnen, die seit Jahrtausenden Anlaufpunkt für Seefahrer und Händler war aber auch ein ausgeprägtes städtische Erscheinungsbild mit Theater, römischen Badehäusern und sonstigen die Lebensqualität steigernden Einrichtungen hatte. Im Gegensatz zu Olympia führt es aber noch so sehr ein Schattendasein, das neben Bröseln (wie meine herzallerguteste aller Ehefrauen es zu beschreiben pflegt) auch Wildlife Beobachtungen vom Feinsten möglich sind, Schlangen, Schildkröten, leider erstaunlich wenige Wasservögel bereichern das Besichtigungserlebnis (wir haben immerhin 15 Besucher in dieser zum Weltkulturerbe zählenden Anlage gezählt)

Den Tag beschließen wir auf dem Campingplatz von Ksamil. Die Zufahrt ist steil und steinig, so bleiben wir die einzigen Gäste.


 

Saranda als südliche Tourismus-Perle bietet schon so etwas wie Flair, ein Hauch von mondäner Atmosphäre und die Möglichkeit über eine Promenade an ein paar Souvenier Geschäften vorbei wandeln zu können - umso ursprünglicher ist der Bauernmarkt, wo Gemüse (in Bio-Qualität und super lecker!), Honig, Kräutertees und Trockenfrüchte vor allem Feigen und Olivenöl angeboten werden. Eine kleine Tragflügel-Fähre bietet Urlaubern von Korfu die Möglichkeit für einen Ausflug. Eine Ausgrabung mitten in der Stadt belegt, dass hier schon seit Jahrtausenden Menschen gelebt haben. Insgesamt ist das Bild außerhalb der Saison aber eher von Beschaulichkeit geprägt.

 

 

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