Sonntag, 28. August 2016

58. WoMo-Fahrt "Die originale Tulpenvase"

Innsbruck-Roermond-Innsbruck
22.8. bis 28.8.2016 - 1582km

Montag, 22. August 2016
Es gibt Wohnmobil-Fahrten, die derart spontan entstehen, dass wir uns über uns selber wundern müssen. Aber das passt natürlich so. Ausgangspunkt unserer Fahrt nach Holland war eine Frage von Ilse: „Wo kriegen wir denn für die Sigrid eine schöne Tulpen-Vase her?“ Sigrid ist Ilses Schwester und hat Geburtstag. Gernot antwortete ohne lange nachzudenken: „Sicher in Holland. Da kommen schließlich auch die Tulpen her.“ Wir mussten beide über diesen Vorschlag lachen und begannen gleichzeitig unsere Reise nach Holland zu planen. 
Ausnahmsweise haben wir unser WoMo diesmal gar nicht aus seiner Garage abholen müssen, denn wir haben es seit unserer Fahrt in die Schweiz noch gar nicht gegen unseren kleinen Ford Fiesta ausgetauscht. Wir mussten nur ein paar frische Kleidungsstücke einpacken, Getränke kaufen und letztendlich noch unsere Vespa auf den Motorrad-Träger hieven. Dann noch schnell dem Bankomaten ein bisschen Geld rausgemolken, vollgetankt und um ca. 15 Uhr ab auf die Autobahn.
Als Ziel haben wir uns die holländische Stadt Roermond auserkoren, da waren wir schon einmal mit Nadja und Christian. Damals haben wir nur wenig von der Stadt gesehen, diesmal wollen wir uns auch die Gegend rundherum etwas genauer anschauen. 
Nach Roermond sind es von Innsbruck aus ca. 800 Kilometer, der Weg führte uns erst über den Fernpass nach Reutte und von dort auf die deutsche Autobahn. Den Weg kennen wir mehr als gut, wird wohl das achte oder neunte Mal sein, dass wir heute nach Holland fahren.
Ohne nennenswerten Verkehr und ohne jeden Stau sind wir gut vorangekommen, meistens sind wir mit knapp über 80 km/h im LKW Verkehr mitgeschwommen. Wenn die Dichte der Brummis dann mal wieder eine zu hohe war – zack – einmal kurz aufs Gaspedal gedrückt, in kaum 25 Sekunden auf 110 km/h beschleunigt und schon haben wir die ganze Elefanten-Herde hinter uns gelassen. Bis zum nächsten Konvoi halt…
Wie üblich haben wir alle eineinhalb Stunden eine kleine Pause eingelegt, Füße vertreten und so. Mittlerweile kennen wir wahrscheinlich jede Autobahn-Raststätte und jeden zweiten Parkplatz auf dieser Strecke.
Bei einbrechender Dunkelheit bemerkten wir, dass wir offenbar anderen Autofahrern ziemlich in die Rückspiegel hineinblenden, ein paar Mal haben sich welche mit der Warnblinkanlage beschwert. Wir sind aber natürlich nicht mit dem Aufblend-Licht unterwegs, es ist nur so, dass unsere Vespa mit ihren gut 110 Kilo das WoMo hinten etwas niederdrückt und wir deshalb vorne ein klein wenig in den Himmel hinauf leuchten. Zwar gibt es – theoretisch – einen Regler, mit dem man so etwas ausgleichen könnte, aber wie gesagt, nur theoretisch. Praktisch hat dieser Drehregler nie funktioniert, beim ÖAMTC hat uns der WoMo Fachmann erklärt, dieses Teil sei beim Fiat Ducato meist schon bei der Auslieferung unbrauchbar, das Ding sei viel zu kompliziert konstruiert. Wie auch immer – es tut uns leid, wenn wir andere Autofahrer damit ein bisschen nerven, aber wir können wohl nicht dagegen tun.
Nach etwas über 500 Kilometern Fahrt wird bei unserem WoMo ein Tankstopp fällig, also steuerten wir die nächstgelegene Zapfsäule an. Zwar wäre es meistens um einige Euro billiger, wenn wir fürs Tanken kurz die Autobahn verlassen würden, aber fast immer siegt die Bequemlichkeit. Heute waren wir über die Preise an der Tankstelle sehr überrascht, richtiggehend verdutzt sogar. Denn die ausgepreisten 1,089 Euro für den Liter Diesel mochten wir erst gar nicht glauben, auf anderen Tankstellen lag der Preis durchwegs bei 1,30 Euro. Glück gehabt, denn sogar auf der Diskont-Tankstelle in Innsbruck haben wir heute Nachmittag um 0,005 Euro je Liter mehr bezahlt.
Nach dem Tankstopp sind wir noch gut 100 Kilometer weitergefahren und haben uns dann am Rasthaus Mosel eingeparkt. Für heute reicht’s, außerdem bringt es nichts, wenn wir mitten in der Nacht in Roermond ankommen.
Schnell noch ein Gute-Nacht-Bierchen, dann Katzenwäsche am Waschbecken und ab in die Betten. Wir stehen direkt neben der Tankstelle auf dem PKW-Parkplatz, kein LKW weit und breit, nur aus der Ferne wummern leise die Aggregate der Kühl-Transporter vor sich hin.
Coffee to go und Selfiestick

Dienstag, 23. August 2016
Wir haben eine ruhige Nacht verbracht und sind gegen 8 Uhr aus unseren Betten gekrochen. Ein guter Kaffee hat uns schnell auf die Füße geholfen und nach einer bescheidenen Morgentoilette haben wir uns dann wieder auf den Weg Richtung Niederlande gemacht.
Roermond 
Roermond liegt ja nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und weil wir schon gestern den Großteil der 800 Kilometer-Fahrt hinter uns gebracht haben, sind wir gegen 11 Uhr am Campingplatz eingetroffen. Der liegt sehr zentrumsnah direkt an der Maas, ein schöner Platz. 
Wir checkten ein und suchten uns einen Platz auf der großen Wiese. Schatten war nicht viel zu finden, jedes noch so kleine Bäumchen hatte bereits einen Nutzer. Wurscht – wir stellten uns ganz in die Nähe des Stromverteilers, zum Sanitär-Haus hatten wir es auch nicht weit. Wobei – Sanitärhaus ist etwas übertrieben, es waren lediglich einige WCs und Duschen in Containern eingebaut. Aber alles sauber und gepflegt, das ist auch während unseres Aufenthaltes stets so geblieben. Zwar gibt es am Platz auch ein großes und relativ modernes Wasch-Haus, das ist uns Bequemlingen zu weit entfernt, an die 200 Meter werden es wohl sein...
Schnell war auch die Vespa vom Träger geholt und schon in der ersten Stunde unseres Aufenthaltes machten wir eine kleine Ausfahrt. Zuerst einmal nach Roermond rüber, in die Innenstadt. Lustigerweise ist ausgerechnet heute Jahrestag unseres Strafmandates, das wir vor zwei Jahren hier ausgefasst haben. Wir haben uns damals die Freiheit genommen, die 97,50 Euro nicht zu bezahlen, vor allem deshalb, weil das billiger kommt. Und die Holländer haben auch nie versucht, die Summe einzutreiben, also haben wir es dabei bleiben lassen. Wahrscheinlich verjährt das Knöllchen genau heute, kann uns aber wurscht sein, wir sind ja eh nicht mit dem WoMo unterwegs.
Roermond ist eine nette, kleine Stadt mit einer Fußgängerzone, in der stets mächtig Betrieb ist. Eine der Hauptattraktionen der Stadt sind seine riesigen Outlet-Center, die von kaufwilligen, ja geradezu kaufwütigen Menschenmassen regelrecht gestürmt werden. Nix für uns, Danke – wir brauchen nichts…
Nach dem Kurzbesuch in Roermond sind wir zuerst zum Platz zurückgefahren haben ein kleines Päuschen gemacht und sind dann anschließend mit unserem Roller wieder ins Umland von Roermond hinausgeritten. Es ist immer wieder herrlich, kreuz und quer durch die Landschaft zu cruisen, kleine Dörfer zu durchfahren und immer wieder spontan auf kleine und winzige Sträßchen und Wege abzubiegen. Immer wieder gehen wir auf Feldwegen verloren, immer wieder finden wir den Weg zurück auf größere Straßen, unsere beiden Landkarten leisten gute Dienste.
Nach ein paar Stunden Fahrt hatten wir dann genug – irgendwo sind wir dann auf eine autobahnartige Schnellstraße aufgefahren und mit einem guten Hunderter die Strecke nach Roermond in wenigen Minuten zurückgebrettert.
Am Platz sind wir dann als erstes unter die Dusche, dann war ein wenig Siesta angesagt, natürlich haben wir später auch noch einen Pasch gemacht – Urlaub, wie wir ihn mögen.
Vario mobil = nein danke!
In unmittelbarer Nähe zu uns steht ein Wohnmobil, das in etwa so groß ist wie ein ausgewachsener Reisebus. In der riesigen Heckgarage transportiert der Besitzer nicht nur eine fette Harley Davidson, sondern auch ein ordentliches Schlauchboot mit Außenbord-Motor. Und natürlich ein E-Bike, falls der gute Mann mal kacken gehen muss… Das WoMo hat sicher jenseits der 200.000 Euro gekostet, ohne Harley und Boot, versteht sich. Uns freut es immer zu sehen, wenn es Menschen finanziell gut geht, das gilt natürlich auch für diesen Camper. Der grüßt uns immer ausnehmend freundlich, zu anderen Campern ist er unterkühlter. Ilse meint, unser altes WoMo und unsere kleine Vespa erinnern den Mann vielleicht daran, dass er auch einmal klein angefangen hat… Jedenfalls ist er nicht unsympathisch und wir haben auch nicht den Eindruck, dass er seinen Besitz zu sehr zur Schau stellt – seine tolle Habe lässt sich halt schlecht verstecken. Übrigens ist er alleine unterwegs, auch wenn er immer zwei Stühle bzw. zwei Liegen aufstellt…
Zum Abendessen auszugehen sparen wir uns – wir sind zu lasch dafür und jausnen lieber ein weiteres Mal Salami, Parmesan und Brot. Morgen kaufen wir uns dann was ein, mal sehen.

Mittwoch, 24. August 2016
Die Nacht war wieder sehr fein, heute zeigt sich das Wetter von seiner schönsten Seite, schon am Morgen ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Also war schon nach dem Kaffee klar, dass wir wieder eine Ausfahrt machen werden.
Gesagt – getan, bald nach 9 Uhr waren wir schon wieder unterwegs, diesmal sind wir vom Campingplatz einfach in eine andere Richtung abgebogen. Es würde zu sehr ins Detail gehen, welche Orte, Örtchen, Weiler und Weilerchen wir durchfahren haben, es war einfach wieder total lässig, Auf dem Moped ist man ja völlig unabhängig, kann sich auf die schmalsten Pfade wagen, mit dem WoMo wäre das undenkbar. Zwischendurch müssen wir unsere Vespa auftanken, die Tankwarte grinsen immer, weil gerade einmal vier Literchen in den Tank passen.
DFG in Holland
Zu Mittag sind wir dann wieder zum Platz zurückgefahren, wir sind ja nie weiter als 20 Kilometer von Roermond weg. Ein richtiges Mittagessen haben wir ausfallen lassen, stattdessen haben wir ein bisschen was gejausnet, in der Hitze ist man ja nie so wirklich hungrig.
Nach der obligaten Siesta sind wir wieder auf unseren Roller gestiegen und haben rund um Roermond weitere Kilometer abgespult, einfach ein Traum.
Später am Nachmittag sind wir dann wieder in die Innenstadt von Roermond gefahren, dort haben wir gestern schon einen JUMBO Supermarkt entdeckt. Viel haben wir nicht eingekauft, ein paar Bratwürste, kleine Tomätchen und Brot. Die Würste haben wir uns dann später im WoMo abgebraten, ein sehr gutes Abendessen.
Danach haben wir wieder einmal einen Pasch geklopft und unter Scherzen, Lachen und Blödeln ist es dann Mitternacht geworden. In die Betten – zack und weg. Wie immer…

Donnerstag, 25. August 2016
Gestern noch haben wir unseren Sonnenschutz am WoMo angebracht, denn vom frühen Nachmittag an uns brennt die Sonne ganz ordentlich vors Häuschen. Viel bringt die Markise nicht, aber am Vormittag bis gegen Mittag sitzen wir jetzt fein im Schatten.
wir machen immer und überall eine gute Figur
Nach dem Frühstück hält es uns wieder nicht lange am Platz und wir rauschen erneut ins Umland von Roermond hinein. Mit unserer wendigen Vespa fühlen wir uns wie Queen und King of the Road und genießen den Fahrspaß in vollen Zügen.
Zu Mittag fahren wir Richtung Roermond zurück und statten einem der Outlet-Center einen Besuch ab. Uns locken aber nicht Versace, Swarovski oder Nike, sondern schlicht und ergreifend das große, gelbe M für McDonalds. Direkt vor dem Fastfood-Tempel stellen wir unser Moped ab und werden abgefüttert, wie man sich das erwarten darf. Im Gegensatz zu Liechtenstein wird auch keiner unserer Burger vergessen und auch die Rechnung für unser Essen beträgt nicht einmal die Hälfte dessen, was wir vor ein paar Tagen im Fürstentum bezahlt haben.
Gesättigt schwingen wir uns wieder auf unser treues Pferdchen und reiten erneut aus. Wir können vom Herumfahren kaum genug kriegen, wir kommen mit der Vespa in Gegenden, wo wir sonst niemals hingekommen wären. Wirklich lässig. Auch das Wetter spielt voll mit, es ist wolkenlos, aber nicht brutal heiß, auch wenn manche Thermometer bis 35 Grad anzeigen. Aber der ständige Fahrtwind lässt uns das spielend leicht ertragen.
Am späten Nachmittag fahren wir dann wieder auf unseren Campingplatz, der sich mittlerweile – es geht ja aufs Wochenende zu – mehr und mehr zu füllen beginnt. Noch ist Platz genug und wir haben uns ohnehin so hingestellt, dass wir ungestört campen können.
Später treibt und der Hunger noch einmal nach Roermond, hinein, mit ein, zwei Burgern muss man schließlich nicht über den ganzen Tag kommen. Wir stellen unser Moped direkt am Rande der Fußgängerzone ab und machen uns auf die Suche nach einem Restaurant. Auf unserer ganzen Runde hat uns aber keines der Lokale wirklich angesprochen, also landen wir am Ende in einem Pizza/Kebab Laden. Eine sehr gute Wahl übrigens – der Wirt und das Personal (Türken?) waren sehr nett und freundlich, das Essen (Kebab-Teller und Döner) wirklich gut und das Cola und das Bier eiskalt. Was will man mehr?
Obwohl vielleicht notwendig, verzichten wir auf einen Verdauungs-Spaziergang, heute waren wir bereits genug unterwegs. Ach ja – eine Tulpen-Vase für Sigrid ist uns auch noch nicht unter die Augen gekommen, auch wenn wir schon ein wenig danach Ausschau gehalten haben. Aber das wird schon noch werden…
Am Campingplatz haben wir dann noch einen Spätabend-Pasch im Freien gemacht, die letzten Würfe absolvierten wir in nahezu völliger Dunkelheit. Auch heute sind die zahlreichen Fliegen wieder ziemlich lästig, aber da kann man nix machen. Wenigsten Fliegen und keine Moskitos oder Wespen, trösten wir uns mit der Fliegen-Klatsche in der Hand…

Freitag, 26. August 2016
Nach einer guten Nacht haben wir einen mindestens so guten Kaffee zu uns genommen. Dann sind wir am Vormittag an den Lap-Tops gesessen und haben ein wenig an unserem Blog und den Fotos gearbeitet, Ilse war zudem ein bisserl im Internet unterwegs.
Dann war wieder Vespa-Time und wir sind zum gefühlten fünfzehnten Mal ins Umland von Roermont hinausgefahren. Bald einmal haben wir uns auf der Autobahn wiedergefunden – auf einer richtigen. Das ist natürlich nur was für den Notfall, unser Mopedchen geht allerhöchstens 95 km/h, da fühlen wir uns nicht wirklich wohl. Also sind wir nach gut 12 Kilometer die nächstbeste Ausfahrt raus, das war Montfort. Nettes Städtchen prinzipiell, es war uns aber nicht besonders nach Sightseeing, also weiter. Wieder sind wir herrlich verloren gegangen, haben uns auf Mini-Sträßchen wiedergefunden und als wir genug Moped-Spaß gehabt haben, sind wir dem erstbesten Schild Richtung Roermond gefolgt. Ein Traum – der Wind chillt herrlich, die 35 Grad spüren wir höchstens an Kreuzungen.
die Türme von Roermond
Wir kehren zum Campingplatz zurück, parken unsere brave Vespa und schmeißen uns unter die Dusche.
In unmittelbarer Nachbarschaft haben wir eine Art mobile Frittenbude, mit Bänken, Tischen, Sonnenschirmen und allem Drum-und-dran. Die hat zwar nur am Wochenende offen – aber hey, wir haben Freitag und das gilt auch in Holland als Wochenende! Die Frittenbude hat natürlich auch noch ganz andere Sachen zu bieten als Fritten– Hot Dogs, Bratwurst und Burgers etwa. Vor allem auch mega-riesige Cevapcici, die hier Frikadell XXXXL heißen und im Prinzip ein fast schon grotesk langes Würstchen aus ca. 400 Gramm Hackfleisch sind – ungelogen. Dazu Unmengen Zwiebel, Ketchup, Majo, die volle Dröhnung! Ein Wahnsinn – und dazu nimmt sich Gernot auch noch eine Riesenportion Pommes – o.k., er hat ja bei der Bestellung dieses Frikadellen-Ungetüms noch nichts von dessen wahrer Dimension ahnen können. Ilse gibt sich mit Pommes allein zufrieden – gute Wahl. Gernot teilt seine Hackfleisch-Überdosis dann noch ein bisschen mit Paula, einem netten Hund, der mit seinen Frauchens und Herrrchens unter dem Nebentisch Platz genommen hat.
Pappsatt rollen wir an unseren Platz zurück und machen erst mal ein  kleines Verdauungsschläfchen.
Später fängt es dann rund um uns an, richtig laut zu werden – eine Runde erlebnishungriger Damen hat sich in ihren Zelten angesiedelt und sie sind unüberseh- und vor allem unüberhörbar voll auf Party gebürstet. Sofort fließt der Hugo in Strömen, man hat zu wenige freie Hände für das ununterbrochen gereichte Bier, die Witze werden von Minute zu Minute derber und die allgemeine Lautstärke steigt indirekt proportional zur rasant schwindenden Nüchternheit. Damenabend halt – voll o.k. Einmal muss Ilse ein bisschen knurren, weil eine der Feierwütigen fünf Meter neben uns ihren PKW gestartet hat – sie fürchtete, sonst nicht die Luftmatratze mittels Batteriestrom aufblasen zu können. Passt – für die zwei Minuten wollen wir ein Auge zudrücken, denn ansonsten ist das Laufenlassen eines Motors am Campingplatz ein absolutes No-go, sollte eigentlich jedem denkenden Menschen klar sein.
Jedenfalls störte uns die Damenrunde – alles späte Mädchen zwischen 45 und baldiger Rente – relativ wenig, ihrem fortgeschrittenen Alter angemessen sind sie allesamt Dank Hitze, Hugo und Holsteiner Pilsener recht rasch in Morpheus Armen gelegen.
So wie auch wir – wahrscheinlich war es noch gar nicht Mitternacht, als wir die letzten Lichter im WoMo ausknipsten.
Samstag, 27. August 2016
Heute ist unser letzter Tag in Holland, es wird also wirklich Zeit, dass wir unsere Mission erfüllen. Es gilt, eine originale, holländische Tulpen-Vase für Sigrid zu kaufen – das wird doch wohl zu machen sein.
Für unseren Beutezug stärken wir uns vorerst mit einem gepflegten Kaffee, danach brechen wir nach Roermond auf.
Den Weg in die kleine Stadt findet unsere Vespa mittlerweile fast schon alleine, bereits nach zehn Minuten parken wir uns nahe der Fußgängerzone ein. Nach ein paar wenig erfolgreichen Angriffen in verdächtige erscheinenden Geschäften, kriegen wir von einer Einheimischen den Geheimtipp zugeraunt, dass es am Bahnhof einen Blumenladen geben würde. Und wie wir aus lebenslanger Erfahrung wissen, lassen sich in Blumenläden mitunter auch Blumenvasen finden – also auf zum Bahnhof. Und tatsächlich haben die dort im Blumenladen derart viele Vasen lagernd, dass sie geradezu gezwungen sind, diese zu verkaufen. Das ist unsere Chance – wir wählen behutsam und sorgfältig aus, wägen die unterschiedlichen Modelle gegeneinander ab und schlagen schließlich ebenso überraschend wie glashart zu. Schnell werden wir mit der freundlichen Verkäuferin handelseins und eine originale, holländische Tulpen-Vase – ganz in zeitlos elegantem, durchsichtigem Glas gehalten – wechselt den Besitzer. Und sie wechselt von den Niederlanden nach Österreich, möglicherweise war ihr rascher Auslands-Transfer bei ihrer Entstehung noch gar nicht eingeplant. Wurscht – wir haben das Geburtstagsgeschenk für Sigrid – Mission erledigt.
Mit unserer filigranen Ware fahren wir bewusst vorsichtig zum Campingplatz zurück und gönnen uns ob unseres Kauf-Erfolges erst mal eine kleine Pause. Wir haben übrigens nicht nur die Tulpen-Vase gekauft, sondern auch noch ein paar Kleinigkeiten für die Rückfahrt – Milch zum Beispiel und einen Marmor-Kuchen. Wir gönnen uns ein kleines Käffchen und sind dann bereit für den Aufbruch.
Die Pseudo-Vollgas-Party-Party-Truppe nebenan ist auch schon zum Großteil aus ihren mittlerweile völlig überhitzten Zelten gekrochen – im Gegensatz zu einem traditionellen Junggesellen-Abschied wird der vielfach vorhandene Brand aber nicht mit Bier, sondern mit Mineralwasser und Kopfwehtabletten bekämpft.
Jedenfalls ist das Lachen deutlich leiser und seltener geworden, etwas später restaurieren sich alle und machen sich in die Stadt auf.
Auch wir werden aktiv, packen alles zusammen, hieven unser Moped auf seinen Träger, zahlen die Rechnung und machen uns sprichwörtlich vom Acker.
Noch vor 16 Uhr sind wir vom Platz weg und jetzt heißt es für uns und unser Häuschen Kilometer machen, denn Innsbruck liegt fast punktgenau 800 Kilometer entfernt.
flinke Regen und Hagel war angesagt
Normalerweise lässt sich über eine lange Autobahnfahrt wenig Interessantes berichten, heute ist das anders. In der Nähe von Kerpen geraten wir in das heftigste Unwetter, dem wir mit unserer Schnecke je ausgesetzt waren. Bald wurde der sintflutartige Regen von Hagel abgelöst, die Hagelkörner waren mindestens so groß wie reife Kirschen – mindestens. Natürlich war die einzige Unterführung in unserer Nähe sofort besetzt, der Verkehr ist augenblicklich stillgestanden. Der Lärm im Fahrzeuginneren war gleichzeitig gigantisch und erschreckend, unsere drei Plexiglas-Dachhauben mussten sich einem echtem Härtetest unterziehen. Schnell war die Fahrbahn von unzähligen Hagel-Schlossen übersät, die Dinger sind einen halben Meter und höher wieder aufgesprungen. Schon geil auch! Und geil vor allem auch deshalb, weil uns nix passiert ist. Also – fast nix. Denn tatsächlich hat uns der Hagel eine Gummileiste vom Alkhoven aus ihrer Führungsschiene heraus gehämmert, wir haben es erst bemerkt, als das Ding vom Fahrtwind gegen das Blech gepeitscht wurde. Kein Problem für uns – Mechaniker-Fachkraft Ilse ist mittels Hochbett-Leiter zum Alkhoven hochgeklettert und hat die Gummileiste wieder dorthin befördert, wo sie gefälligst hin gehört.
Reparatur beendet, es kann weitergehen
So rund um Mitternacht sind wir dann nahe Ulm auf einen Rastplatz gefahren und haben uns für ein paar Stunden hingelegt. Innsbruck ist nur mehr knapp 300 Kilometer entfernt, nicht einmal 300.

Sonntag, 28. August 2016
Wir haben es nicht eilig, vielleicht sind wir deshalb erst gegen halb 9 aufgestanden. Nach einem wunderbaren Kaffee sind wir dann wieder zurück auf die Autobahn – bald werden wir daheim sein.
Skyline in Reutte
Das „bald“ hat sich dann leider als Wunschgedanke entpuppt – schon einige Kilometer vor dem Füssener Tunnel war Schluss mit Lustig – Blockabfertigung. Der Stau hat sich dann bruchlos über Reutte bis hin zum Fernpass durchgezogen, erst ab dem Holzleiten-Sattel hatten wir wieder freie Fahrt. Wir werden wohl an die zwei Stunden Zeit verloren haben – aber wir sind ja nicht auf der Flucht, sondern auf der Fahrt. Auch wenn die Fahrt sich manchmal durchaus ziehen kann.
Jedenfalls sind wir gut in Innsbruck angekommen – schon auf der Herfahrt haben wir neue Reisepläne geschmiedet. Wann es weitergeht? Nur so viel sei verraten – wir holen nicht mal unsere Vespa vom Motorradträger…











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