Unser erster langer Urlaub mit einer bösen Überraschung

Am 31.08. hatte ich meinen letzten Arbeitstag, wobei die letzten Tage eigentlich nur noch daraus bestanden mich von meinen Kunden und Kollegen zu verabschieden. Irgendwie ein komisches Gefühl, aber uns war jetzt ja die Möglichkeit gegeben den Urlaub jederzeit, so wir es wollten, zu verlängern. Und so sollte es dann auch kommen, aber völlig anders als gedacht.

 

Die Hinreise sollte uns über verschiedene geschichtsträchtige Orte führen, wir hatten dafür eine Woche Zeit, da unser Platz auf La Gaviota erst für den 16.09. gebucht war.

 

Die erste Etappe führte uns an einen für Franzosen und Deutsche gleichermaßen furchtbaren Ort. Wir besichtigten die Schlachtfelder um Verdun, wo zwischen Februar und November 1916 eine der grausamsten Schlachten des ersten Weltkriegs stattfand. Überall in den Ortschaften, aber auch inmitten der Natur, befinden sich kleinere Soldatenfriedhöfe. Der zentrale Friedhof befindet sich unterhalb des Gebeinhauses in der Nähe von Forts Douaumont.

Auf diesem Friedhof sind rund 35000 namentlich bekannte Soldaten bestatten, im Gebeinhaus befinden sich die sterblichen Überreste von rund 135000 namentlich nicht bekannten Soldaten.

Nur ca. anderthalb Kilometer vom Gebeinhaus entfernt befindet sich Forts Douaumont. Dieses Forts fiel in den ersten Tagen der Schlacht in die Hände der Deutschen und wurde im Oktober 1916 durch die Franzosen zurückerobert. Der kleine Ort Fleury liegt auf dem Weg zum Forts, dieser Ort wurde - wie viele andere Orte - vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut. Schaut man links und rechts in die Wälder, so erkennt man die durch die Granateneinschläge geformte Erde und die Laufgräben. Auf Grund der noch vorhandenen Munition im Gelände, sollten die ausgewiesenen Wege nicht verlassen werden. Es ist sehr bedrückend sich hier aufzuhalten, wo vor rund 100 Jahren Deutsche und Franzosen sich "abgeschlachtet" haben, junge Männer im Alter von 18 bis Mitte zwanzig, die ihr Leben sinnlos geopfert haben.

"Paris kann warten" hieß der Film, den wir uns kurz vor unserem Urlaub angesehen hatten. Nun, der Film war nicht gerade der Renner, aber es wurde ein Ort erwähnt, den wir bis dato noch nicht im Focus hatten: Vézelay . Was lag also näher als diesen Ort zu besuchen.

Dieser kleine Wallfahrtsort liegt auf einem Hügel im Arrondissement Avallon am Pilgerweg nach Santiago de Compostela (Jakobsweg). Eine Reliquie der Schutzheiligen Maria Magdalena befindet sich in der Krypta der Basilika Sainte-Marie-Madeleine. Außerdem trafen sich hier im Jahre 1190 Richard Löwenherz und Philipp II bevor sie gemeinsam zum dritten Kreuzzug aufbrachen. Ein wunderschöner Ort, der den Besuch wirklich lohnte.

Irgendwie war das mit dem Wetter komisch. Morgens, wenn wir die Besichtigungen unternahmen, war es in der Regel bewölkt, kaum war die Besichtigung abgeschlossen, kam die Sonne hervor. Die Hauptsache war aber, dass es nicht regnete.

Wir blieben weiter auf dem Jakobsweg. Im Jahre 1999 hatten wir schon einmal Conques besucht und wollten diesmal wieder dorthin. Conques liegt im Département Aveyron und ist für mich persönlich einer der schönsten Orte, die wir jemals in Frankreich besucht haben. Irgendwie kommt man sich ins Mittelalter versetzt vor. Auch ist die Lage einfach traumhaft. Die Strecke nach Conques schaffen wir nicht am Nachmittag, so daß wir einen Zwischenübernachtung südlich von Clermont-Ferrand einlegen.

Am nächsten Vormittag erreichen wir dann Conques bei ..... bedecktem Himmel. Schade, ich glaube die Aufnahmen wären viel beeindruckender bei Sonnenschein.

In Conques befindet sich eine sehenswerte Sammlung von Goldschmiedearbeiten, wovon der Reliquienschrein der heiligen Fidus die Bekannteste ist.

Wir brauchen etwas Pause. Also entschließen wir uns zwei Tage am Lac des Pareloup auszuruhen. Es ist Mitte September, aber irgendwie ist in dieser Gegend die Saison bereits beendet. Fast alle Campingplätze sind geschlossen, aber wir finden noch einen ....... allerdings sind wir fast die einzigen Gäste.

Wer unseren Reisebericht vom letzten Jahr kennt, weiß, daß wir wegen Regens im letzten Jahr den Ort Lagrasse nicht besucht haben. Also stand der Ort natürlich diesmal auf der Liste. Am 15.09. erreichen wir den Stellplatz in Lagrasse und unser Sohn Johannes stößt am Abend zu uns. Er wird die nächsten knapp drei Wochen mit uns verbringen. Am nächsten Morgen steht die Besichtigung des Ortes an.

Der Ort Lagrasse liegt im Département Aude und ist eng mit der Abtei Sainte-Marie de Lagrasse verbunden, welche erstmals im Jahre 778 in einer Charta Karls des Großen erwähnt wurde. Auch Lagrasse liegt am Jakobsweg. Heute zählt das Dorf mit seinen rund 550 Einwohnern zu den "plus beaux villages de France". Ein in jeder Hinsicht sehenswerter Ort und Kloster.

So gegen Mittag brechen wir dann auf Richtung Spanien. Bis zu unserem Campingplatz sind es noch knapp 140 km, wobei wir dieses Jahr die Autobahn bevorzugen.

So sieht das also aus, wenn man hinter uns her fährt. Wir erreichen Sant Pere Pescador so gegen 14:00h . Von hier sind es nur noch ca. 3 km bis zu unserem Campingplatz, wo uns unsere Bekannten vom letzten Jahr bereits erwarten.

Wir hatten dieses Jahr natürlich Glück, da unser Sohn mit seinem Auto dabei war, und so konnten wir einige Besichtigungen unternehmen. Den geplanten Besuch von Barcelona haben wir jedoch ausfallen lassen, da es in dieser Zeit zu Unruhen wegen des Unabhängigkeitsreferendums kam. Aber es gab noch genügende andere lohnende Ausflugsziele.

Das Cap de Creus in Katalonien ist der östlichste Punkt Spaniens. Es liegt auf einer Halbinsel, die über 10 km weit in das Meer hineinreicht. Hier fallen die Ausläufer der Pyrenäen ins Mittelmeer, wobei sich der höchste Punkt der Halbinsel, der Sant Salvador Saverdera, 670 m über den Meeresspiegel erhebt. Das Cap de Creus bildet die nördliche Begrenzung des Golfes von Roses  an der nördlichen Costa Brava. Das Cap beeindruckt durch seine raue Ausstrahlung und rentiert einen Besuch. Begrenzt wird das Cap durch Roses im Süden und El Port de la Silva im Norden, wobei die Ortschaften Cadaques und Port Lligat mit eingeschlossen werden.

Ein weiteres Ausflugsziel war das Kloster Sant Pere de Rodes. Es liegt an der nördlichen Grenze des Cap de Creus. Zu erreichen ist es über El Port de la Silva. Das Benediktinerkloster wurde erstmals im Jahre 878 urkundlich erwähnt und es liegt ... wie sollte es anders sein ... am Jakobsweg.  

Wir besuchen die Zitadelle von Roses, welche 1961 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die Zitadelle befindet sich nur durch eine Straße und eine Häuserreihe getrennt direkt am Meer. Das Gebiet der Zitadelle beinhaltet auch frühere Siedlungsreste, welche freigelegt und konserviert wurden. 

So findet man Reste einer griechischen Siedlung, einer römischen Siedlung, die mittelalterliche Stadtmauer und Reste des Klosters Santa Maria de Roses aus dem 11. Jahrhundert, sowie Ruinen der Militärgebäuden und Befestigungsanlagen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. 

Noch einmal ein paar Bilder vom Strand, vom Mond- und Sonnenaufgang und dann hieß es für uns alles einpacken.

Der 07.10. war dann unser Abreisetag. Drei Wochen auf dem Campingplatz waren auch ausreichend. Das Wohnmobil wollte mal wieder ein paar Kilometer fahren. Unser nächstes Etappenziel war Collioure, gerade mal 80 km von unserem Campingplatz entfernt.

Da der Campingplatz in Collioure ca. 5 Km vom Ort entfernt ist, kommt unser Roller zum Einsatz.

Der Ort Collioure erlangte Berühmtheit bei Malern. Die bekanntesten hiervon waren Henri Matisse und Pablo Picasso. Im Hotel de Templier sollen entsprechende Gemälde hängen, die die Künstler in Ermangelung von Geld, dem Eigentümer vermacht hatten. Leider sind die Gemälde nicht zu besichtigen.

Wer die Möglichkeit hat sollte diesen Ort mit seinem beeindruckenden Flair unbedingt besuchen.

Nach zwei Nächten machen wir uns auf die Weiterfahrt. Wir wollen noch zwei Wochen auf "unserem" Campingplatz in Le Lavandou verbringen. Unsere Fahrt führt uns an der Küste entlang. In der Nähe von Sête entschließen wir uns auf dem Stellplatz direkt am Meer zu übernachten. 

Wie geplant erreichen wir am nächsten Tag "unseren" Campingplatz und bekommen einen tollen Stellplatz. Die Zeit vergeht wie im Fluge, wir besuchen den Markt und wieder einmal den Ort Bormes les Mimosas. Alles ist wunderbar. Das Wetter spielt mit, das Meer hat von noch 21° und lädt zum Baden ein. Alles toll.

Am 21.10. packen wir unsere Sachen. Geplant ist am 22.10. die Côte d'Azur entlang nach Italien zu fahren, von dort an den Lago Maggiore und danach über Aulendorf (Carthago) und Wertheim nach Hause. Dort wollen wir am 26.10. ankommen. 

In der Nacht auf den 22.10. wird dann kurzfristig umdisponiert. Da das Wetter für die nächsten Tage schön sein soll, verlängern Margrit, die Hunde und unser Kater Leo noch für weitere 7 Tage auf dem Campingplatz. Ich verlängere in der kardiologischen Abteilung der Krankenhauses Sainte Musse in Toulon wegen eines Herzinfarkts. Nun muß ich sagen, dass ich ausgesprochenes Glück hatte, da einerseits Margrit die Symptome sofort richtig gedeutet hatte und die Station mit dem Notarzt nur 3 km vom Campingplatz entfernt ist. So ging die Versorgung richtig schnell und die Ärzte in Toulon standen auch schon "Gewehr bei Fuß" um die Arterie zu öffnen und einen Stent zu setzen. Also richtig Glück gehabt ! 

Nach sechs Tagen werde ich entlassen und am Samstag 28.10. sind wir dann Richtung Heimat gestartet.

Natürlich sollte ich laut ärztlicher Anweisung nicht das Wohnmobil fahren. Und so durfte Margrit mich nach Hause chauffieren ..... und das hat sie ganz toll gemacht. Unsere Tagesetappen haben wir auf max. 400 km pro Tag festgelegt und so sind wir "planmäßig"am 30.10. zu Hause angekommen. 

Fazit:

Eigentlich ein schöner Urlaub. Die Zeit ist wider Erwarten unheimlich schnell vergangen, sodaß wir garnicht das Gefühl hatten rund 8 Wochen unterwegs gewesen zu sein. Auf die "Verlängerung" hätte ich verzichten können, anderseits ist alles gut verlaufen. Dies lag vor allem daran, dass der Infarkt sofort erkannt und die ärztliche Hilfe schnell vor Ort war. Ein großes Lob an die Belegschaft des Camp du Domaine, die nachts sofort den Notarzt verständigten und uns auch sonst mit Rat und Tat stets zu Seite standen, sowie die Ärzte, Pfleger und Schwestern des Krankenhauses Sainte Musse in Toulon, die sich rührend um mich gekümmert haben.