22.8. bis 28.8.2016 - 1582km
Montag, 22. August 2016
Es
gibt Wohnmobil-Fahrten, die derart spontan entstehen, dass wir uns über uns
selber wundern müssen. Aber das passt natürlich so. Ausgangspunkt unserer Fahrt
nach Holland war eine Frage von Ilse: „Wo kriegen wir denn für die Sigrid eine
schöne Tulpen-Vase her?“ Sigrid ist Ilses Schwester und hat Geburtstag. Gernot
antwortete ohne lange nachzudenken: „Sicher in Holland. Da kommen schließlich
auch die Tulpen her.“ Wir mussten beide über diesen Vorschlag lachen und
begannen gleichzeitig unsere Reise nach Holland zu planen.
Ausnahmsweise
haben wir unser WoMo diesmal gar nicht aus seiner Garage abholen müssen, denn
wir haben es seit unserer Fahrt in die Schweiz noch gar nicht gegen unseren
kleinen Ford Fiesta ausgetauscht. Wir mussten nur ein paar frische
Kleidungsstücke einpacken, Getränke kaufen und letztendlich noch unsere Vespa
auf den Motorrad-Träger hieven. Dann noch schnell dem Bankomaten ein bisschen
Geld rausgemolken, vollgetankt und um ca. 15 Uhr ab auf die Autobahn.
Als
Ziel haben wir uns die holländische Stadt Roermond auserkoren, da waren wir
schon einmal mit Nadja und Christian. Damals haben wir nur wenig von der Stadt
gesehen, diesmal wollen wir uns auch die Gegend rundherum etwas genauer
anschauen.
Nach
Roermond sind es von Innsbruck aus ca. 800 Kilometer, der Weg führte uns erst
über den Fernpass nach Reutte und von dort auf die deutsche Autobahn. Den Weg
kennen wir mehr als gut, wird wohl das achte oder neunte Mal sein, dass wir
heute nach Holland fahren.
Ohne
nennenswerten Verkehr und ohne jeden Stau sind wir gut vorangekommen, meistens
sind wir mit knapp über 80 km/h im LKW Verkehr mitgeschwommen. Wenn die Dichte
der Brummis dann mal wieder eine zu hohe war – zack – einmal kurz aufs Gaspedal
gedrückt, in kaum 25 Sekunden auf 110 km/h beschleunigt und schon haben wir die
ganze Elefanten-Herde hinter uns gelassen. Bis zum nächsten Konvoi halt…
Wie
üblich haben wir alle eineinhalb Stunden eine kleine Pause eingelegt, Füße
vertreten und so. Mittlerweile kennen wir wahrscheinlich jede
Autobahn-Raststätte und jeden zweiten Parkplatz auf dieser Strecke.
Bei
einbrechender Dunkelheit bemerkten wir, dass wir offenbar anderen Autofahrern
ziemlich in die Rückspiegel hineinblenden, ein paar Mal haben sich welche mit
der Warnblinkanlage beschwert. Wir sind aber natürlich nicht mit dem
Aufblend-Licht unterwegs, es ist nur so, dass unsere Vespa mit ihren gut 110
Kilo das WoMo hinten etwas niederdrückt und wir deshalb vorne ein klein wenig
in den Himmel hinauf leuchten. Zwar gibt es – theoretisch – einen Regler, mit
dem man so etwas ausgleichen könnte, aber wie gesagt, nur theoretisch.
Praktisch hat dieser Drehregler nie funktioniert, beim ÖAMTC hat uns der WoMo
Fachmann erklärt, dieses Teil sei beim Fiat Ducato meist schon bei der
Auslieferung unbrauchbar, das Ding sei viel zu kompliziert konstruiert. Wie
auch immer – es tut uns leid, wenn wir andere Autofahrer damit ein bisschen
nerven, aber wir können wohl nicht dagegen tun.
Nach
etwas über 500 Kilometern Fahrt wird bei unserem WoMo ein Tankstopp fällig,
also steuerten wir die nächstgelegene Zapfsäule an. Zwar wäre es meistens um
einige Euro billiger, wenn wir fürs Tanken kurz die Autobahn verlassen würden,
aber fast immer siegt die Bequemlichkeit. Heute waren wir über die Preise an
der Tankstelle sehr überrascht, richtiggehend verdutzt sogar. Denn die
ausgepreisten 1,089 Euro für den Liter Diesel mochten wir erst gar nicht
glauben, auf anderen Tankstellen lag der Preis durchwegs bei 1,30 Euro. Glück
gehabt, denn sogar auf der Diskont-Tankstelle in Innsbruck haben wir heute
Nachmittag um 0,005 Euro je Liter mehr bezahlt.
Nach
dem Tankstopp sind wir noch gut 100 Kilometer weitergefahren und haben uns dann
am Rasthaus Mosel eingeparkt. Für heute reicht’s, außerdem bringt es nichts,
wenn wir mitten in der Nacht in Roermond ankommen.
Schnell
noch ein Gute-Nacht-Bierchen, dann Katzenwäsche am Waschbecken und ab in die
Betten. Wir stehen direkt neben der Tankstelle auf dem PKW-Parkplatz, kein LKW
weit und breit, nur aus der Ferne wummern leise die Aggregate der
Kühl-Transporter vor sich hin.
Dienstag, 23. August
2016
Wir
haben eine ruhige Nacht verbracht und sind gegen 8 Uhr aus unseren Betten
gekrochen. Ein guter Kaffee hat uns schnell auf die Füße geholfen und nach
einer bescheidenen Morgentoilette haben wir uns dann wieder auf den Weg
Richtung Niederlande gemacht.
Roermond |
Roermond
liegt ja nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und weil wir
schon gestern den Großteil der 800 Kilometer-Fahrt hinter uns gebracht haben,
sind wir gegen 11 Uhr am Campingplatz eingetroffen. Der liegt sehr zentrumsnah
direkt an der Maas, ein schöner Platz.
Wir
checkten ein und suchten uns einen Platz auf der großen Wiese. Schatten war
nicht viel zu finden, jedes noch so kleine Bäumchen hatte bereits einen Nutzer.
Wurscht – wir stellten uns ganz in die Nähe des Stromverteilers, zum Sanitär-Haus
hatten wir es auch nicht weit. Wobei – Sanitärhaus ist etwas übertrieben, es
waren lediglich einige WCs und Duschen in Containern eingebaut. Aber alles
sauber und gepflegt, das ist auch während unseres Aufenthaltes stets so
geblieben. Zwar gibt es am Platz auch ein großes und relativ modernes
Wasch-Haus, das ist uns Bequemlingen zu weit entfernt, an die 200 Meter werden
es wohl sein...
Schnell
war auch die Vespa vom Träger geholt und schon in der ersten Stunde unseres
Aufenthaltes machten wir eine kleine Ausfahrt. Zuerst einmal nach Roermond
rüber, in die Innenstadt. Lustigerweise ist ausgerechnet heute Jahrestag
unseres Strafmandates, das wir vor zwei Jahren hier ausgefasst haben. Wir haben
uns damals die Freiheit genommen, die 97,50 Euro nicht zu bezahlen, vor allem
deshalb, weil das billiger kommt. Und die Holländer haben auch nie versucht,
die Summe einzutreiben, also haben wir es dabei bleiben lassen. Wahrscheinlich
verjährt das Knöllchen genau heute, kann uns aber wurscht sein, wir sind ja eh
nicht mit dem WoMo unterwegs.
Roermond
ist eine nette, kleine Stadt mit einer Fußgängerzone, in der stets mächtig
Betrieb ist. Eine der Hauptattraktionen der Stadt sind seine riesigen
Outlet-Center, die von kaufwilligen, ja geradezu kaufwütigen Menschenmassen
regelrecht gestürmt werden. Nix für uns, Danke – wir brauchen nichts…
Nach
dem Kurzbesuch in Roermond sind wir zuerst zum Platz zurückgefahren haben ein
kleines Päuschen gemacht und sind dann anschließend mit unserem Roller wieder
ins Umland von Roermond hinausgeritten. Es ist immer wieder herrlich, kreuz und
quer durch die Landschaft zu cruisen, kleine Dörfer zu durchfahren und immer
wieder spontan auf kleine und winzige Sträßchen und Wege abzubiegen. Immer
wieder gehen wir auf Feldwegen verloren, immer wieder finden wir den Weg zurück
auf größere Straßen, unsere beiden Landkarten leisten gute Dienste.
Nach
ein paar Stunden Fahrt hatten wir dann genug – irgendwo sind wir dann auf eine
autobahnartige Schnellstraße aufgefahren und mit einem guten Hunderter die
Strecke nach Roermond in wenigen Minuten zurückgebrettert.
Am
Platz sind wir dann als erstes unter die Dusche, dann war ein wenig Siesta
angesagt, natürlich haben wir später auch noch einen Pasch gemacht – Urlaub,
wie wir ihn mögen.
Vario mobil = nein danke! |
In
unmittelbarer Nähe zu uns steht ein Wohnmobil, das in etwa so groß ist wie ein
ausgewachsener Reisebus. In der riesigen Heckgarage transportiert der Besitzer
nicht nur eine fette Harley Davidson, sondern auch ein ordentliches
Schlauchboot mit Außenbord-Motor. Und natürlich ein E-Bike, falls der gute Mann
mal kacken gehen muss… Das WoMo hat sicher jenseits der 200.000 Euro gekostet,
ohne Harley und Boot, versteht sich. Uns freut es immer zu sehen, wenn es
Menschen finanziell gut geht, das gilt natürlich auch für diesen Camper. Der
grüßt uns immer ausnehmend freundlich, zu anderen Campern ist er unterkühlter.
Ilse meint, unser altes WoMo und unsere kleine Vespa erinnern den Mann
vielleicht daran, dass er auch einmal klein angefangen hat… Jedenfalls ist er
nicht unsympathisch und wir haben auch nicht den Eindruck, dass er seinen
Besitz zu sehr zur Schau stellt – seine tolle Habe lässt sich halt schlecht
verstecken. Übrigens ist er alleine unterwegs, auch wenn er immer zwei Stühle
bzw. zwei Liegen aufstellt…
Zum
Abendessen auszugehen sparen wir uns – wir sind zu lasch dafür und jausnen
lieber ein weiteres Mal Salami, Parmesan und Brot. Morgen kaufen wir uns dann
was ein, mal sehen.
Mittwoch, 24. August
2016
Die
Nacht war wieder sehr fein, heute zeigt sich das Wetter von seiner schönsten
Seite, schon am Morgen ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Also war schon nach
dem Kaffee klar, dass wir wieder eine Ausfahrt machen werden.
Gesagt
– getan, bald nach 9 Uhr waren wir schon wieder unterwegs, diesmal sind wir vom
Campingplatz einfach in eine andere Richtung abgebogen. Es würde zu sehr ins
Detail gehen, welche Orte, Örtchen, Weiler und Weilerchen wir durchfahren
haben, es war einfach wieder total lässig, Auf dem Moped ist man ja völlig
unabhängig, kann sich auf die schmalsten Pfade wagen, mit dem WoMo wäre das
undenkbar. Zwischendurch müssen wir unsere Vespa auftanken, die Tankwarte
grinsen immer, weil gerade einmal vier Literchen in den Tank passen.
DFG in Holland |
Zu
Mittag sind wir dann wieder zum Platz zurückgefahren, wir sind ja nie weiter
als 20 Kilometer von Roermond weg. Ein richtiges Mittagessen haben wir
ausfallen lassen, stattdessen haben wir ein bisschen was gejausnet, in der
Hitze ist man ja nie so wirklich hungrig.
Nach
der obligaten Siesta sind wir wieder auf unseren Roller gestiegen und haben
rund um Roermond weitere Kilometer abgespult, einfach ein Traum.
Später
am Nachmittag sind wir dann wieder in die Innenstadt von Roermond gefahren,
dort haben wir gestern schon einen JUMBO Supermarkt entdeckt. Viel haben wir
nicht eingekauft, ein paar Bratwürste, kleine Tomätchen und Brot. Die Würste
haben wir uns dann später im WoMo abgebraten, ein sehr gutes Abendessen.
Danach
haben wir wieder einmal einen Pasch geklopft und unter Scherzen, Lachen und
Blödeln ist es dann Mitternacht geworden. In die Betten – zack und weg. Wie
immer…
Donnerstag, 25. August
2016
Gestern
noch haben wir unseren Sonnenschutz am WoMo angebracht, denn vom frühen
Nachmittag an uns brennt die Sonne ganz ordentlich vors Häuschen. Viel bringt
die Markise nicht, aber am Vormittag bis gegen Mittag sitzen wir jetzt fein im
Schatten.
wir machen immer und überall eine gute Figur |
Nach
dem Frühstück hält es uns wieder nicht lange am Platz und wir rauschen erneut
ins Umland von Roermond hinein. Mit unserer wendigen Vespa fühlen wir uns wie
Queen und King of the Road und genießen den Fahrspaß in vollen Zügen.
Zu
Mittag fahren wir Richtung Roermond zurück und statten einem der Outlet-Center
einen Besuch ab. Uns locken aber nicht Versace, Swarovski oder Nike, sondern
schlicht und ergreifend das große, gelbe M für McDonalds. Direkt vor dem
Fastfood-Tempel stellen wir unser Moped ab und werden abgefüttert, wie man sich
das erwarten darf. Im Gegensatz zu Liechtenstein wird auch keiner unserer
Burger vergessen und auch die Rechnung für unser Essen beträgt nicht einmal die
Hälfte dessen, was wir vor ein paar Tagen im Fürstentum bezahlt haben.
Gesättigt
schwingen wir uns wieder auf unser treues Pferdchen und reiten erneut aus. Wir
können vom Herumfahren kaum genug kriegen, wir kommen mit der Vespa in
Gegenden, wo wir sonst niemals hingekommen wären. Wirklich lässig. Auch das
Wetter spielt voll mit, es ist wolkenlos, aber nicht brutal heiß, auch wenn
manche Thermometer bis 35 Grad anzeigen. Aber der ständige Fahrtwind lässt uns
das spielend leicht ertragen.
Am
späten Nachmittag fahren wir dann wieder auf unseren Campingplatz, der sich
mittlerweile – es geht ja aufs Wochenende zu – mehr und mehr zu füllen beginnt.
Noch ist Platz genug und wir haben uns ohnehin so hingestellt, dass wir
ungestört campen können.
Später
treibt und der Hunger noch einmal nach Roermond, hinein, mit ein, zwei Burgern
muss man schließlich nicht über den ganzen Tag kommen. Wir stellen unser Moped
direkt am Rande der Fußgängerzone ab und machen uns auf die Suche nach einem
Restaurant. Auf unserer ganzen Runde hat uns aber keines der Lokale wirklich
angesprochen, also landen wir am Ende in einem Pizza/Kebab Laden. Eine sehr
gute Wahl übrigens – der Wirt und das Personal (Türken?) waren sehr nett und freundlich,
das Essen (Kebab-Teller und Döner) wirklich gut und das Cola und das Bier
eiskalt. Was will man mehr?
Obwohl
vielleicht notwendig, verzichten wir auf einen Verdauungs-Spaziergang, heute
waren wir bereits genug unterwegs. Ach ja – eine Tulpen-Vase für Sigrid ist uns
auch noch nicht unter die Augen gekommen, auch wenn wir schon ein wenig danach
Ausschau gehalten haben. Aber das wird schon noch werden…
Am
Campingplatz haben wir dann noch einen Spätabend-Pasch im Freien gemacht, die
letzten Würfe absolvierten wir in nahezu völliger Dunkelheit. Auch heute sind
die zahlreichen Fliegen wieder ziemlich lästig, aber da kann man nix machen.
Wenigsten Fliegen und keine Moskitos oder Wespen, trösten wir uns mit der
Fliegen-Klatsche in der Hand…
Freitag, 26. August 2016
Nach
einer guten Nacht haben wir einen mindestens so guten Kaffee zu uns genommen.
Dann sind wir am Vormittag an den Lap-Tops gesessen und haben ein wenig an
unserem Blog und den Fotos gearbeitet, Ilse war zudem ein bisserl im Internet
unterwegs.
Dann
war wieder Vespa-Time und wir sind zum gefühlten fünfzehnten Mal ins Umland von
Roermont hinausgefahren. Bald einmal haben wir uns auf der Autobahn
wiedergefunden – auf einer richtigen. Das ist natürlich nur was für den
Notfall, unser Mopedchen geht allerhöchstens 95 km/h, da fühlen wir uns nicht
wirklich wohl. Also sind wir nach gut 12 Kilometer die nächstbeste Ausfahrt
raus, das war Montfort. Nettes Städtchen prinzipiell, es war uns aber nicht
besonders nach Sightseeing, also weiter. Wieder sind wir herrlich verloren
gegangen, haben uns auf Mini-Sträßchen wiedergefunden und als wir genug
Moped-Spaß gehabt haben, sind wir dem erstbesten Schild Richtung Roermond
gefolgt. Ein Traum – der Wind chillt herrlich, die 35 Grad spüren wir höchstens
an Kreuzungen.
die Türme von Roermond |
Wir
kehren zum Campingplatz zurück, parken unsere brave Vespa und schmeißen uns
unter die Dusche.
In
unmittelbarer Nachbarschaft haben wir eine Art mobile Frittenbude, mit Bänken,
Tischen, Sonnenschirmen und allem Drum-und-dran. Die hat zwar nur am Wochenende
offen – aber hey, wir haben Freitag und das gilt auch in Holland als
Wochenende! Die Frittenbude hat natürlich auch noch ganz andere Sachen zu
bieten als Fritten– Hot Dogs, Bratwurst und Burgers etwa. Vor allem auch
mega-riesige Cevapcici, die hier Frikadell XXXXL heißen und im Prinzip ein fast
schon grotesk langes Würstchen aus ca. 400 Gramm Hackfleisch sind – ungelogen.
Dazu Unmengen Zwiebel, Ketchup, Majo, die volle Dröhnung! Ein Wahnsinn – und
dazu nimmt sich Gernot auch noch eine Riesenportion Pommes – o.k., er hat ja
bei der Bestellung dieses Frikadellen-Ungetüms noch nichts von dessen wahrer
Dimension ahnen können. Ilse gibt sich mit Pommes allein zufrieden – gute Wahl.
Gernot teilt seine Hackfleisch-Überdosis dann noch ein bisschen mit Paula,
einem netten Hund, der mit seinen Frauchens und Herrrchens unter dem Nebentisch
Platz genommen hat.
Pappsatt
rollen wir an unseren Platz zurück und machen erst mal ein kleines Verdauungsschläfchen.
Später
fängt es dann rund um uns an, richtig laut zu werden – eine Runde
erlebnishungriger Damen hat sich in ihren Zelten angesiedelt und sie sind
unüberseh- und vor allem unüberhörbar voll auf Party gebürstet. Sofort fließt
der Hugo in Strömen, man hat zu wenige freie Hände für das ununterbrochen gereichte
Bier, die Witze werden von Minute zu Minute derber und die allgemeine
Lautstärke steigt indirekt proportional zur rasant schwindenden Nüchternheit.
Damenabend halt – voll o.k. Einmal muss Ilse ein bisschen knurren, weil eine
der Feierwütigen fünf Meter neben uns ihren PKW gestartet hat – sie fürchtete,
sonst nicht die Luftmatratze mittels Batteriestrom aufblasen zu können. Passt –
für die zwei Minuten wollen wir ein Auge zudrücken, denn ansonsten ist das
Laufenlassen eines Motors am Campingplatz ein absolutes No-go, sollte
eigentlich jedem denkenden Menschen klar sein.
Jedenfalls
störte uns die Damenrunde – alles späte Mädchen zwischen 45 und baldiger Rente
– relativ wenig, ihrem fortgeschrittenen Alter angemessen sind sie allesamt
Dank Hitze, Hugo und Holsteiner Pilsener recht rasch in Morpheus Armen gelegen.
So
wie auch wir – wahrscheinlich war es noch gar nicht Mitternacht, als wir die
letzten Lichter im WoMo ausknipsten.
Samstag, 27. August 2016
Heute
ist unser letzter Tag in Holland, es wird also wirklich Zeit, dass wir unsere
Mission erfüllen. Es gilt, eine originale, holländische Tulpen-Vase für Sigrid
zu kaufen – das wird doch wohl zu machen sein.
Für
unseren Beutezug stärken wir uns vorerst mit einem gepflegten Kaffee, danach
brechen wir nach Roermond auf.
Den
Weg in die kleine Stadt findet unsere Vespa mittlerweile fast schon alleine,
bereits nach zehn Minuten parken wir uns nahe der Fußgängerzone ein. Nach ein
paar wenig erfolgreichen Angriffen in verdächtige erscheinenden Geschäften,
kriegen wir von einer Einheimischen den Geheimtipp zugeraunt, dass es am
Bahnhof einen Blumenladen geben würde. Und wie wir aus lebenslanger Erfahrung
wissen, lassen sich in Blumenläden mitunter auch Blumenvasen finden – also auf
zum Bahnhof. Und tatsächlich haben die dort im Blumenladen derart viele Vasen
lagernd, dass sie geradezu gezwungen sind, diese zu verkaufen. Das ist unsere
Chance – wir wählen behutsam und sorgfältig aus, wägen die unterschiedlichen Modelle
gegeneinander ab und schlagen schließlich ebenso überraschend wie glashart zu.
Schnell werden wir mit der freundlichen Verkäuferin handelseins und eine
originale, holländische Tulpen-Vase – ganz in zeitlos elegantem, durchsichtigem
Glas gehalten – wechselt den Besitzer. Und sie wechselt von den Niederlanden
nach Österreich, möglicherweise war ihr rascher Auslands-Transfer bei ihrer
Entstehung noch gar nicht eingeplant. Wurscht – wir haben das
Geburtstagsgeschenk für Sigrid – Mission erledigt.
Mit
unserer filigranen Ware fahren wir bewusst vorsichtig zum Campingplatz zurück
und gönnen uns ob unseres Kauf-Erfolges erst mal eine kleine Pause. Wir haben
übrigens nicht nur die Tulpen-Vase gekauft, sondern auch noch ein paar
Kleinigkeiten für die Rückfahrt – Milch zum Beispiel und einen Marmor-Kuchen.
Wir gönnen uns ein kleines Käffchen und sind dann bereit für den Aufbruch.
Die
Pseudo-Vollgas-Party-Party-Truppe nebenan ist auch schon zum Großteil aus ihren
mittlerweile völlig überhitzten Zelten gekrochen – im Gegensatz zu einem
traditionellen Junggesellen-Abschied wird der vielfach vorhandene Brand aber
nicht mit Bier, sondern mit Mineralwasser und Kopfwehtabletten bekämpft.
Jedenfalls
ist das Lachen deutlich leiser und seltener geworden, etwas später restaurieren
sich alle und machen sich in die Stadt auf.
Auch
wir werden aktiv, packen alles zusammen, hieven unser Moped auf seinen Träger,
zahlen die Rechnung und machen uns sprichwörtlich vom Acker.
Noch
vor 16 Uhr sind wir vom Platz weg und jetzt heißt es für uns und unser Häuschen
Kilometer machen, denn Innsbruck liegt fast punktgenau 800 Kilometer entfernt.
flinke Regen und Hagel war angesagt |
Normalerweise
lässt sich über eine lange Autobahnfahrt wenig Interessantes berichten, heute
ist das anders. In der Nähe von Kerpen geraten wir in das heftigste Unwetter,
dem wir mit unserer Schnecke je ausgesetzt waren. Bald wurde der sintflutartige
Regen von Hagel abgelöst, die Hagelkörner waren mindestens so groß wie reife
Kirschen – mindestens. Natürlich war die einzige Unterführung in unserer Nähe
sofort besetzt, der Verkehr ist augenblicklich stillgestanden. Der Lärm im
Fahrzeuginneren war gleichzeitig gigantisch und erschreckend, unsere drei
Plexiglas-Dachhauben mussten sich einem echtem Härtetest unterziehen. Schnell
war die Fahrbahn von unzähligen Hagel-Schlossen übersät, die Dinger sind einen
halben Meter und höher wieder aufgesprungen. Schon geil auch! Und geil vor
allem auch deshalb, weil uns nix passiert ist. Also – fast nix. Denn
tatsächlich hat uns der Hagel eine Gummileiste vom Alkhoven aus ihrer
Führungsschiene heraus gehämmert, wir haben es erst bemerkt, als das Ding vom
Fahrtwind gegen das Blech gepeitscht wurde. Kein Problem für uns –
Mechaniker-Fachkraft Ilse ist mittels Hochbett-Leiter zum Alkhoven
hochgeklettert und hat die Gummileiste wieder dorthin befördert, wo sie
gefälligst hin gehört.
Reparatur beendet, es kann weitergehen |
So
rund um Mitternacht sind wir dann nahe Ulm auf einen Rastplatz gefahren und
haben uns für ein paar Stunden hingelegt. Innsbruck ist nur mehr knapp 300
Kilometer entfernt, nicht einmal 300.
Sonntag, 28. August 2016
Wir
haben es nicht eilig, vielleicht sind wir deshalb erst gegen halb 9
aufgestanden. Nach einem wunderbaren Kaffee sind wir dann wieder zurück auf die
Autobahn – bald werden wir daheim sein.
Skyline in Reutte |
Das
„bald“ hat sich dann leider als Wunschgedanke entpuppt – schon einige Kilometer
vor dem Füssener Tunnel war Schluss mit Lustig – Blockabfertigung. Der Stau hat
sich dann bruchlos über Reutte bis hin zum Fernpass durchgezogen, erst ab dem
Holzleiten-Sattel hatten wir wieder freie Fahrt. Wir werden wohl an die zwei
Stunden Zeit verloren haben – aber wir sind ja nicht auf der Flucht, sondern
auf der Fahrt. Auch wenn die Fahrt sich manchmal durchaus ziehen kann.
Jedenfalls
sind wir gut in Innsbruck angekommen – schon auf der Herfahrt haben wir neue
Reisepläne geschmiedet. Wann es weitergeht? Nur so viel sei verraten – wir
holen nicht mal unsere Vespa vom Motorradträger…
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