Im Norden Frankreichs September 2022

Text: Hans-Werner                                                                                                                        Fotos: Hans-Werner und Lena

 

Für unsere Reise im Spätsommer haben wir als Hauptziel die Kanalküste Frankreichs auserkoren. Von den Temperaturen her hat sich der Sommer verabschiedet. Auch mit der Trockenheit ist es vorbei. Dies alles hat uns aber nicht daran gehindert, in der Zeit vom 10. bis zum 30.09.2022 uns die Küste von Petit-Fort-Philippe im Norden bis hinunter nach Saint-Valery-en-Caux genauer anzuschauen. Dabei haben wir 1.857 km zurückgelegt und standen fast ausschließlich auf Wohnmobil-Stellplätzen. Im Schnitt lag der Dieselpreis 30 Ct. niedriger als in Deutschland. An einer Tankstelle haben wir sogar nur 159,5 Ct./Liter bezahlt.

Bei unseren vorherigen Fahrten in diesem Jahr haben wir festgestellt, dass die Dieselpreise ein großes Thema werden, und einen großen Teil des Urlaubsbudgets in Anspruch nehmen. Um so erfreulicher war das „Bauchgefühl“ in diesem Urlaub.

 

Samstag, 10.09.2022

Über die A3 und die Mosel-Autobahn erreichen wir Luxembourg, wo wir unseren Tankstopp (187,7 Ct.) und eine kurze Verpflegungspause einlegen.  Anschließend nehmen wir die Autobahn in Richtung Brüssel, die wir bei der Abfahrt 23 verlassen, um nach wenigen Landstraßenkilometern in das französische Städtchen Givet zu gelangen. Unterwegs haben wir schon festgestellt, dass sich an den Supermarkt-Tankstellen lange Schlangen bilden, da auch die Belgier schnell mal zum Tanken über die Grenze kommen.

Givet liegt in einem ausgeprägten Wurmfortsatz des Grenzverlaufs beidseits der Meuse, und wird von einer Vauban-Festung auf einem Bergrücken oberhalb der Stadt geschützt.

Deshalb steuern wir den Wohnmobil-Stellplatz am Quai Dervaux an. Er ist voll belegt. Das fängt ja gut an. Der zweite Versuch sind die paar Plätze vor dem Camping Municipal auf der anderen Seite der Meuse. Hier gefällt es uns gar nicht. Wir wollen Givet schon wieder notgedrungen verlassen und sind schon am Ortsausgang, und auf dem Weg nach dem etwas südlicher gelegenen Vireux-Molhain, da sehen wir gegenüber einige Wohnmobile etwas abseits direkt am Fluß stehen. Das ist jetzt mein Ziel, und wir haben Glück.

Hier läßt es sich aushalten.

Tagesstrecke: 361 km

 

Sonntag, 11.09.2022

Die Nacht im Wohnmobil war herrlich, und nach dem Wachwerden ist für uns schon klar: Wir fahren heute noch nicht weiter. Bei meinem morgendlichen Spaziergang zum Bäcker auf der anderen Flussseite ist es noch stark bewölkt, was sich aber immer mehr auflöst.

Gegen Mittag machen wir einen Spaziergang in den älteren Ortsteil von Givet, nehmen einen Apéritif in einer kleinen Bar an der Meuse …

Ricard und Picon Bière

… und landen zu Mittag in dem von außen unscheinbaren Restaurant „Taj Mahal“ mit indischer und pakistanischer Küche. Normalerweise bevorzugen wir beim „Inder“ ein Buffetangebot, damit wir mehr Freiheit in der Auswahl der Speisen haben. Hier gibt es aber ein 3-Gang-Menü, das sich schon ganz gut liest.

Zur Begrüßung erhalten wir schon mal einen Kir „vom Haus“.

Vorspeise:

Nan au fromage mit 3 verschiedenen Pasten aus Zwiebeln, Minze und Koriander,

auf Holzkohlenfeuer gegrillter Hühnchenschenkel Tandoori und Hackfleischröllchen von der Lammkeule

 

Kunstobjekt: ausgeputzter Vorspeisenteller

Hauptspeise:

traditionelles Lammcurry bzw. Stücke von der Lammkeule mit Cashewnüssen, Mandeln, Pistazien und Sahne mit Basmatireis

Dessert:

Eiskugeln bzw. Milchreiseis

Es war so was von lecker. Eigentlich wäre jetzt eine Mittagsruhe angesagt. Wir machen aber lieber noch eine Runde durch Alt-Givet.

 

 

Tagesstrecke: 0 km

 

Montag, 12.09.2022

Die Vaubanfestung ist zwar sehr beeindruckend. Trotzdem entscheiden wir uns gegen eine genauere Besichtigung und fahren langsam auf Landstraßen immer in Richtung der N43. Dabei entwickelt unser Navi wieder ein Eigenleben und führt uns über hauptsächlich landwirtschaftlich genutzte Sträßchen in kleine Ortschaften und durch verschiedene Umleitungen …

… zu dem von mir ausgewählten Übernachtungsort Catillon-sur-Sambre. Hier gibt es einen kleinen Wohnmobil-Stellplatz an dem schiffbaren Canal de Sambre. Der Stellplatz liegt auch ganz schön, man hat einen Ausblick auf den Kanal und die Angler, aber er ist zu laut durch die viel befahrene Straße direkt nebenan. Wir machen uns in aller Ruhe erst einmal Mittgessen mit einem kleinen Vorspeisenteller und Spaghetti aglio olio.

Zum Glück gibt es auf der anderen Straßenseite ca. 300 m entfernt und etwas zurückversetzt einen neuen und größeren Wohnmobil-Stellplatz mit V+E. Der Ausbau wurde gut begonnen, aber irgendwie ist der gute Wille auf der Strecke geblieben. Für uns reicht es zur Übernachtung aber allemal. Die Gebührenregelung ist auch noch nicht geklärt. Hinter dem Platz sind auf einer Wiese Apfel- und Birnbäume mit seltenen Sorten gepflanzt. Ein anderes Wohnmobil hat bereits vor uns diesen Platz zur Übernachtung erwählt.

Bei einem Spaziergang in den Ortskern, also immer in Richtung Kirche, zeigt sich erschreckende Trostlosigkeit. Es gibt keine Geschäfte mehr, zwei Cafés sind zu, nur die Apotheke ist noch da und hat offen. Irgendwo an der Hauptstraße soll es noch einen Supermarkt geben. Wir gehen also wieder zu unserem Wohnmobil zurück und machen dort die Bar auf.

Bis zum Abend stehen wir dann zu fünft in diesem Ort, der leider keine Infrastruktur hat.

Tagesstrecke: 102 km

 

Dienstag, 13.09.2022

Heute Nacht hat es zu regnen angefangen. Ich glaube, so etwas haben wir zum letzten Mal am 04. August 2022 erlebt. Uns stört dies nicht weiter, da wir einen Fahrtag auf Landstraßen und kostenlosen Autobahnen nach Gravelines vor uns haben. Dass es aber aufgrund von diversen Umleitungen eine solche Irrfahrt wird, habe ich mir nicht vorstellen können.

Im nächsten größeren Ort, Le Cateau-Cambresis, suchen wir, trotz einer fürchterlichen örtlichen Umleitung, erst einmal den Intermarché für einen kleinen Einkauf und zum Tanken (175,0Ct./l Diesel). In das Matisse-Museum können wir heute nicht hinein, dienstags ist geschlossen.

Weiter geht es, und die Umleitungen nehmen zu. Um die Mittagszeit halten wir Ausschau nach einem „Routier-Restaurant“, den wir trotz aller Unbilden noch rechtzeitig erreichen. Die Tagesgerichtvorschläge werden uns auf einer Tafel originell offeriert, die auf dem Nachbarstuhl abgestellt wird. Dabei ist mit dem „Pot’je Vlesch“ auch etwas Unbekanntes und wir sind von dem Ergebnis sehr überrascht – es ist Sülze!

Auf den letzten 12 km der A16 von Dunkerque bis zur Abfahrt Gravelines erwischt uns noch ein LKW-Stau der vielen Fährenutzer. In Gravelines selbst ist alles wie gehabt. Über die Umgehungsstraße kommen wir problemlos zum Wohnmobil-Stellplatz ohne V+E in der Rue du Port (Gebühr EUR 7,50/24 Std. – die ausgeschilderte kostenlose Aire de Service ist in der Rue de Gendarmerie).

Aus leidiger Erfahrung möchte ich darauf hinweisen, daß der Kassenautomat nur in einem ruhigen und ausgeglichenen Zustand genutzt werden sollte. Bei der Eingabe der Verweildauer sollte der entsprechende Displaybereich  nur einmal angetippt werden. Dann heisst es zu warten, auch wenn es etwas länger dauert. Ich habe an meinem Auflagedruck gezweifelt und das Display dort noch einmal angetippt. Als Ergebnis davon wurde mir die Verweildauer von normalerweise 24 Stunden um sage und schreibe eine weitere Stunde verlängert, und das zu einem Preis von EUR 17,00. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, denn irgendetwas war doch beim letzten Besuch in Gravelines. Für diesen Luxus stehen wir auch in der ersten Reihe am Port de Plaisance.

Als der Regen aufhörte, machen wir noch einen Spaziergang in den Ort. Es ist alles noch grau in grau. Bereits an den Außenanlagen können wir feststellen, Gravelines ist auch eine „Vauban-Stadt“ mit ihren Besfestigungen.

Gravelines liegt an dem Fluss Aa, dessen Mündung auf den letzten Kilometern in die Nordsee bereits 1150 kanalisiert wurde. Die Stadt war sehr oft Schauplatz vieler Kriege zwischen Engländern, Franzosen und Spaniern. Da halfen auch um 1650 die Maßnahmen Vaubans zur Befestigung der Stadt nichts. Außerdem kam es 1588 in der Meerenge zur großen Seeschlacht von Gravelines zwischen der englischen Flotte unter Charles Howard und der spanischen Armada.

Bei diesem ständigen hin und her ist es nicht verwunderlich, daß sich erst im 19. Jhdt. die französiche Sprache durchsetzte und dass zuvor gesprochene Niederländisch verdrängte.

Am Marktplatz nehmen die „harten“ Männer rauchend ihren abendlichen Aperitif draußen ein. Dienstagabends steht auch der Pizzawagen auf dem Marktplatz. Da gibt es leckere Pizzen vom mit Holz befeuerten Backofen.

von links: Rathaus und Belfried von Gravelines

Rechts von unserem Eingang in die Stadt befindet sich die Arsenal Bastion, deren Außenbereiche mittlerweile sehr schön gärtnerisch gestaltet sind. Der Rasen hat zwar noch das sommerliche Braun, doch die Blumenpracht entschädigt für Vieles.

Außenanlagen der Arsenalbastion

Bei uns gibt es heute Abend Bulots und Crevetten mit Baguette und Mayonnaise. Dies ist nur ein Beispielteller. Es gibt davon noch viiiiiiel mehr.

Tagesstrecke: 227 km

 

Mittwoch, 14.09.2022

Auf dem Stellplatz ist schon früh ein Kommen und Fahren. Gravelines ist halt ein günstig liegender Stellplatz in der Nähe zu den England-Fähren.

Wir bleiben noch einen Tag länger in Gravelines. Da es schüttet, machen wir den Ausflug nach Petit-Fort-Philippe nicht mit den Rädern, sondern mit dem Wohnmobil. Es ist zwar kein weter Weg bis dort hin, doch müssen wir nach 200 m wegen einer Brückenerneuerung eine mehrere Kilometer lange Umleitung fahren, um dann wieder hinter der Brücke auf die eigentliche Straße zu gelangen.

In Petit-Fort-Philippe ist schon Nebensaison. Einige Restaurants haben bereits das Geschäftsjahr beendet. Auf der schwierigen Suche nach einem Lokal, was unseren Voraussetzungen entspricht, landen wir letztendlich im „L’Imprévu“. Trotz Aussichtsfront zum Kanal, ist der Haupteingang auf der anderen Seite am Place Calmette.

Blick rüber nach Grand-Fort-Philippe

Bei der Frittenbude vor der Fischmarkthalle haben wir vor vielen Jahren schon mal gehalten und die leckeren Pommes gegessen.

Die Mündung in die Nordsee.

Unsere Wahl im „L’Imprévu“ fällt nach dem Apéritif, einem Kir pétillant, auf Moules frites mit einer Käsesoße vom Maroilles und auf einen Café gourmand.

Der Regen und der Wind lassen keinen Strandspaziergang zu, deshalb fahren wir wieder nach Gravelines zum Stellplatz und machen es uns gemütlich.

Im Laufe des Nachmittags hört der Regen doch noch auf, so daß wir einen Spaziergang machen können. Vorher löse ich aber in aller Ruhe das Problem mit dem neuen Stellplatz-Ticket und bezahle auch nur EUR 7,50.

Direkt hinter dem Einlasstor von Gravelines entschließen wir uns zu einem Rundgang auf dem Befestigungswall. Erst von hier oben können wir die Idee hinter den immer wieder spitz zulaufenden Verteidigungsanlagen erkennen.

Blick auf die Mündung der Aa in die Nordsee.

öffentliche Gartenanlage am Wall

Zisternenturm

Kath. Kirche zum Hl. Willibrord

Gegen Abend verwandelt sich tatsächlich das bedrückende Grau am Himmel in ein strahlendes Blau.

Tagesstrecke: 0 km

 

Donnerstag, 15.09.2022

Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und fahren problemlos auf Nebenstraßen an den Hafenanlagen von Calais vorbei auf die D 940 und passieren das Cap Blanc-Nez. Die Wohnmobilisten, die zum Cap aufsteigen wollen, müssen sich einen Streifen am Straßenrand suchen, wo sie ihr Gefährt gefahrenfrei abstellen können. Uns zieht es weiter auf den kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz „Parking Wissant“ mit Entsorgungsmöglichkeiten an der Route de Calais (D940).

Der Ortsname „Wissant“ könnte sich von dem flämischen Wit-Zand oder der altenglischen Bezeichnung für White Sand ableiten. Der kleine Badeort liegt nämlich in einer sandigen Bucht zwischen dem Cap Blanc-Nez und dem Cap Gris-Nez.

Blick zum Cap Gris-Nez

Der bekannteste Sommerfrischler, den es immer wieder hierher gezogen hat, war der General und ehemalige Staatspräsident Frankreichs,

Wir erfreuen uns aber bei dem Weg in die Stadt an den alten Häusern mit ihrer ganz speziellen Geschichte, denn einige Künstler aus der „Schule von Wissant“ hatten hier ihre Häuser und Ateliers.

Wohnhaus und Brennofen des Bildhauers Edouard Houssin

 

Wohnhaus und Atelier des Malers Fernand Stiévenart

Diesen Ausblick könnte auch Cäsar genossen haben. Man vermutet, dass dieser Ort das von Cäsar beschriebene Portus ictius ist, von dem aus er seine Erkundungsfahrten nach England vorgenommen hat.

Nach den ersten Eindrücken und einem Rundblick über die Gastronomie Wissants ziehen wir uns in unser Wohnmobil zurück und bewirten uns selbst. Da wir heute aber noch nicht genügend Schritte gesammelt haben, setzen wir unseren vormittäglichen Spaziergang fort.

Bei dem Haus der Fischer finden wir eine verwunderliche Erklärung zu der Künstlerin Virginie Demont-Breton und ihrem Werk „L’Homme et en Mer“:

Eines Tages sieht die Künstlerin durch eine offene Tür eine junge verängstigte Fischersfrau mit ihrem Kind auf dem Schoß, die auf die Heimkehr ihres Mannes wartet.

Virginie Demont-Breton stellte ihr Gemälde zum „Pariser Salon von 1889“ vor. Noch im Oktober des gleichen Jahres gab es zu diesem Werk eine Kopie von Vincent van Gogh, die nach der Vorlage eines Schwarz-Weiß-Fotos aus der „Le Monde“ in Saint-Remy entstanden ist. Dieses Gemälde stellte er nachträglich im „Pariser Salon 1905“ aus.

In der Nähe des Strandes hat sich im 19. und Anfang des 20. Jhdt. ein regelrechtes Villenviertel gebildet. In dieser Villa z.B. liebte es General de Gaulle sich mit seiner Familie zu erholen.

Le Typhonium, eine Villa im ägyptischem Stil, die sich Virginie Demont-Breton bauen ließ.

Bei diesem Licht bewahrheitet sich die Bezeichnung – Opal-Küste.

Tagesstrecke: 40 km

 

Freitag, 16.09.2022

Wie angekündigt, kommt um 08.30 Uhr der Bäcker und kündigt sich mit einem zaghaften Hupen an. Es ist schon vorteilhaft, wenn die frischen Backwaren morgens gebracht werden.

Da wir die Bezahlautobahn auf der Fahrt vermeiden wollen, zockeln wir erst auf kleinen Straßen und später auf der D940 in südlicher Richtung. Bei einem Supermarkt habe ich für 1,699 getankt. Unterwegs finden wir um die Mittagszeit wieder einen „Routier“, wo mitten im Speiseraum eine große Pfanne mit „Cassoulet Perigourdin“ postiert ist.

Tagesgericht

Bei dem Menü haben wir uns für eine Zwiebelsuppe, das offen präsentierte Cassoulet und ein Stückchen Clafoutis (Obstkuchen) entschieden.

Das Cassoulet wird uns selbstverständlich vom Koch zusammen gestellt.

Das frische Cassoulet mit einer Bratwurst, und je einem Stück Bauchfleisch und Ente. letzteres habe ich gerne mit Lena gegen ein Stück Bauchfleisch getauscht, war sehr lecker.

In Merlimont-Plage schauen wir uns den Wohnmobil-Stellplatz von Camping Car Park an, der uns aber nicht gefällt. Er ist in ein Wohngebiet eingepackt und viel zu weit vom Meer weg.

Die nächste Wahl ist Berck-Plage. Der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 10,00) befindet sich am Ende des Chemin aux Raisins. Auch hier soll der Bäcker um 08.30 Uhr kommen. Bei unserer Ankunft sind noch 4 von 75 Plätzen frei. Der Platz selbst ist einfach gehalten. Seine Pluspunkte sind aber das nahe Meer (ca. 150 m entfernt) und bei Ebbe die Seehundgruppe auf der Sandbank am Strand.

Phare de Berck

Wir haben herrliches Wetter. Nach dem Regen vor einigen Tagen ist es eine Wohltat. Bei starkem Wind machen wir einen Strandspaziergang nach Berck-Plage, oder Berck sowie Berck-sur-Mer, wie es auch genannt wird. Über das Meer werden immer wieder dunkle Wolken durch den Wind heran getrieben, die sich aber kurz vor der Küste teilen und an uns vorbei ziehen.

einmal mehr „Côte d’Opale“

Es ist noch nicht so weit. Einige Seehunde liegen zwischen den Möwen auf einer entfernten Sandbank.

Drachen, hier aber für Paraglider

wieder Zuhause

Kurz nach 20.00 Uhr schauen wir am Strand noch einmal nach den Seehunden. Es ist aber noch immer Flut und es schwimmen nur ein paar Seehunde in der Ferne herum.

Tagesstrecke: 90 km

 

Samstag, 17.09.2022

Um 08.30 Uhr kommt tatsächlich der Bäcker. Kurz danach erscheint dann noch die Police Municipale und kassiert die Standgebühr.

Nach dem Frühstück gibt es wieder einen Strandspaziergang – die Seehunde „rufen“ und in Berck ist Wochenmarkt. Mit den Seehunden haben wir heute Glück.

Die Strandsegler nutzen den Wind für ihre Fahrt.

Es ist Markttag.

Dies ist die „Fressgasse“ von Berck-sur-Mer. (Die Frankfurter werden mir das hoffentlich verzeihen.)

Chillen am Strand

Die Vorführung geht noch immer weiter. Nur sind bereits einige Akteure sehr müde.

Am Abend erscheint überraschend ein Verkaufswagen, der bei den Wohnmobilisten gute Erträge erwirtschaftet.

Tagesstrecke: 0 km

 

Sonntag, 18.09.2022

Auch heute treibt uns der Bäcker wieder aus dem Bett. Es ist aber ein schöner Anlass. Außerdem wollen wir ja auch weiter fahren.

Um die Baie d’Authie herum fahren wir zuerst nach Quend-Plage-les-Pins und besichtigen den dortigen Wohnmobil-Stellplatz. Er liegt zwischen einem Pinienwald und der Hauptstraße, die durch den Ort an den Strand führt. Wieder gefällt uns die Lage nicht so richtig, und wir fahren weiter nach Fort-Mahon-Plage.

Der dortige Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 10,00) in der Rue de la Bistouille ist „luftiger“ angelegt. Hinter uns sind die Dünen, und Strand und Geschäfte sind nicht weit. Was uns auch freut, es ist bis 18.00 Uhr Flohmarkt in der Hauptstraße und das Restaurant unserer Wahl hat durchgehend geöffnet.

Zuerst widmen wir uns dem Flohmart, wo ich einige Artikel sehr günstig erstehe.

Danach kommt die Abkühlung, oder auch als Apéritif – ein Bier. Hier im Norden lieben die Franzosen belgisches Bier mit den skurrilsten Gläsern.

Nun aber schnell ins L’Alcyone zu Moules Marinières und Pizza Kanibal, es ist schon spät geworden.

Gegen Abend machen wir einen Spaziergang ans Meer. Dabei werden wir an der Avenue de la Plage darauf hingewiesen, dass wir uns in der Stadt nur in korrekter Kleidung  zeigen dürfen.

Der Strand ist riesig und leer. Im Sommer wird es hier anders aussehen. Momentan sind haben wir eine Lufttemperatur von 16° und im Wasser sind es 18°. Es gibt sogar Schwimmer im Meer.

Unser Stellplatz ist zwar gut besucht, aber ruhig. Bei den französischen Wohnmobilen werden sehr früh die Rollos hoch bzw. runter gezogen. Die Privatsphäre ist den Franzosen sehr wichtig. Wir finden es schöner, wenn es offen ist und wir noch hinausschauen können.

Tagesstrecke: 25 km

 

Montag, 19.09.2022

An diesem Platz kommt morgens kein Bäcker. Dafür gibt es aber zwei nahe und sehr gute Bäckereien, wenn man auf der Avenue de la Plage nach rechts abbiegt.

Die heutige Etappe führt uns nach Le Crotoy, an der Baie de Somme. Es ist ein riesiger Wohnmobil-Stellplatz für ca. 150 Wohnmobile am Ende des Chemin des Digues mit V+E (Gebühr EUR 9,00).

Von unserem Wohnmobil aus können wir noch einen Teil des Hafens und der Stadt sehen.

Vor uns ist der Port de Plaisance, und wie wir bei unserem ersten Rundgang sehen, befinden sich nicht weit davon entfernt zahlreiche Bars und Restaurants um das Memorial Jeanne d’Arc herum. In der Baie ist die Muschelzucht ein starker Wirtschaftszweig, und auch anderes Meeresgetier gibt es in Hülle und Fülle.

Unsere Augen werden aber magisch von einem Verkaufsstand mit Fischen und Meeresfrüchten angezogen.Die Auslagen sind so toll, und man kann alles kaufen.

Wir können uns sogar sofort eine Plateau zum Mitnehmen zusammenstellen lassen, und ordern uns noch eine zusätzliche Pince de Crabe (die große Krebsschere). Das Mittagesssen ist schon mal geklärt.

Dass ist das „Handwerkszeug“ fürs Essen.

Zusammen mit einem Baguette und einer Flasche Muscadet sur Lie ist unser Mittagsmahl ein Genuß.

Am Spätnachmittag starten wir wieder zu unserem Rundgang, damit wir auch genügend Schritte für den Tag erreichen. Die Infrastruktur in Le Crotoy ist wirklich gut.

Und wenn die Sonne noch so richtig auf den Platz um das Memorial Jeanne d’Arc scheint, ist hier Leben. Die Boule-Spieler sind in ihrem Element, und eine Musikerin auf der „Wanderschaft“ spielt jeden Abend ihr Programm ab und verdient ganz gut.

Gegenüber sind man die Promenade von Saint-Valery-sur-Somme.

Beim Spaziergang durch Le Crotoy gibt es viel fürs Auge, aber auch Informationen aus der Geschichte. Zum Beispiel wurde Jeanne d’Arc hier in der später geschleiften Festung  1431 von König Eduard III. von England kurz vor ihrer Verbrennung in Rouen gefangen gehalten. Außerdem kaufte sich Jules Verne in Le Crotoy ein Haus, Einige Werke sollen hier geschrieben worden sein.

Baie de Somme

Das heutige Hotel und Restaurant „Les Tourelles“ wurde 1897 von Gustave Lecocq-Ranson zur eigenen Verwendung als Villa errichtet.

Mit 9.124 Schritten habe ich zwar das Ziel knapp verfehlt, aber es ist gar nicht so schlecht. Zur Belohnung setzen wir uns noch ein wenig raus, und genießen die Kulisse bei einer Tasse heißen Tee, denn gegen Abend wird es schon etwas kühl.

Tagesstrecke: 21 km

 

Dienstag, 20.09.2022

Vom Stellplatz aus können wir entlang des Quai Courbet Marktstände sehen. So etwas ist für uns wie ein Magnet. Bei dem Stand der jungen Fischer ist leider alles voller Wespen. Wir können sogar zusehen, wie sie sich Fischstücke rausbeißen. Nee, da gehen wir lieber weiter.

Klamotten, Gürtel und Sonnenbrillen sind bei uns momentan auch nicht gefragt. Unser Ziel ist das „Oceane“, unser Lieblings-Fischgeschäft in Le Crotoy, und dort kaufen wir zwei frische Thunfischsteaks und ein Pfund Coques (Muscheln).

Im „Jules Verne“ gegenüber trinken wir noch einen Apéritif, und gehen anschließend zurück zum Wohnmobil. Ohne allzu viel Arbeit entstehen als Vorspeise „Coques in einer Vinaigrette“ und als Hauptgericht „gegrilltes Thunfischsteak mit Salat“.

Coques

gegrilltes Thunfischsteak

Auf dem Stellplatz steht ein Fan des 2017 verstorbenen Johnny Hallyday mit seinem Wohnmobil. Auf allen Seiten des Womos sind Portraits angebracht.

Unser heutiger vorabendlicher Spaziergang führt uns über die Ecluses Le Crotoy an einem fast ausgetrockneten Arm der Somme entlang und um das Bassin de chasse du Crotoy herum.

Bei dem abendlichen Tee sehen wir plötzlich ganz bizarre Farberscheinungen am Himmel. Und das alles ohne Alkohol.

Tagesstrecke: 0 km

 

Mittwoch, 21.09.2022

Heute wollen wir eigentlich auf den Stellplatz in Le Hourdel auf der anderen Seite der Sommemündung. Dort angekommen zeigt sich aber, dass die Parkplätze neu gestaltet wurden, und der Wohnmobil-Stellplatz auf der Strecke geblieben ist. Die Zufahrten zu den Parkplätzen sind nur noch für PKWs und Busse gestattet. Auch französische Wohnmobile kreiseln ergebnislos durch den Ort. In einem Kommentar im Internet hat ein französischer Wohnmobilist sogar geäußert, dass die Gemeinde keine Wohnmobile mehr haben wolle.

Wo wir aber schon mal da sind, parken wir unser Wohnmobil am Straßenrand zwischen ein paar anderen Wohnmobilen, und machen einen Spaziergang zum Leuchtturm und weiter zum steinigen Strand.

 

Die Seehunde lassen sich überhaupt nicht von den gewerblichen Muschelzüchtern stören.

Wer uns nicht haben will, erntet auch nichts von uns. Deshalb fahren wir nach St.-Valery-sur-Somme auf den Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 12,00) in der Rue de la Croix l’Abbé. Bei 180 möglichen Wohnmobilen und 40 Stromanschlüssen gibt es hier manch gewagte Steckverbindungen. Wir zapfen für unseren Strom lieber die Sonne an.

Heute gibt es ein etwas verspätetes Mittagessen im Wohnmobil mit Melone und Penne mit Bolognesesoße, gefolgt von einer Runde Faulenzen. Später spazieren wir runter in den Ort.

Entlang der Uferpromenade stehen herrliche Villen aus vergangenen Zeiten.

Unser gestriger Übernachtungsort ist nicht weit.

Im Hafenviertel sieht es schon wieder ganz anders aus.

Die touristische Dampflok verkehrt noch immer auf der Strecke von Le Crotoy über St.-Valery-sur-Somme nach Cayeux sur Mer und zurück.

Am 30. September 1066 versammelte hier der Normannenherzog Guillaume II. seine Invasionstruppen, bevor er zu seinem Eroberungsfeldzug nach England aufbrach und in Hastings landete, und als William the Conquerer berühmt wurde. Nach seinem Sieg regierte er bis 1087 das Königreich England. Diese normannische Linie erlosch aber bereits wieder 1135 mit seinem Sohn Heinrich.

Nach dem Stückchen Geschichte widmen wir uns wieder den baulichen Kleinoden in der Rue de la Ferté. Kleine Gaststätten und Geschäfte säumen unseren Weg.

Wir stehen nun vor der Frage, ober wir irgendwo bei einem Pastis in den letzten Sonnenstrahlen des Tages chillen wollen, oder ob wir den mittelalterlichen Bereich oberhalb des Strandes durchstreifen sollen. Wir entscheiden uns für Letzeres.

Die von hohen Mauern umrahmte und mit massigen Rundtürmen bewehrte mittelalterliche Altstadt betreten wir durch die Porte de Nevers, wo wir sogleich zur Église Saint-Martin gelangen, deren Baubeginn mit dem Jahre 1488 aufgeführt wird. Das Ende der Baumaßnahmen soll erst im 17. Jhdt. gewesen sein.

Die Kirche hat ein Hauptschiff, aber komischerweise nur ein Seitenschiff, welches aber einen schönen Altar enthält.

An der Orgelempore sehen wir eine Holzarbeit mit der Darstellung des Eroberungsfeldzuges von Guillaume II..

Links von der Kirche befindet sich am Place Saint-Martin das Hotel de Ville.

An der Stelle, wo wir einen schönen Ausblick auf den Strand von St.Valery-sur-Somme haben, …

… kommen wir zum Porte Jeanne d’Arc. Auf der inneren Seite haben wir nur einen Tordurchlass,

…, der aber auf der äußeren Seite von zwei Wehrtürmen abgeschirmt wird.

Vor den Toren liegt noch das alte Kloster, das wir leider nicht besichtigen können, da sich das Gelände in Privatbesitz befindet, und wir haben ja gelernt, den Franzosen ist alles Private heilig. Ansonsten hat sich eine niedliche Neustadt außerhalb der Mauern gebildet.

Nach dem ausgiebigen Spaziergang haben wir uns einen Apéritif verdient.

Tagesstrecke: 37 km

 

Donnerstag, 22.09.2022

Heute Nacht waren es 8°. Wir hatten es manchmal schon etwas kälter, und die Bettdecke wurde kürzer und kürzer. Deshalb haben wir mittlerweile das etwas dickere Inlett unserer 4-Jahreszeiten-Bettdecke im Einsatz.

Als nächstes Etappenziel haben wir uns Le Tréport vorgenommen. Auf dem Weg dorthin machen wir in einer kleinen Ausführung eines Auchon noch einen Großeinkauf. Danach erwischt uns eine Baustelle in Le Tréport und wir dürfen eine große Umleitung zum Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 10,00) fahren. Der Stellplatz liegt am Boulevard du Calvaire bei der oberen Haltestelle des Schrägaufzugs (Funiculaire haut).

Laut Display-Anzeige ist der obere geteerte Platz, bei dem sich auch die Entsorgung vor der Schranke befindet, voll belegt. Auf dem unteren Platz können theoretisch noch 20 Wohnmobile Platz finden, wenn sich denn nicht manche Zeitgenossen so ausbreiten würden. Wir stehen aber schon mal gut.

Von hier oben hat man eine wunderbare Aussicht auf das Meer und Le Tréport.

Und mit dem Schrägaufzug von 2006, der die alte Standseilbahn von 1908 abgelöst hat, geht es in die Unterstadt.

Oberhalb dieser Klippen stehen wir mit unserem Wohnmobil.

le Casino de Tréport

Häuserzeile gegenüber in Mers-les-Bains

Eine Fischhalle ist immer wieder ein Anziehungspunkt für uns. Da werden unsere Augen immer ganz groß.

die Hauptstraße von Le Tréport – Quai Francois 1er

im Gegensatz dazu die kleinen Gässchen für einen gemütlichen After-Work-Trunk der Tréportaise.

Talstation der Standseilbahn

welch ein Blick

Tagesstrecke: 38 km

 

Freitag, 23.09.2022

Wie angekündigt kommt der Bäcker um 09.00 Uhr zaghaft hupend auf den Stellplatz und bringt uns frisches Brot, Croissants und Pains chocolat. Nach dem Frühstück und allen kleinen weiteren Ritualen wollen wir heute nach St.-Valery-en-Caux fahren. Es ist mal wieder ein Versuch, auf dem nicht so großen, aber toll gelegenen Stellplatz, einen Platz für unser Wohnmobil zu finden. Da wir heute ein paar Kilometer als sonst fahren, ist es auch nicht so schlimm, daß sich das Wetter verändert hat und sich von seiner schlechten Seite zeigt.

Als hätte ich das Pech an meinem Gaspedal kleben. Circa fünfzig Meter vor der Abzweigung zum Wohnmobil-Stellplatz, direkt vor dem Maison Henri IV, ist die Straße für dreißig Meter wegen Kanalarbeiten gesperrt. Es ist aber eine Umleitung ausgeschildert, die uns  ganz aus St.-Valery-en-Caux hinaus führt und an einem Kreisverkehr zu einem schmalen Sträßchen leitet, dass uns im Einbahnverkehr wieder nach unten führt. Teilweise ist es ganz schön eng und steil. Und tatsächlich landen wir nach vier oder fünf Kilometern genau auf der anderen Seite der Baustelle.

Ich könnte mir vorstellen, daß schon einige Wohnmobile bei der versperrten Zufahrt aufgegeben haben, denn der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 9,00) am Leuchtturm, unterhalb der Falaise d’Aval, ist bei weitem nicht voll belegt. Wir bekommen sogar noch einen Platz in der 1. Reihe.

Eigentlich ist es hier wie ein „Nachhause kommen“, nicht weil wir schon so oft in St.-Valery-en-Caux waren, sondern weil wir hier einige nette Erlebnisse hatten.

Es ist Mittagszeit. Was sollen wir bei einem solchen Wetter anderes machen, als nach einem schönen Lokal mit einem Menü zu suchen. Der Fußweg führt uns wieder unterhalb der Klippen zurück auf die andere Seite der Hafeneinfahrt. Dort gibt es am Place du Marché und den kleinen Seitenstraßen einige Bars und Restaurants

Uns sagt das Menü in der Brasserie „L’Eden“ am besten zu. Nach einem Kir Normand als Apéritif, bestellen wir zum Essen einen Pichet (kleinen Krug) Rosé.

Vorspeise:

Croustillant Normand (Filoteigtaschen gefüllt mit Rohmilch-Camembert und Apfelstückchen auf einem Salatbett)

Cassolette de la Mer (Überbackene Meeresfrüchte in einer Crème)

Hauptgericht:

Bavette à l’Échalotte (Rückensteak vom Rind mit Zwiebelsoße )

Magret de canard au Poivre (Entenbrust mit Pfeffersoße)

Dessert:

Cassis, Menthe und Citron

Tarte Tatin

Den Abschluß bildete ein Café. Es war wie immer lecker. Und außer dem Kir und dem Rosé war alles im Menüpreis von EUR 21,90 enthalten.

Den Nachmittag verbringen wir bei einer ungemütlichen Wetterlage im Wohnmobil. Gegen Abend wollen wir aber noch einmal eine Runde drehen.

Bei unserem ersten Besuchvor vielen Jahren haben wir mit unserem Wohnmobil noch links auf dem Kiesstreifen oberhalb der Grasböschung, direkt unter der Klippe, gestanden. Das würde ich heute nicht mehr machen.

Das Maison Henri IV. ist ein Wohnhaus aus dem 16. Jhdt.. Heute beherbergt es das Stadtmuseum. Saint-Valery-en-Caux liegt in dem Gebiet, wo auch heute noch der Flachs angebaut und zu Leinen verarbeitet wird.

Am Fuß der Klippen liegen noch einige Erdhaufen, die von Hangabbrüchen resultieren, der Rest ist vom Meer schon wieder fortgespült worden. Es wird immer wieder davor gewarnt, sich zu nah an den Klippen aufzuhalten, da es wirklich lebensgefährlich ist.

Die Möwen und Vögel ernähren sich aus dem Meer, und Frites etc. sind für sie keine gesunden Nahrungsmittel.

An einem Freitagabend ist es kurz vor 20.00 Uhr in dieser Jahreszeit schon ganz schön still.

Der Wind rauscht über das Wohnmobildach, trotzdem, oder gerade deswegen, schlafen wir gut.

Tagesstrecke: 66 km

 

Samstag, 24.09.2022

Es stürmt am Morgen. Ich nutze eine Regenpause und gehe schnell zum Bäcker. Es ist Flut und die Wellen rollen heran und drück noch mehr Wasser in die Hafeneinfahrt hinein. Gegen Mittag raffen wir uns zu einem kleinen Rundgang auf. Bei dem Maison Henri IV. geht eine enge Gasse aufwärts, und da soll es in wenigen hundert Metern Entfernung noch ein altes Kloster geben. Leider ist es mittlerweile auch Privé.

Dann machen wir eben noch ein paar Einkäufe im kleinen Supermarkt und schauen beim Bäcker vorbei. Es ist schon 11.30 Uhr, und die Auslagen sind voll mit Törtchen. Der Backofen brummt auch noch weiter, damit die Baguette nicht ausgehen. Trotz Samstag ist die Bäckerei nämlich bis heute Abend offen.

Unser selbstgemachtes Mittagessen für heute:

ein kleiner Vorspeisenteller mit einem Kir Normand …

… und danach Spaghetti mit Tomaten, Knoblauch, Kapern, Sardellen, Basilikum in Olivenöl

Draußen stürmt und regnet es weiter. Da die Wettervorhersage für die nächste Zeit auch nichts besseres verheißt, wollen wir morgen die Tour entlang der Kanalküste abbrechen, und uns langsam auf den Weg in Richtung Heimat machen.

Tagesstrecke: 0 km

 

Sonntag, 25.09.2022

Es stürmt und regnet immer noch.

Als dann die Sonne sich immer mehr durchsetzt, packen wir zusammen und begeben uns auf die Weiterreise.

Um den schnellsten Weg in das Großgebiet Rouen zu erreichen, führt uns das Navi erst mal zurück über Veule-les Roses. Was hindert uns also daran, bei dem sich bessernden Wetter, in diesem „Puppenstübchen“ der Caux-Region einen Zwischenstopp einzulegen.

Veules-les-Roses liegt in einer Einbuchtung der steilen Alabasterküste. Namensgeber war der Fluß Veules, der außerhalb der Bebauung seine Quelle hat und auf dem 1.149 m langen Weg durch den Ort als kürzester Fluss Frankreichs in den Ärmelkanal mündet. Elf Mühlen säumten seinen Weg. Aber auch die Fischerei und später die Stoffverarbeitung brachten einen wirtschaftlichen Aufschwung. Heute ist es der Tourismus, der den mit nicht mal 600 Personen bewohnten  Ort belebt.

Quelle der Veules

Die ersten Meter der Veules dienen auch der Bewässerung der Kressebecken.

Die besonders wohlschmeckende Kresse aus Veules-les-Roses, die dort schon seit dem 14. Jhdt. angebaut wird, kann alle 4 – 6 Wochen geerntet werden.

typische Bauweise für Veules-les Roses: von Backsteinen eingerahmte behauene Flintsteine (Silex)

Mit dem Rundgang und dem Mittagessen im Ort waren wir doch einige Zeit unterwegs. Es ist auch mit der Zeit kühler geworden, sodaß wir den Rückweg vom Strand zum Wohnmobil etwas schneller absolviert haben.

Da es durch den wunderschönen Aufenthalt in Veules-les-Roses später geworden ist, haben wir uns als heutiges Ziel jetzt Jumièges vorgenommen. Mit seiner Lage in einer Seineschleife, der sehenswerten Ruine der dortigen Abbaye und dem kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E passt das gut.

Auf kürzestem Weg und doch umständlich erreichen wir Jumièges. Das Wetter ist sehr wechselhaft. Die Abbaye wird auch am Nachmittag noch von zahlreichen Reisebussen der Flusskreuzfahrten angesteuert. Bei dem Regen fallen die Besuche aber teilweise sehr kurz aus.

Als wir es dann bei aufkommendem Sonnenschein endlich wagen, hat die Abbaye bereits geschlossen, und wir können die Ruinen nur noch teilweise von außen bestaunen.

Vielleicht schaffen wir es morgen mit der Besichtigung.

Tagesstrecke: 74 km

 

Montag, 26.09.2022

Am frühen Morgen schüttet es noch. Im Laufe der Zeit ändert sich die Wetterlage aber immer mehr zum Guten. Mit Regenjacken ausgerüstet ziehen wir los.

Die Abbaye Jumièges wurde im Jahr 654 von dem Benediktinermönch Philibert gegründet. Trotz der Verwüstungen bei der Wikinger-Invasion 841 und der Besetzung der Engländer 1415 während des Hundertjährigen Krieges erarbeiteten sich die Mönche wirtschaftlichen Wohlstand. Der Klosterbereich wurde durch die vielen Erweiterungen zu einer Dauerbaustelle. Erst die französische Revolution beendete die aktive Zeit des Klosters. Das Kirchengut wurde verkauft und die zerfallende Abtei als Steinbruch genutzt. Im 19. Jhdt. fand sich mit den Romantikern eine Gegenbewegung, die sich für die Erhaltung des größten Geschichtsdenkmals einsetzte.

Wir beginnen unseren Rundgang und betreten das Mittelschiff der Abteikirche Notre Dame, die am 01. Juli 1067 in Anwesenheit von Wilhelm der Eroberer eingeweiht wurde, durch den Eingang der schmucklosen Fassade. Das Mittelschiff ist mit einer Höhe von 25 m, das höchste romanische Kirchenschiff der Normandie. Sphärische Melodien und das Rauschen des Windes begleiten uns.

Von den 7 Kapellen mit ihren gotischen Bündelpfeilern ist nur noch eine erhalten. Sie gehörten zu einem Anbau aus dem 13. Jhdt..

ein romanisches Kapitell mit einem Vogel

Im Anschluß an das romanische Kirchenschiff führt rechts ein überdachter Weg  zur Petruskirche. Diesen Übergang aus dem 14. Jhdt. bezeichnet man auch als den Karl VII.-Durchgang.

Die Petruskirche mit den Anfängen aus dem 9. Jhdt. gehört zu den ältesten Überresten der Abtei. Sie wurde aber im 14. Jhdt. fast vollständig neu gestaltet.

Blick vom Chor auf die Petruskirche

Über den ehemaligen Klostergarten erreichen wir die große Terrasse mit ihrer ausladenden Treppe.

Im Hintergrund steht noch die Bäckerei aus dem 18. Jhdt..

 

Nach links geht es nun zur Abtwohnung aus dem 17. Jahrhundert. Das Gebäude wird heute noch als Museum genutzt.

Blick über den ehemaligen Kreuzgang

Das im 12. Jahrhundert erbaute Gästehaus, das als Empfangssaal genutzt wurde, erhielt später die Verwendung als Vorratsraum. Im Jahr 1664 ist dann noch eine Decke eingezogen worden um eine Klosterbibliothek dort unterzubringen.

Den Abschluß bildet das Pförtnerhaus aus dem 14. Jhdt., wo wir unseren Rundgang begonnen haben.

Nach diesem beeindruckenden Spaziergang durch die Geschichte möchten wir noch nach Rouen fahren. Wir nehmen die Straße an der Seine entlang und landen in Duclair wieder auf der D982. Da ich tanken möchte halte ich Ausschau und finde tatsächlich eine „Totalenergies“ mit einem Dieselpreis von 159,5 ct.

Es schüttet wieder.

Von unserem Navi werde ich super und ohne Probleme zu dem kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz ohne V+E an der Rue Sainte-Amélie geleitet. Er befindet sich auf einer Seine-Insel und es sollen nur etwas mehr als 1 km bis zur Kathedrale sein.

In der Jungsteinzeit zwischen dem 9. und 6. Jahrtausend v.Chr. soll hier bereits Ackerbau und Viehzucht gegeben haben. Davon merkt man heute in dieser Hafenstadt nichts mehr. Trotzdem hat sie aber in der Innenstadt ihren Charme bewahrt.

Rouen, „die Hauptstadt der Normandie“, hat oftmals die Besitzer gewechselt. Die Römer waren hier, später kamen die Wikinger und dann gab es einige Wechsel mit den englischen Besatzern. Im Zusammenhang mit dem Hundertjährigen Krieg wurde hier Jeanne d’Arc verurteilt und am 30.05.1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mittlerweile ist sie rehabilitiert, Heilig gesprochen und wird überall ausgestellt.

Gegen 15.00 Uhr machen wir uns bei wechselhaftem Wetter auf unsere Erkundungstour durch Rouen. Wir durchqueren, wie wir gekommen sind, die Île Lacroix bis zur Pont Corneille und sind auf der anderen Seite der Seine schon ganz nah an der Altstadt. An der Kreuzung mit der Rue Alsace Lorraine gehen wir rechts in die kleine Rue Malpalu und befinden uns schon in dem Viertel Maclou.

Von der Brücke aus sehen wir bereits die Türme der Kathedrale von Rouen.

Eingang zum Viertel Maclou

Katholische Kirche Saint-Maclou (Hochgotik) – Heute geschlossen

Hinter der Kirche gehen wir weiter und folgen einer Stadtführung  durch einen unscheinbaren Durchgang und stehen plötzlich im „Aître Saint-Maclou“, einem ehemaligen mittelalterlichen Friedhof mit Beinhaus, der auf die Zeit der schwarzen Pest im Jahre 1348 zurück geht. Die Anfang des 16. Jhdt. erbaute Häuserreihe wurde mit Motiven des Totentanzes verziert.

Aître Saint-Maclou

Totentanz der Laien

Totentanz der Geistlichen

Wir warten noch eine kleine Schauer ab und machen uns dann auf den Weg zur Cathédrale de Notre-Dame.

Mit dem Bau der Kathedrale wurde im 12. Jhdt. auf den Fundamenten von zwei Vorläuferkirchen begonnen, und seitdem befindet sie sich in ständiger Entwicklung. Die gusseiserne Kirchturmspitze stammt aus dem 19. Jhdt. und ist in einer Höhe von 151 m die höchste Frankreichs.

Wir betreten die Kathedrale durch einen Seiteneingang, und sind erst mal überwältigt von dieser schlanken und hohen Bauweise im Inneren.

Seitenaltar zu Ehren der Hl. Jeanne d’Arc

Gegenüber des Portals der Kathedrale soll sich die Touristinfo befinden. Das ist sie aber nicht mehr. Laut den Erklärungen ist sie jetzt im Musée des Beaux-Arts. Das trifft sich gut. Dort wollen wir ja hin. In diesem Museum gibt es eine wunderschöne Sammlung impressionistischer Gemälde. Darunter sind auch Arbeiten Claude Monets von Rouen.

Ein „freundlicher“ älterer Franzose spricht uns an und zeigt die Richtung in der wir gehen sollen. Er sagt aber auch sofort,“Ich spreche kein deutsch“, und lächelt uns an. Wir gehen dankend los und laufen in die total falsche Richtung. Erst „Tante Google“ führt uns dankenswerterweise den gleichen Weg zurück, unter dem „Tour Horloge“ hindurch, das Ensemble besteht aus dem gotischen Turm, der Renaissance-Arkade und einem Brunnen, …

… und weiter zum Museum der schönen Künste an der Esplanade Marcel Duchamp. Die Zeit drängt, da das Museum bald Schluß macht.

Im Museum werden wir sofort darauf hingewiesen, dass wir nur noch eine Besuchszeit von 45 Minuten haben. Obwohl der Besuch kostenfrei ist, müssen wir uns Eintrittskarten besorgen. Die nächste Schwierigkeit ist die Suche nach dem Aufgang zum 2. Stock in die Ausstellung der Impressionisten.

Es ist geschafft. Jetzt können wir bei der Betrachtung der Gemälde wieder herunter kommen. Neben vielen anderen Gemälden finden wir auch Claude Monets „Portail de la cathédrale de Rouen, temps gris“ und „Vue générale de Rouen“, beide von 1892.

Auf die letzte Minute verlassen wir das Museum und suchen uns etwas zum Essen.

Während unserer Suche passieren wir das Palais de Justice, und sehen eine Installation von Jan Vormann, die im Rahmen eines Festivals normannischer Impressionisten entstanden ist. Er hat mit Legosteinen Schäden aus dem Bombardement der Alliierten von 1944 ausgefüllt.

Auf dem Place de Vieux Marché, wo Jeanne d’Arc am 30. Mai 1431 bei lebendigem Leib verbrannt wurde, rettete uns JM’s Café das Leben. Wir hatten Mittags im Viertel Macoul nichts mehr zu essen gefunden und die Mahlzeit immer weiter hinausgeschoben.

Pizza Soleil

Lasagne au Saumon mit einem ganzen überbackenen Stück Lachs

Wir sind satt und müde. Jetzt zieht es uns nur noch zum Wohnmobil. Es war ein langer und anstrengender Tag.

Tagesstrecke 35 km

 

Dienstag, 27.09.2022

Am Morgen ist es mal wieder sonnig, ws sich aber sehr schnell ändern kann.

Heute geht es nur immer in Richtung Osten, wo es uns hin verschlägt, steht noch nicht fest. Wir kommen ganz leicht und schnell aus Rouen heraus. Als wir auf der N31 kurz vor dem Ort Martainville-Epreville in einen Kreisel fahren, sehen wir rechts von uns ein schönes Schloss, das Château de Martainville. Ich fahre sofort auf den neu angelegten Parkplatz.

Das Château bezieht sich auf „Madame Bovary“ und hat einen Garten mit Pflanzen nach Flauberts Aufzeichnungen angelegt. Wir betreten das Schloss durch die große Eingangstür und suchen die Information, da kommt schon eine junge Dame auf uns zu und erklärt uns, dass heute Ruhetag sei. Auf der Infotafel am Parkplatz hat davon nichts gestanden. Wir sind schon etwas enttäuscht.

Als kleine Entschädigung kann man vielleicht ansehen, das wir kurz vor Gournay-en-Bray einen „Routier“ finden, dessen Menü uns mit Vorspeise und Hauptgericht vom Büfett, Käse und Dessert für EUR 15,00 anbietet.

2 x Vorspeise je nach Geschmack:

2 x Boef Bourgignon mit Beilagen je nach Geschmack

Dessert, den Käse haben wir uns geschenkt:

Fromages blanc

eine Tarte

Danach beginnt aber so richtig der miese Teil des Tages. In Gournay-en-Bray werden wir von der N31 auf eine Umleitung geschickt, die in einer Irrfahrt endet und es unheimlich lange dauert, bis wir wieder auf der N31 sind. In Compiegne finden wir keinen Parkplatz an der Oise, wo wir uns hinstellen könnten. Also fahren wir weiter und erreichen Trosly-Breuil, einen kleinen Ort an der Aisne. Der Parkplatz ist ganz okay, aber die Infrastruktur ist bis auf Null herunter gefahren.

Der nächste Versuch wird in Soissons mit dem Wohnmobil-Stellplatz mit V+E in der Rue Erneste Ringuer an der Aisne gestartet. Die Straße vor dem Stellplatz ist eine riesige Baustelle und alles Material wird auf dem Stellplatz gelagert. In der näheren Umgebung gibt es auch nichts, wo wir uns hinstellen können.

Jetzt habe ich noch zwei Adressen von France Passion bei Champagnergütern kurz vor Reims. Ich entscheide mich für das Unternehmen V. Bennezon in Courville. In Fismes verlassen wir die N31 und fahren noch 4,5 km bis nach Courville. Die Fa. Bennezon finden wir erst im zweiten Anlauf, da der France Passion-Hinweis bei der Einfahrt vom bereit gestellten Mülleimer verdeckt wird. Hier stehen wir ganz gut auf einer Kiesunterlage, die wir bei dem Dauerregen ganz gut gebrauchen können. Ich gehe noch zum Wohnhaus um uns für die Übernachtungsmöglichkeit zu bedanken und um eine Flasche Champagner zum sofortigen Verzehr zu kaufen. Es macht mir aber niemand auf. Schade, es passt zu dem Tag.

Kurz bevor es dunkel wird, kommen mehrere Kleinbusse an. Ich glaube die waren alle noch zur Weinernte draußen. Jetzt ist es mir aber zu spät um nochmals da herum zu laufen. Außerdem werden die Leute ganz schon fertig sein.

Tagesstrecke: 232 km

 

Mittwoch, 28.09.2022

Unsere erste heutige Station ist Reims. Auch wenn wir gestern mit Rouen bereits eine größere Stadt durchlatscht haben, können wir deshalb nicht Reims sein lassen. Denn an der Stelle der heutigen Stadt haben bereits um 80 v. Chr. die Kelten eine Siedlung (Oppidum) gegründet. Bevor sie in den gallischen Kriegen von den Römern besiegt wurden. Im Jahre 406 folgten die Vandalen und 451 nahm der Hunnenkönig Attila die Stadt ein. Erst gegen Ende des 5. Jhdt. übernahm mit Chlodwig I. ein Merowinger, der vorher nur als ein Verwalter der Römer im Gebiet der südlichen Niederlanden und dem nördlichen Belgien galt, die Macht über das Gebiet um Reims. Dadurch gilt Chlodwig I. auch als Begründer des Frankenreiches.

Wir steuern einen Parkplatz ohne V+E am Stade Auguste-Delaune an. Mit der Navieingabe „Rue Leo Lagrange“ kommt man gut hin. Dieser Platz kann um die Heimspiele des Fußballclubs „Stade de Reims“ nicht angefahren werden. Der genaue Zeitraum wird an einem Verkehrsschild aktuell ausgewiesen. Ansonsten ist das kostenlose Parken und Übernachten erlaubt.

Bei schönem Wetter ziehen wir sofort los in die Stadt. Von hier aus können wir zu Fuß die Umgehungsstraße und die Vesle mit Hilfe der Avenue Paul Marchandeau überqueren, biegen links ein in den Boulevard Paul Doumer ein und etwas später nach rechts in die Rue Libergier, die uns direkt auf die Cathédrale Notre-Dame de Reims zuführt.

Mit dem Bau der Kathedrale wurde im 12. Jhdt. begonnen. Sie gehört zu den bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs. Dadurch, dass der hl. Remigius als Bischof von Reims im 5. Jhdt. Chlodwig I. getauft und mit heiligem Öl gesalbt hat, leiteten die weiteren Erzbischöfe von Reims das Recht ab, alle französischen Könige hier zu salben und zu krönen.

Auffallend an der Westfassade ist die genau berechnete zentrale Position der großen Rosette. Dies wurde möglich durch die Erfindung des Maßwerks durch den Reimser Jean d’Orbais etwa um 1215.

ein Salbungsvorgang über dem Hauptportal

Die Salbungsdarstellung über dem Hauptportal wird eingerahmt von Christusdarstellungen über den flankierenden Portalen.

Rätabel des Todes und der Auferstehung Jesus (16.Jhdt.)

Statue der Jeanne d’Arc

Als ein besonderer Anziehungspunkt für die Touristen wurde sie aber auch durch drei Fenster in der Achsenkapelle des Chorraumes, die 1974 von Marc Chagall entworfen wurden.

Ausgangspunkt waren die Kriegsschäden aus dem 1. Weltkrieg. Nach dem Krieg wurden nur Notfenster eingesetzt. In den folgenden Jahrzehnten haben zahlreiche zeitgenössische Künstler die Gestaltung der neuen Fenster übernommen, so auch Marc Chagall.

Die Choruhr

Es ist leider nicht der lächelnde Engel.

Rechts ist der laqchende Engel.

Palais de Justice de Reims vom Place du Cardinal Lucon aus gesehen

Es ist schon fast 13.00 Uhr und der Hunger macht sich bemerkbar. Wir wollen gut aber bezahlbar essen. Das ist gar nicht so leicht in einer Stadt wie Reims, der Heimat des Champagner. Wir haben die Wahl zwischen sehr teuer oder Burger, Sushi und geschlossenen Restaurants. Bei einem Lokal mit einer tollen Speisekarte hätten wir vorher einen Tisch reservieren müssen. Schade! Wir irren etwas herum und die Zeit läuft uns weg.

Letztendlich sitzen wir nach einem großen Bogen auf der sonnigen Außenterrasse eines kleinen Lokals direkt hinter der Kathedrale und bestellen ein Menü complet für EUR 23,00/p.P. (ohne Getränke)

Getränke: Chablis (Lena), Affligem (H.W.)

Vorspeise:

Tourte Maison Champignons, Boudin blanc (Torte mit Champignons und Weißwurst vom Schwein)

Potage de Jour aux Légumes de saison (Gemüsesuppe)

Hauptgericht:

Pavé de Hoki rôti, sauce champagne, Riz (ein Stück Hoki/Fisch auf einer Buttersoße und Champagner-Aufguß und Reis)

Parmentier de Boeuf, Salade verte (überbackener Kartoffelauflauf mit Boeuf Bourguignon/Rindfleisch)

Dessert:

Tarte au citron Meringuée (Torte mit Zitrone und Baiser)

Tiramisu Maison

Satt und gut gelaunt machen wir uns auf den Rückweg. Und da wir schon mal in der Hauptstadt des Champagners sind, und bei „unserem“ letzten France Passion-Platz keinen Kontakt bekamen, erstehe ich kurzerhand an einer Verkaufsstelle des Produzenten Maquart & Bruyen zwei Flaschen des edlen Saftes.

Place Royal

Bei unserer Rückkehr am Stadion ist der Parkplatz mit Wohnmobilen voll belegt. Wenn wir nicht weiter wollten, wäre dieser Platz mit Sicherheit eine Überlegung für die Übernachtung wert. So aber fahre ich mit dem Finger auf der Landkarte entlang und schaue auf unserer geplanten Strecke nach Orten mit Wohnmobil-Stellplätzen. Dabei fällt mein Blick auf das gar nicht so weit entfernte La Cheppe an der D994, einem Zwischenstück von der D944 zur D3. Dort gibt es einen kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E bei einer der ältesten keltischen Festungen, die mehrere hundert Jahre später dem Hunnenkönig Attila als Lager gedient hat. So was hört sich doch interessant an.

Wir kommen auf der Strecke, wie auch gestern schon, an zahlreichen Soldaten-Friedhöfen des 1. Weltkriegs vorbei, und erreichen La Cheppe, eine Gemeinde mit ca. 330 Einwohnern und, so weit wir es überblicken können, keinerlei Infrastruktur. Aber der Stellplatz ist durch die Gemeinde hinweg bestens ausgeschildert. Entgegen unserer vorherigen Annahme sind wir nicht die ersten Wohnmobilisten, die hier übernachten wollen, und unser Kühlschrank und die Bar sind wie immer prall gefüllt.

Ich konnte mir erst nicht vorstellen, wie eine alte keltische Siedlung und der Hunnenkönig Attila zusammen passen können. Also habe ich die „Tante aus Amerika“ strapaziert und bin zur Erkenntnis gekommen – es passt.

Wir befinden uns also ganz in der Nähe einer alten Wallburganlage (Oppidum) der Gallier in einer Größenordnung von 300.000 qm. Die Befestigungsanlage der Siedlung bestand aus sieben Meter hohen Wällen mit Palisaden und einem vorgelagerten Graben. Dazu kamen natürliche Begrenzungen wie ein Sumpfbett und der Bach Noblette. Im Innenraum war die Siedlung nochmals durch eine Rundumpalisade geschützt.

das Haupttor

Sieben Meter hohe Wallanlage

der äußere Graben hinter dem Palisadenwall

Wacholder

Ob schon von Anfang an bei den Galliern drei Zugänge vorhanden waren, ist zu bezweifeln. Eher werden die Zugänge, wie auch das Kastell an der Südseite von den Römern errichtet worden sein. Auf jeden Fall war die Übernahme der Befestigungsanlage für die Römer eine sinnvolle Sache, lag sie doch an der Römerstraße Reims-Toul-Metz.

Tor des Kaisers

Tor des Kaisers

Und jetzt kommt genau über diese Straße der Hunnenkönig Attila ins Spiel. Attila’s Herrschaftsbereich lag eigentlich im heutigen Ungarn. Er konnte dadurch als strategisch wichtiger Machthaber zwischen West- und Ostrom auftreten.  Da er aber keine Einkünfte aus seinem losen Herrschaftsbereich hatte, der sich, da personenbezogen, sehr labil war, zog er mit seinen berittenen Hunnenheeren durch die Lande, überfiel und plünderte ganze Landstriche. Für ihn ging es nur um Plünderungen oder Tributzahlungen.

Nach einem Bündnis mit Westrom und ausbleibenden Tributzahlungen von Ostrom unter dem Kaiser Theodosius II., führte Attila zwischen 441 und 447 n.Chr. mehrere Feldzüge und drang dabei sogar bis zu den Thermopylen vor.

Als diese Geldquelle ausgeschöpft war verbündete er sich mit den Ostgoten und zog 451 mit geteilten Heeren über Worms bzw. Straßburg nach Mainz, teilte sich wieder in zwei Heere mit den Richtungen Metz/Reims und Köln/Amiens und eroberten Orleans. Damit stellte er sich gegen die Römer unter dem Feldherrn Flavius Aetius, und die Westgoten unter Theoderich I..

Auf dem Rückzug vor den herannahenden Römer und Westgoten soll es für den Hunnenkönig Attila bei der Schlacht auf den katalaunischen Feldern zu einer herben Niederlage gekommen sein. Die katalaunischen Felder können nicht genau zugeordnet werden. Liegen sie zwischen Chalons-en-Champagne und Troyes, und damit mehr in der Nähe von Troyes, oder im direkten Umfeld von Chalons, Auf jeden Fall liegt es nahe, dass Attila mit seinem Heer von Metz aus kommend sein Lager im Oppidum von La Cheppe errichtet hat. Vielleicht ist er aber auch von dort aus in seine letzte große Schlacht gezogen.

Westtor

Fläche des ehemaligen Kastells

Mittlerweile hat die Natur eingegriffen und einen beschützes Fleckchen Erde erschaffen.

Über den Tod Attilas ist nicht viel bekannt. Priskos berichtet, daß er bei den Feierlichkeiten zu seiner Hochzeit mit dem schönen Mädchen Ildico, durch zu große Erregung und Freude und einem Blutfluß aus der Nase zu Tode gekommen sei.

mystische Kelten- oder Hunnen-Opfergabe

So viel lernt man, wenn man sich einen interessanten Wohnmobil-Stellplatz aussucht, und dann auch noch persönliches Interesse an Attila und seinen Hunnen hat.

Tagesstrecke: 48 km

 

Donnerstag, 29.09.2022

Ich bin noch immer von den gestrigen Eindrücken begeistert. Redestoff ist auch am Morgen beim Frühstück und auch draußen mit den „Nachbarn“ genügend vorhanden. Plötzlich fährt ein kleiner Kastenwagen vor und ein Bauer bietet uns Kartoffeln, Salate, Weintrauben und Erdbeeren zum Kauf an. Ja, da greifen wir doch zu.

Mit vielen, vielen besonderen Eindrücken verlassen wir La Cheppe über die D977, D946 und D947 in Richtung Stenay. Und abermals säumen viele Soldatenfriedhöfe aus dem 1. Weltkrieg unseren Weg. Sie sind Zeugnisse eines menschenverachtenden Kampfauftrages. Und heutzutage geschieht es wieder, nur an anderer Stelle. Unterwegs haben wir bei einem Supermarkt für 169,7 ct getankt.

In Stenay angekommen, fahren wir auf den Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 9,40) gegenüber vom Sporthafen.

Stenay ist jetzt kein besonderer Ort, aber für uns ist er ein gemütlicher Fleck, wo wir seit vielen Jahren schon willkommen sind, und die Infrastruktur stimmt auch.

Blick auf den Canal de l’Est und die Meuse

Tagesstrecke: 95 km

 

Freitag, 30.09.2022

Bei meinem Gang zum Bäcker liegt noch Nebel über dem Canal de l’Est..

Die Heimreise geht weiter. Wenig später erleben wir die zwei Gesichter von Montmédy. Was so ein Stopp beim Supermarkt alles bewirkt. Wir starten die letzten Wunscheinkäufe in Frankreich, und tanken hier noch einmal voll (172,9 ct.), da der Diesel in Luxembourg und in Deutschland teurer ist.

Nach einigen Kilometern auf belgischen Landstraßen kommen wir auf die belgische A4, und die luxembourgische A6, A3 und A1. In Wasserbillig fahren wir von der Autobahn ab, Da wir kurz hinter der Grenze nach Deutschland auf der B49 aus alter Gewohnheit in der Pizzeria „Löwener Mühle“ zu Mittag essen möchten. Dabei fällt mir auf, dass wir in diesem Urlaub sehr oft Pizza/Spaghetti gegessen haben. Vielleicht sollten wir wieder mal nach Italien fahren.

Nun ist es nicht mehr weit bis zu den vielen Mosel-Stellplätzen. Ich möchte auf den Stellplatz in Longuich beim Weingut Feiten. Dort ist aber schon alles voll, bzw. reserviert. Bei der Weiterfahrt komme ich nicht auf die Moselstraße, sondern lande schnurstracks auf dem Wohnmobilhafen „Triolago“ mit V+E (Gebühr EUR 15,00/24 Std. inkl. Strom) in Riol. Warum nicht?

Mit noch etwas Sonne machen wir einen kleinen Spaziergang zurück, da Lena bei der Anfahrt einen Weinstand an der Mosel gesehen hat. Dort ist es toll und Rioler Winzer verkaufen ihren Wein, der uns richtig gut schmeckt. Und die Aussicht ist herrlich.

Als wir sehen, dass andere Gäste Teller mit „Mosel-Tapas“ haben, frage ich an der Theke nach, und erhalte zur Antwort, dass diese nur für geladene Gäste sind – wahrscheinlich Feriengäste. Aber so etwas wirft uns ja nicht um. Wir haben doch unseren eigenen Fundus.

Danach lassen wir den Abend ruhig ausklingen.

Tagesstrecke: 163 km

 

Samstag, 01.10.2022

Heute Nacht hat es geregnet und gestürmt. Es ist kein schönes Wetter für die letzten Kilometer.

Trotz allem kommen wir gut Nachhause. Auch wenn wir nicht nur Sonne hatten, war es sehr schön und wir haben unheimlich viel gesehen.

Tagesstrecke: 169 km

 

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